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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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dass es sich rasch herumsprechen wird, dass ein attraktiver und schlauer junger Mann neu in Weimar eingetroffen ist.“ Böttiger lachte. „Morgen geht es für ihn ja erst einmal nach Tiefurt zur Herzogin, das ist der erste Schritt zur weiteren Bekanntheit, und eine große Ehre dazu.“
    Lewis räusperte sich und beugte sich ein wenig vor. „Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf – ich bekomme den Eindruck, als wollten Sie mich ... verkuppeln?“
    Die Böttigers schwiegen kurz und tauschten einen Blick, aus dem Lewis wenig zu lesen vermochte. Dann sagte Böttiger unbekümmert: „Aber nein, aber nein. Es ist nur so, dass ein jeder Autor seine Muse braucht, nicht wahr? Es hat zwar nicht jeder so ein Glück wie ich – wobei ich nur auf den Herrn Geheimrat verweisen möchte ...“ Eleonore Böttiger konnte sich nicht entscheiden, ob sie ihrem Mann danken oder ihn rügen sollte und schnappte nur unentschieden nach Luft, wobei ihre Augen aufleuchteten.
    „Aber so es zum Erfolg führt, soll es so sein, und Sie, lieber Lewis, sollen doch nicht ungeküsst bleiben ... von der Muse.“
    Lewis glaubte zu spüren, dass nach den vorigen Auswirkungen von Scham und Wein der Anflug einer dritten Röte über sein Gesicht wanderte. Er gestattete es sich aber nicht, seinem Zorn Oberhand über die Höflichkeit gegenüber den Böttigers gewinnen zu lassen. Er fühlte sich bevormundet, ja gegängelt. Es gelang ihm, seine Augen nicht allzu schmal werden zu lassen. Allerdings presste er die Zähne zusammen, als er sagte: „Herr Böttiger, ich hatte Ihnen doch schon, als wir den Ort dieser Begegnung verließen, mitgeteilt, dass es sich anders verhält, als Sie annehmen.“
    Böttiger hatte den Stimmungsumschwung Lewis’ nicht bemerkt. „Aber weshalb denn nicht? Es ist doch nichts Verwerfliches daran ...“
    „Die junge Dame hat keineswegs in der Art mein Herz gerührt, wie Sie vielleicht denken, es ist vielmehr so, dass ...“ Lewis hatte, schon als er den Satz begonnen hatte, fieberhaft nach einer Ausrede gesucht, die für Außenstehende plausibel sein mochte. Er rettete sich in etwas Naheliegendes. „... sie mich an meine Mutter erinnerte. Ich musste ihr helfen.“
    Lewis tastete nach seinem Glas, während die Böttigers enttäuscht schauten. „Das tut uns leid“, begann Eleonore Böttiger. „Ihre werte Frau Mutter, die verschiedene ...“
    „Bitte?“, fragte Lewis, und Böttiger erklärte. „Ihre verstorbene Frau Mutter ...“ Lewis nickte eilig, dann nahm er die Bewegung zurück und ließ den Kopf sachte sinken.
    „Oh ja.“ Er trank. Als er das Glas absetzte, bedauerte er die Böttigers, die nach der vorherigen frohgemuten Stimmung nun traurig über den Tisch schauten. Lewis war erstaunt, dass das Paar so betroffen auf dieses Thema reagierte, und es tat ihm leid, dass er mit dem heiklen Thema seiner Mutter gekontert hatte, zumal ... er schob den Gedanken beiseite und sprach rasch in die Stille hinein. „Aber Sie müssen sich keine Sorgen um meine Arbeit machen. All das hier, die freundliche Atmosphäre, ist Musenkuss genug. Endlich finde ich hier die Möglichkeiten zu schreiben: In Paris war die Stadt selbst zuviel Hemmnis, und noch weiter zurück, ich erinnere mich an Oxford, dort musste ich meine Schriften verbergen, war also keineswegs mit Freiheit im Geiste gesegnet. Also, bitte, seien Sie ebenso guten Mutes wie ich.“
    Die Böttigers nickten. Ein wenig mechanisch, wie Lewis argwöhnte. Ihm war die drückende Stimmung unangenehm, so entsann er sich des Gesprächs über den humorvollen Wieland.
    „Herr Böttiger, Sie sprachen doch über den großen Wieland und davon, wie er einen guten Scherz zu schätzen weiß. Meinen Sie, dass dies ihn nicht auch befähigt, die von Ihnen beklagten häufigen Umzüge zu ertragen?“
    Mit einem Mal schluchzte Eleonore Böttiger auf, presste die Hand auf den Mund. Ehe Böttiger sich rühren konnte, war sie mit einer tränenerstickten Entschuldigung vom Tisch au fgestanden und aus dem Raum gelaufen. Lewis sah ihr erschrocken nach, den Mund offen. Böttiger legte die Hand über die Augen, und sie bebte, als er mit den Fingern seine Stirn massierte.
    „Was habe ich gesagt?“, fragte Lewis zögerlich und kläglich. „Wie konnte ...“
    Böttiger sah auf, und seine Augen glänzten feucht. Der unglückliche Blick auf dem sonst so frischen Gesicht erschreckte Lewis, und er fürchtete das, was jetzt kommen mochte. Böttiger atmete tief durch, doch seine Atemzüge waren unregelmäßig,

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