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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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den Hefter gerade öffnen wollte, läutete das Telefon. Er hob ab.
    »Nachrichtenredaktion.«
    »Haben Sie was zum Schreiben zur Hand?«
    Louis Broom war überrascht. Fünf Jahre Journalismus hatten ihm so manchen verrückten Anruf beschert, aber mit dieser Frage hatte noch keiner angefangen. Er zog die Schreibtischschublade auf und nahm Notizblock und Kugelschreiber heraus.
    »Ja. Was kann ich für Sie tun?«
    Statt einer Antwort kam eine weitere Frage: »Haben Sie Ahnung von Kunst?«
    Louis runzelte die Stirn. Der Mann klang eigentlich gar nicht wie ein Spinner. Die Stimme war ruhig und ohne Hysterie; und da war auch nichts von jener atemlosen Intensität, wie sie für meschugge Anrufer typisch war.
    »Wie es der Zufall will, verstehe ich etwas davon.«
    »Gut. Hören Sie sehr aufmerksam zu, weil ich nichts wiederholen werde. Vorige Woche wurde in London der größte Schwindel in der Geschichte der Kunst durchgeführt.«
    Lieber Gott, dachte Louis, der Kerl ist also doch ein Spinner. »Wie ist Ihr Name, Sir?« fragte er höflich.
    »Halten Sie den Mund und machen Sie sich eine Notiz. Claypole und Company hat für neunundachtzigtausend Pfund einen Van Gogh mit dem Titel Der Totengräber gekauft. Und Crowforth hat für dreißigtausend einen Munch mit dem Titel Der hohe Stuhl erstanden.«
    Louis kritzelte wild, während die Stimme fortfuhr und insgesamt zehn Gemälde und Galerien nannte.
    Schließlich sagte der Fremde: »Die Gesamtsumme beläuft sich auf über eine halbe Million Pfund. Ich erwarte von Ihnen nicht, daß Sie mir glauben. Es ist jedoch Ihre Sache, die Angaben zu überprüfen. Wenn Sie dann Ihre Story gebracht haben, werden wir Ihnen sagen, warum wir es getan haben.« »Einen Moment noch -« Doch es klickte, und die Stimme war nicht mehr zu hören. Er legte auf.
    Dann lehnte er sich zurück, steckte sich eine Zigarette an und fragte sich, was er wegen des Anrufs unternehmen sollte. Einfach ignorieren konnte er ihn auf gar keinen Fall. Louis war sich zwar zu neunundneunzig Prozent sicher, daß es sich bei dem Anrufer um einen Spinner handelte, doch war es nicht selten das zähe Nachforschen bei dem einen Prozent, was die besten Skandale zutage förderte.
    Er überlegte: Sollte er den Nachrichtenredakteur verständigen? Aber der würde ihm wahrscheinlich sagen, er solle den Tip dem Kunstkritiker geben. Es war viel besser, die Sache auf eigene Faust anzugehen, und sei es nur, um eigene Ansprüche auf die Story geltend machen zu können.
    Er schlug im Telefonbuch unter Claypole nach und wählte dann die Nummer.
    »Haben Sie einen Van Gogh mit dem Titel Der Totengräber zum Verkauf?«
    »Nur einen Augenblick, Sir, ich werde es herausfinden.«
    Louis benutzte die Pause, um sich eine Zigarette anzustecken.
    »Hallo? Wir haben das betreffende Werk.«
    »Könnten Sie mir den Preis nennen?«
    »Einhundertundsechzigtausend Pfund.«
    »Besten Dank.«
    Louis rief bei Crowforth & Co. an und erfuhr, daß sie tatsächlich einen Munch mit dem Titel Der hohe Stuhl hatten, Verkaufspreis: 39 000 Pfund.
    Er dachte angestrengt nach. Die Sache schien hieb- und stichfest zu sein. Aber noch war der Zeitpunkt nicht gekommen, um über die Story zu reden.
    Wieder griff er zum Telefon.
    Professor Peter Schmidt hinkte an seiner Krücke in die Bar. Er war ein großer, energischer Mann mit blondem Haar und einem roten Gesicht. Trotz einer leichten Sprechbehinderung und seines starken deutschen Akzents war er in Oxford einer der besten Kunstdozenten gewesen. Obwohl Louis eigentlich Englisch studiert hatte, war er bei Schmidt regelmäßig Gasthörer gewesen, des geistigen Genusses wegen: Der Mann verfügte über umfassende Kenntnisse in Kunstgeschichte und verfocht überdies enthusiastische und ikonoklastische Theorien. Die beiden Männer hatten sich auch privat getroffen, um sich einen Drink zu genehmigen und hitzig über alles Mögliche zu debattieren.
    Schmidt wußte über Van Gogh mehr als irgend jemand sonst.
    Er entdeckte Louis, winkte ihm zu, hinkte herbei.
    »Die Stahlfeder an deiner verdammten Krücke quietscht noch immer«, sagte Louis.
    »Dann kannst du sie ja mit Whisky ölen«, erwiderte Schmidt. »Wie geht's dir, Louis? Und was soll diese ganze Geheimnistuerei?«
    Louis bestellte für den Professor einen großen Scotch. »Ich hatte ja Glück, dich noch in London zu erwischen.«
    »Kann man wohl sagen. Kommende Woche reise ich nach Berlin. Eine Hetzerei und das reine Chaos.«
    »Nett von dir, daß du gekommen

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