Der Modigliani Skandal
begründeten Verdacht hören, verständigen sie die Polizei. Und sobald Scotland Yard Ermittlungen aufnimmt, kriegt garantiert irgendein Kriminalreporter von einer Tageszeitung davon Wind, und wir als Sonntagszeitung sind aufgeschmissen.«
»Louis, ich möchte, daß Sie's vom anderen Ende her angehen. Sie haben eine Story, und was immer Eddie auch entdecken mag - ein so'n Riesending von einer Fälschung ist genug. Versuchen Sie, diesen Renalle aufzuspüren. Finden Sie heraus, in welchem Zimmer im Hotel er gewohnt hat, wie viele Leute dort waren; und so weiter. Okay.«
Die beiden Journalisten verstanden. Ohne weitere Worte verließen sie den Raum.
Louis gab dem Rezeptionisten fünf Pfund, damit der ihn im Hotelregister nachschauen ließ. Für keinen Tag der vorangegangenen Woche war ein Renalle aufgeführt. Louis ging noch einmal alles sorgfältig durch. Das einzige irgendwie Auffällige war ein Mr. Eric Clapton. Er wies den Rezeptionisten auf den Namen hin.
»Ja, ich erinnere mich. Er hatte eine schöne französische Dame bei sich. Hieß Renault oder so ähnlich. Ich erinnere mich, weil für ihn ein Taxi mit einer ganzen Ladung Gemälde kam. Gab auch gute Trinkgelder.«
Louis notierte sich die Zimmernummer. »Wenn Gäste per Scheck bezahlen, tragen Sie dann in Ihre Unterlagen einen Vermerk über die betreffende Bank ein?«
»Ja.«
Louis gab ihm noch zwei 5-Pfund-Noten. »Können Sie mir die Adresse dieser Bank von Clapton besorgen?«
»Nicht sofort. Könnten Sie in einer halben Stunde wiederkommen?«
»Ich werde Sie aus meinem Büro anrufen.«
Um die Zeit totzuschlagen, ging er zu Fuß zu seinem Büro zurück. Als er dann im Hotel anrief, hatte der Rezeptionist die Antwort parat.
»Der Scheck war überdruckt mit dem Namen Hollows und Cox«, fügte er hinzu, »und unterschrieben von Mr. Hollows.«
Louis fuhr mit einem Taxi zur Bank.
Der Manager sagte zu ihm: »Wir geben niemals die Adressen von Kunden heraus, fürchte ich.«
Louis beschwor ihn: »Diese Kunden sind in eine große Fälschung verwickelt. Wenn Sie die Adressen jetzt nicht mir geben, werden Sie sie bald der Polizei geben müssen.«
»Nun, wenn und falls die Polizei die Adressen haben will, so soll sie sie bekommen - vorausgesetzt, daß das unter den gegebenen Umständen rechtens ist.«
»Wäre es für Sie kompromittierend, diese Kunden anzurufen? Wenigstens einen von ihnen? Und um ihre Erlaubnis zu bitten?«
»Warum sollte ich das tun?«
»Ich bin gern bereit, mich Ihrer Hilfe zu entsinnen, wenn ich meine Story schreibe. Es ist ja absolut nicht notwendig, daß die Bank in ein schiefes Licht gerät.«
Die Miene des Managers wirkte nachdenklich. Schließlich hob er den Telefonhörer ab und wählte. Louis prägte sich die Nummer ein.
»Es meldet sich niemand«, sagte der Manager.
Louis verließ die Bank. Von einer Telefonzelle aus rief er die Auskunft an, und es gelang ihm schließlich, mit der örtlichen Vermittlung verbunden zu werden. Das dortige »Fräulein vom Amt« nannte ihm ohne irgendwelche Umstände die zu der Nummer gehörende Adresse. Wieder nahm er sich ein Taxi.
Auf dem Fahrweg vor dem Haus stand ein mit Gepäckstücken vollbefrachteter Kombi. Mr. Hollows war mit seiner Familie gerade von einem Camping-Urlaub in Schottland zurückgekehrt. Er hantierte an den Stricken, mit denen allerlei Zeug auf dem Autodach festgezurrt war.
Daß irgendwer auf seinen Namen ein Bankkonto eröffnet hatte, gab ihm einen Schock. Nein, er hatte nicht die leiseste Ahnung, was das bedeuten mochte. Ja, er könne Louis ein Foto von sich leihen; er hatte zufälligerweise sogar einen Schnappschuß, der ihn mit seinem Freund Mr. Cox zeigte.
Louis nahm die Fotos und fuhr damit zur Bank zurück.
»Keiner dieser beiden Herren ist der Mann, der das Konto eröffnete«, sagte der Bankmanager.
Seine Besorgnis war jetzt unverkennbar. Er telefonierte mit Mr. Hollows, und seine Unruhe verstärkte sich noch. Er ließ sogar die Bemerkung entschlüpfen, daß eine Menge »über das Konto« gegangen sei. Es war in verkäufliche Wertpapiere umgewandelt worden, welche man sodann in das gemietete Tresorfach getan hatte.
Er führte Louis hinunter in den Tresorraum und öffnete das betreffende Tresorfach. Es war leer.
Louis und der Manager sahen einander an. Louis sagte: »Hier bricht die Fährte ab.«
»Hör dir dies an: ›Britanniens Kunstexperte Nummer eins, Mr. Jonathan Rand, hält die Gemälde für Werke des besten Kunstfälschers, den dieses Jahrhundert
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