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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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tun.«
    Annes Gesicht spiegelte Enttäuschung wider. Sie verließ den Raum.
    Mitch sagte: »Was für eine Art von Gemälden wollen Sie denn, Arnaz?«
    Der Mann griff nach dem Paket, das er mitgebracht hatte. »Ich möchte zwei Kopien hiervon.« Er reichte es Mitch.
    Mitch öffnete das Paket und nahm ein gerahmtes Gemälde heraus. Verwundert, ja verwirrt, betrachtete er es. Dann las er die Signatur und pfiff.
    »Guter Gott«, sagte er verblüfft, »wo haben Sie das her?«

2
    Samantha setzte ihre Porzellantasse ab und beobachtete, wie Lord Cardwell ein Stückchen von einem Cracker abbiß, auf dem sich Blue Stilton türmte. Gleichsam gegen ihren Willen fand sie ihn sympathisch: ein hochgewachsener, weißhaariger Mann mit einer langen Nase und Lachfältchen in den Augenwinkeln. Im Laufe des Dinners hatte er ihr eine Menge intelligenter Fragen gestellt über die Arbeit einer Schauspielerin. Die Geschichten, die sie erzählte, schienen ihn wirklich zu interessieren und - mitunter - auch zu schockieren. Tom saß ihr gegenüber, und Julian hatte den Platz am Fußende des Tisches. Außer den drei Männern und ihr selbst war nur noch der Butler anwesend, und Samantha fragte sich, wo Sarah wohl sein mochte. Julian hatte sie mit keinem Wort erwähnt. Er sprach gerade enthusiastisch von einem Bild, das er gekauft hatte. Seine Augen glänzten, und er gestikulierte mit einer Hand. Er wirkte wie verwandelt, und es schien, als sei das Bild die Ursache dafür.
    »Modigliani verschenkte es!« sagte er. »Er schenkte es einem Rabbi in Livorno, der später ganz zurückgezogen in einem kleinen italienischen Dorf lebte und das Bild dorthin mitnahm. Und da ist es all diese Jahre gewesen - irgendwo an einer Wand in einer Bauernkate!«
    »Sind Sie denn sicher, daß es echt ist?« fragte Samantha.
    »Absolut. Es besitzt die charakteristischen Kennzeichen, ist von ihm signiert, und wir kennen seine Geschichte. Mehr kann man nicht verlangen. Im übrigen werde ich's bald von einem Spitzenexperten in Augenschein nehmen lassen.«
    »Das wollen wir doch hoffen, daß es echt ist«, sagte Lord Cardwell. Er steckte sich den letzten Krümel Käse in den Mund und lehnte sich auf dem hohen Eßzimmerstuhl zurück. Samantha sah, wie der Butler herbeiglitt und den Teller abräumte. »Es hat uns genug Geld gekostet.«
    »Uns?« fragte Samantha.
    »Mein Schwiegervater hat das Unternehmen finanziert«, sagte Julian hastig.
    »Komisch - einen verlorenen Modigliani hat auch eine Freundin von mir erwähnt«, sagte Samantha. Sie sah plötzlich nachdenklich aus. Ihr Gedächtnis ließ sie in letzter Zeit häufig im Stich. »Ich glaube, sie schrieb mir davon. Dee Sleign ist ihr Name.«
    »Muß sich um ein anderes Bild gehandelt haben«, sagte Julian.
    Lord Cardwell trank einen Schluck Kaffee. »Wissen Sie, ohne einen handfesten Ratschlag von mir hätte Julian diesen großen Coup wohl niemals gemacht. Du hast doch nichts dagegen, daß ich die Story erzähle, Julian.«
    Julians Miene war abzulesen, daß er durchaus etwas dagegen hatte, doch Cardwell sprach weiter.
    »Er bat um Geld für den Ankauf von Gemälden. Ich sagte ihm, ich sei ein Geschäftsmann, und wenn er von mir Geld haben wolle, müsse er mir zeigen, wie ich bei dem Handel einen Profit machen könne. Und ich gab ihm den Rat, die Nase in den Wind zu halten und einen wirklichen Fund zu machen -dann würde ich auch mein Geld für ihn riskieren. Wie man sieht, hat er sich das zu Herzen genommen.«
    Julian lächelte Samantha zu, als wollte er sagen: »Lassen Sie den alten Narren nur schwatzen.«
    Tom fragte: »Wie sind Sie Geschäftsmann geworden?«
    Cardwell lächelte. »Die Wurzeln, wenn Sie so wollen, reichen zurück bis in meine wilde Jugendzeit. Mit einundzwanzig hatte ich bereits alles erlebt, was sich gemeinhin erleben läßt: Ich war um den Globus gereist, vom College geflogen, hatte an Pferderennen und Flugzeugjagden teilgenommen - vom traditionellen Wein, Weib und Gesang ganz zu schweigen.«
    Er hielt einen Moment inne, blickte in seine Kaffeetasse und fuhr dann fort: »Mit einundzwanzig konnte ich dann über mein Vermögen verfügen, und ich heiratete. Im Handumdrehen war Nachwuchs unterwegs - nicht Sarah natürlich, sie kam erst viel später. Plötzlich wurde mir bewußt, wie unbefriedigend das sogenannte wilde Leben im Grunde war. Die Verwaltung unserer Ländereien interessierten mich allerdings nicht, ebensowenig kam für mich eine Tätigkeit in einer der Firmen meines Vaters in Frage. Also machte

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