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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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beugte sich vor und sprach leiser. „Frau Böttiger scheint ja eine nette und gute Person zu sein, aber sie hatte es mir und jedem anderen strikt untersagt, dich zu besuchen, kaum dass sie dich hier in diesen Wänden hatte.“
    Lewis nickte, denn das konnte er sich nur allzu gut ausmalen.
    Herder griff in seine Rocktasche und zog ein Schreiben heraus. „Hier, dies soll ich dir von Herrn Goethe überreichen. Selbst er durfte nicht an dich heran, was ihm jedoch nicht viel ausmachte. Er sagte, er habe sehr viel zu tun nach seiner Wiederkehr aus Frankreich, und das, was er dich wissen lassen will, könne er auch brieflich mitteilen.“
    Lewis ergriff das Schreiben und legte es neben sich. Er würde es später lesen.
    Herder redete weiter, war in seinem Überschwang kaum zu bremsen. „Herr Goethe hat aber gesagt, ich solle dir ausrichten, dass du zum Jahreswechsel in sein Haus eingeladen seiest. Er hätte dir schon im Sommer eine Plauderstündchen versprochen, hieß es, und es schien ihm angemessen, dieses Versprechen zu halten, sobald du wieder bei Kräften seiest.“
    Lewis zog ein Gesicht, ihm war der Gedanke an eine Feierlichkeit nicht sonderlich angenehm.
    Herder reagierte darauf mit gespielter Empörung. „Matthew! Bitte! Das kannst du dem Geheimrat nicht abschlagen. Zumal er es als Wiedergutmachung für all die Fährnisse sieht, in die du geraten bist ...“
    Lewis wollte etwas anmerken, doch Herder redete bereits weiter. „Außerdem bin ich auch eingeladen, und Friedrich kann auch anwesend sein, wenn er mag!“ Er nickte begeistert. „Sag doch zu ...“
    Lewis war von dieser Begeisterung reichlich überwältigt, und so bejahte er, einigermaßen abwesend. Irgendetwas wollte er doch noch ...
    Herder lächelte breit. „Schön! Dann sehen wir uns dort. Ich komme dich dann am Silvesterabend abholen. Doch jetzt muss ich fort, nach Jena, einiges erledigen.“ Er beugte sich wieder vor und senkte die Stimme. „Zudem hat mir Frau Böttiger nur eine kurze Zeitspanne zugestanden, in der ich dich vom Gesundwerden abhalten darf.“
    Herder stand auf und legte Lewis zum Abschied die Hand auf die Schulter. Lewis runzelte die Stirn. Die Übereiltheit Herders schien ihm seltsam, als wolle dieser einem Gespräch ausweichen. Er griff nach dessen Handgelenk und hielt es so fest wie möglich. Herder hob überrascht die Brauen.
    „Wilhelm“, begann Lewis, ohne Herder anzusehen, „was ist in jener Nacht geschehen?“
    Herder biss sich kurz auf die Unterlippe und sagte dann wie beiläufig: „Du hast es doch erfahren. Du träumtest schlecht, wandeltest im Schlaf und stürztest, auf den Kopf.“
    Lewis drückte fester auf Herders Handgelenk. Nun fiel ihm etwas ein. „Warum hatte ich dann diese Schmerzen am Hals? Als sei ich dem Henkersstrick mit Mühe entronnen? Wo ich doch träumte, man würge mich? Wie fügt sich das zusammen?“
    „Ich muss fort und kann nicht ...“, beschwor ihn Herder.
    „Was kannst du nicht? Mir die Wahrheit sagen?“
    Jetzt riss Lewis mit ungeahnter Kraft an Herders Handgelenk, bis dessen Gesicht auf einer Höhe mit dem seinen war.
    Er sah Herder ernst an. „Was hat sich wirklich zugetragen? Gib es zu: Es war tatsächlich Löber, der noch lebte und der mich nochmals zu morden versuchte.“
    Herder wand sich aus dem Griff, mit dem Lewis sein Handgelenk umfasst hatte, und trat einen Schritt zurück. In seinem Antlitz zuckte es. Dann setzte er sich wieder, wagte es kaum, Lewis anzusehen.
    „Nein, Matthew, es ...“, begann Herder und überlegte dann. Schließlich atmete er tief durch. Er sah zu Lewis hinüber, mit so gefestigten Gesichtszügen, wie es ihm nur irgend gelang. „Ich will ehrlich sein. Es ist nicht recht, dass wir es vor dir geheim halten, denn du musst gewarnt sein, selbst wenn keine Gefahr mehr von ihm droht.“
    Lewis schluckte. „Es war Löber, und ihr konntet ihn unschädlich machen.“
    „Ich wünschte, es wäre so einfach.“ Herder rieb sich die Stirn, auf der sich leichter Schweiß gebildet hatte. „Ja, es war Löber, den wir für tot gehalten hatten. Zu Recht, muss man sagen, denn ...“
    „Du hattest ihn doch mit deinem Schuss niedergestreckt, und er war in den Keller gestürzt und ...“ Dann glaubte er zu begreifen. „Löber war noch am Leben und konnte fliehen!“ Lewis rang die Hände, jetzt wo ihm die trügerische Sicherheit gewahr wurde, in der er in jenen Wochen gelebt hatte.
    Aber Herder schüttelte den Kopf. „In jenem Keller hat man Löber auch gefunden. Krafft

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