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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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sich reumütig ins Kloster zurück, oder wir werden ihn und seine verblendeten Diener vom Antlitz der Erde tilgen – hier und heute! Reitet mit mir für unseren Herrn Jesus Christus!«
    Alle Ritter zogen ihre Schwerter und riefen: »Für die Heilige Kirche! Für Jesus Christus!«
    Dann setzte sich der Zug in Bewegung. Die Burgtore wurden geöffnet, die Zugbrücke heruntergelassen. An der Spitze ritten zwei Fahnenträger, dahinter folgten Arnold, Anselm und Rainald. Konrad ritt gleich hinter ihnen in der dritten Reihe, an der Seite von Gilbert und Wolfram. Gilbert wirkte ganz entrückt, selbst jetzt während des Rittes ins Gebet vertieft. Konrad erschien er mehr denn je wie ein Heiliger. Hinter ihnen folgten alle anderen Ritter.
    Als Arnolds Männer aus der Burg zogen, verstummte Radulf. Eine unheilvolle Stille legte sich auf das weite Tal. Sie zogen hinunter zu Arnolds Heer, das unterhalb der Burg am Nordrand der Vineberger Wiesen aufmarschiert war. Im Süden des großen, leicht abschüssigen Weidelandes stand Radulfs Streitmacht. Anselm ließ die Ritter vor dem Fußvolk Position beziehen, immer zwanzig Reiter in einer Reihe. Konrad wurde ein Platz in der ersten Schlachtreihe zugewiesen, gleich zur linken Seite seines Vaters. Zur Rechten des Marschalls nahm der Erzbischof Aufstellung und links von Konrad der Burgvogt, Rainald von Falkenstein.
    Die Streitrösser der Ritter schnaubten und scharrten unruhig mit den Hufen. Konrad fühlte sich plötzlich schrecklich fehl am Platze. Angst stieg in ihm hoch. Aber dann musste er an seine Schwester Brigid denken und hatte das Gefühl, dass die kleine goldene Sonne auf seiner Brust zu leuchten anfing und von dort eine feurige Wärme in sein Herz floss, die ihm Mut und Kraft verlieh. Er dachte an Hannah, mit der er auf große Fahrt gehen würde, und an den weisen Joseph ben Yehiel, dessen Tod nicht ungesühnt bleiben sollte.
    Gilbert und Wolfram warteten vor der Schlachtreihe. Anselm nickte ihnen zu, dann ritt er allein bis in die Mitte des freien Feldes zwischen den beiden Fronten. Dort hob er die Hand und rief zu Radulf hinüber: »Wir sind bereit, zu verhandeln! Wir schicken Euch zwei Gesandte! Sie kommen unbewaffnet und in Frieden!«
    Einen Moment herrschte schweigen, dann war es Radulf selbst, der die Antwort zu ihnen herüberschrie. Von hier aus war er weit weg, inmitten seiner Gefolgsleute. Mit seinem weißen Gewand stand er auf dem Pferdewagen, der ihm als Tribüne diente, den schwarzen Mönch neben sich. Radulf antwortete: »Sie sollen kommen! Ich bin bereit, mit ihnen zu sprechen!«
    Gilbert und Wolfram saßen auf und ritten zu Anselm, wo sie kurz anhielten. Konrad sah, dass Anselm ein paar Worte mit ihnen wechselte, konnte aber nicht verstehen, was er sagte. Wahrscheinlich wünschte er ihnen Glück und Gottes Segen. Dann ritten sie weiter bis vor die Reihen der Feinde.
    Dort saßen sie beide ab. Zwei Männer traten vor, übernahmen ihre Pferde, und für Gilbert und Wolfram bildete sich in dem Wall aus Kämpfern eine schmale Gasse, durch die sie nach hinten geführt wurden. Auch ihre Pferde wurden nach hinten gebracht. Dann schlossen sich die Reihen wieder, und die beiden Gesandten waren nicht mehr zu sehen. Radulf und sein Dolmetscher stiegen von dem Wagen und tauchten ebenfalls in der Menge unter.
    Konrad verspürte plötzlich ein starkes Verlangen zu beten. Er betete still für die beiden, bat um göttlichen Schutz für sie und darum, dass Gilberts Güte und liebevolle Frömmigkeit Radulfs durch Hass verhärtetes Herz erweichen möge.
    Anselm ritt zu seinem Heer zurück. Dann warteten sie. Konrad empfand die Stille jetzt als noch bedrückender. Er vertrieb sich die Zeit, indem er Radulfs Heer genauer studierte, soweit das auf die Entfernung möglich war. Pferde hatten sie nicht viele. Das Fußvolk war gegenüber dem erzbischöflichen Heer besorgniserregend stark in der Überzahl, aber viel schlechter ausgerüstet als Arnolds Mannen. Die meisten trugen keine Kettenhemden und statt Helmen nur einfache Lederhauben. Nur wenige hatten ein Schild.
    »Es dauert ganz schön lange«, sagte Rainald.
    Anselm saß auf seinem gewaltigen Streitross und starrte mit zusammengekniffenen Augen zu den Feinden, als könnte er die Menschenmasse mit seinem Blick durchdringen. »Verflucht!«, sagte er. »Die Diplomatie ist ein zähes Geschäft.«
    Die Morgensonne strahlte schon fast sommerlich warm auf ihre funkelnden Helme und Kettenhemden nieder, und Konrad fing an zu schwitzen. Es

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