Der Modigliani Skandal
deinen französischen Akzent vergessen.«
»Ach, du Scheiße«, fluchte Peter. Sie verließen die Telefonzelle.
Während sie zum Haus zurückgingen, sagte Mitch: »Was, zum Teufel, soll's. Das macht doch kaum einen Unterschied. Inzwischen ist denen sicher klar, daß da keine Franzosen mitgemischt haben. Brauchen sie sich nur noch auf England zu konzentrieren. Na und?«
Peter biß sich auf die Lippen. »Es beweist, daß wir nachlässig werden. Wir glauben schon, alles im Sack zu haben, am Ende sitzen wie noch selbst drin.«
»Bloß nicht gleich schwarz sehen.«
Anne spielte mit Vibeke im hellen Sonnenschein im Vorgarten.
»Bei dem schönen Wetter sollten wir einen Ausflug machen«, sagte sie.
Peter blickte zu Mitch. »Warum eigentlich nicht?«
Vom Bürgersteig draußen kam eine tiefe amerikanische Stimme. »Wie geht's denn den glücklichen Fälschern?«
Peters Gesicht wurde kreideweiß, er drehte sich um. Und atmete auf, als er die stämmige Gestalt und die weißen Zähne sah: Arnaz. Der Mann hatte ein Paket unter dem Arm.
»Sie haben mir einen Schreck eingejagt«, sagte Peter.
Lächelnd öffnete Arnaz die morsche Gartenpforte und trat in den Garten. »Kommen Sie ins Haus«, sagte Peter.
Die drei Männer gingen hinauf ins Atelier. Als sie sich setzten, schwenkte Arnaz ein Exemplar der Zeitung. »Ich gratuliere euch beiden«, sagte er. »Besser hätte auch ich die Sache nicht hingekriegt. Ich hab mir heute morgen im Bett buchstäblich den Arsch abgelacht.«
Mitch stand auf und tat, als wolle er Arnaz' Hinterteil betrachten. »Und wie haben Sie ihn wieder rangekriegt?«
Peter lachte. »Mitch, fang nicht schon wieder an zu spinnen.«
Arnaz fuhr fort: »Es war eine brillante Operation. Hab vorige Woche bei Claypole den Van Gogh gesehen. Hätte ihn um ein Haar gekauft.«
»Ist hoffentlich kein Risiko dabei, wenn Sie hierherkommen«, sagte Peter grübelnd.
Mitchs Stimme hatte einen feindseligen Klang. »Ich dachte, Sie hätten nur so aus Jux bei dieser Sache mitgemacht.«
»Das auch.« Arnaz lächelte wieder. »Aber im Grunde wollte ich mich davon überzeugen, wie gut ihr beiden seid.«
»Worauf, zum Teufel, wollen Sie hinaus?« fragte Peter mit aufsteigender Beklemmung.
»Ich hätt's gern, wenn eine Investition einen Profit abwirft, hab ich doch alles schon mal gesagt. Und deshalb möchte ich, daß jeder von euch noch eine Fälschung anfertigt. Für mich.«
»Daraus wird nichts, Arnaz«, sagte Peter. »Wir haben dies getan, um etwas zu beweisen, nicht um damit Geld zu verdienen. Jetzt setzen wir alles daran, um ungeschoren davonzukommen. Keine weiteren Fälschungen.«
Mitch sagte ruhig: »Ich glaube, da bleibt uns gar keine Wahl.«
Arnaz nickte nachdrücklich. Dann breitete er in einer Art von bittender Geste die Hände. »Hört, ihr beiden, es besteht keinerlei Gefahr. Niemand wird von diesen zusätzlichen Fälschungen wissen. Die Leute, die sie kaufen, werden nie ein Wort darüber sagen, daß sie reingelegt worden sind, weil sie damit zugeben würden, daß sie sich in dunkle Geschäfte eingelassen haben. Und außer mir wird niemand wissen, daß ihr die Fälscher seid.«
»Bin nicht interessiert«, sagte Peter.
Arnaz sagte: »Mitch weiß, daß ihr's tun werdet. Stimmt das nicht, Mitch?«
»Ja, du Saukerl.«
»Dann mach das mal deinem Freund Pete hier klar.«
»Arnaz hat uns am Arsch, Peter«, sagte Mitch. »Er ist der einzige auf der ganzen Welt, der uns an die Polizei verpfeifen kann. Dazu braucht's nicht mehr als einen anonymen Telefonanruf. Und dein Handel mit den Kunsthändlern, der ist längst noch nicht spruchreif.«
»Ja, und? Wenn er uns verpfeifen kann, wieso können wir dann nicht ihn verpfeifen?«
Mitch erwiderte: »Weil es keine Beweise gegen ihn gibt. Mit der Operation selbst hatte er nichts zu tun - ihn hat niemand gesehen, mich dagegen eine Masse von Leuten. Die könnten uns gewaltig durch die Mangel drehen: Gegenüberstellungen, Alibis für die fraglichen Tage und weiß Gott was noch. Er seinerseits hat nur eines getan, uns Geld gegeben - und zwar Bargeld, erinnerst du dich? Er kann alles abstreiten.«
Peter blickte zu Arnaz. »Wann wollen Sie die Fälschungen haben?«
»Guter Junge. Ich möchte, daß Sie's sofort erledigen.«
Anne steckte den Kopf durch die Tür. Sie hielt das Baby in den Armen. »He, ihr Burschen, machen wir nun unseren Ausflug oder nicht?«
»Tut mir leid, Liebling«, erwiderte Peter. »Das ist jetzt nicht möglich. Wir müssen etwas anderes
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