Der Modigliani Skandal
möchte ich, daß Sie den Erwerb veräußerlicher Wertpapiere arrangieren.«
»Sehr gern. Allerdings verlangen wir dafür eine Art Gebühr.«
»Natürlich. Legen Sie fünfhunderttausend Pfund in Wertpapieren an und lassen Sie den Rest auf dem Konto, für Ihre Gebühr sowie für diverse kleinere Schecks von mir und von meinem Partner.«
Der Manager machte sich auf dem Blatt Papier ein paar Notizen.
»Noch etwas«, fuhr Mitch fort. »Ich möchte ein Tresorfach mieten.«
»Sehr gern. Möchten Sie unser Tresorgewölbe persönlich in Augenschein nehmen?«
Donnerwetter, die machen's Räubern aber leicht, dachte Mitch. »Nein, das wird nicht notwendig sein. Aber wenn ich jetzt gleich den Schlüssel mitnehmen könnte ...«
Der Manager hob den Telefonhörer auf seinem Schreibtisch ab und sprach hinein. Mitch schaute aus dem Fenster.
»Ist schon unterwegs«, sagte der Manager.
»Gut. Wenn Sie die Wertpapiere gekauft haben, tun Sie die bitte ins Tresorfach.«
Ein junger Mann kam herein und gab dem Manager einen Schlüssel. Der Manager reichte ihn Mitch. Mitch erhob sich und schüttelte dem Manager die Hand.
»Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»War mir ein Vergnügen, Mr. Hollows.«
Eine Woche später rief Mitch die Bank an und erhielt die Auskunft, die Wertpapiere seien gekauft und ins Tresorfach getan worden. Er nahm einen leeren Koffer und fuhr mit der U-Bahn zur Bank.
Er ging in den Tresorraum hinunter, öffnete sein Fach und nahm sämtliche Wertpapiere heraus, um sie in seinen Koffer zu tun. Dann verließ er die Bank.
Er ging um die Ecke zu einer anderen Bank, wo er sich ein weiteres Tresorfach mietete. Er bezahlte dafür mit einem eigenen Scheck und mietete das Tresorfach unter seinem richtigen Namen. Sodann tat er den Koffer mit den Wertpapieren in dieses neugemietete Fach.
Auf dem Heimweg sah er eine Telefonzelle. Er betrat sie und rief eine Sonntagszeitung an.
5
Samantha betrat mit Tom die Black Gallery und schaute sich verwundert um. Der Raum erschien völlig verwandelt. Als sie das letzte Mal hier gewesen war, hatten noch überall Chaos und Verwirrung geherrscht; Gerümpel, Plastikplanen, Farbtöpfe, Handwerker. Jetzt sah es hier eher aus wie in einem eleganten Apartment: üppig mit Teppichen ausgelegt, geschmackvoll dekoriert; mit interessantem futuristischem Mobiliar und einem wahren Dschungel aus glänzenden Aluminium-Spotlights, die aus der niedrigen Decke hervorwuchsen.
Julian saß an einem Chrom-und-Glas-Schreibtisch unmittelbar neben der Tür. Als er Samantha sah, stand er auf und schüttelte ihr die Hand, Tom nickte er höflich zu.
Er sagte zu Sammy: »Es freut mich riesig, daß Sie die Eröffnung für mich übernehmen werden. Soll ich Sie herumführen?«
»Falls Sie trotz Ihrer Arbeit die Zeit erübrigen könnten«, sagte Samantha höflich.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich sehe nur Rechnungen durch und versuche sie per Telepathie verschwinden zu lassen. Kommen Sie nur.«
Julian hatte sich verändert, wie Samantha fand. Aufmerksam betrachtete sie ihn, während er ihnen die Gemälde zeigte und über die Künstler sprach. Sein mittellanges Haar war sehr gekonnt gestylt, so daß sich sein Etonboy-Aussehen ganz verloren hatte. Sein Äußeres besaß jetzt etwas Modern-Natürliches, und er sprach und bewegte sich mit auffälliger Selbstsicherheit. Vermutlich, dachte Samantha, hat er das Problem mit seiner Frau gelöst; oder aber das Geldproblem; vielleicht sogar beides.
Sein Geschmack in Kunstdingen gefiel ihr. Unter den ausgestellten Objekten gab es zwar nichts atemberaubend Originelles - abgesehen vielleicht von der Fiberglas-Skulptur im Alkoven -, doch waren es moderne und irgendwie gelungene Werke. Sachen von jener Art, wie ich sie bei mir vielleicht an die Wand hängen würde, dachte sie und fand, daß diese Formulierung ihre Gefühle sehr genau ausdrückte.
Sie beendeten den Rundgang bei der Tür. Samantha sagte: »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Julian.«
»... Ihr Diener, Madam.«
»Würden Sie uns eine Einladung zum Dinner im Haus Ihres Schwiegervaters verschaffen können?«
Er hob die Augenbrauen. »Wozu wollen Sie den alten Knilch kennenlernen?«
»Er fasziniert mich. Ich meine, was ist das für ein Mann, der sich eine Kunstsammlung im Wert von einer Million Pfund aufbaut und diese dann verkauft? Außerdem habe ich so das Gefühl, er ist mein Typ.«
Julian zuckte mit den Achseln. »Also wenn Sie's wirklich wollen - das macht weiter keine Mühe. Ich nehme
Weitere Kostenlose Bücher