Der Mönch und die Jüdin
werden! Ein Hoch auf Konrad von Berg!«
Die andern Ritter stimmten in den Hochruf ein. »Hoch! Hoch! Konrad von Berg!« Er wusste gar nicht, wie ihm geschah.
»Knappen!«, befahl Arnold. »Gürtet Konrad mit einem Schwert. Bringt ihm Kettenhemd und Helm. Er wird an unserer Seite reiten und ruhmreiche Taten zu Ehren Gottes vollbringen!«
Da sah Konrad Brigid. Sie hatte Tränen in den Augen, wandte sich rasch ab, sprang auf und rannte aus der Halle.
Anselm nahm Konrad beiseite. »Du musst das nicht tun«, sagte er. »Es ist viel zu gefährlich. Dir fehlt die nötige Ausbildung. Du kannst deine Teilnahme an dem Waffengang noch widerrufen. Ich rede mit Arnold. Das geht schon in Ordnung.«
Konrad blickte Anselm fest in die Augen. »Es geht mir nicht um Arnold«, sagte er. »Es geht mir um dich. Ich möchte an deiner Seite kämpfen, Vater. Ich bin dein Sohn.«
Da wurde Anselms hartes Gesicht plötzlich ganz weich. Er umarmte Konrad und drückte ihn an sich. »Dann soll es so sein«, sagte er.
***
Die versammelten Männer wollten gerade hinaus auf den Burghof gehen, um sich für den Waffenritt vorzubereiten, als Gilbert von Nogent vor Arnold und Anselm trat.
»Ihr Herren!«, sagte er. »Hört mich an! Soll nicht ein Vermittlungsversuch unternommen werden, soll nicht wenigstens versucht werden, dem Feind die Hand zur Versöhnung zu reichen, so wie unser Herr Jesus Christus es uns gelehrt hat, als er sagte, dass wir unsere Feinde lieben sollen?«
»Ehrenwerter Gilbert von Nogent, ich bin der Bischof für alle Schafe in meiner Herde«, erwiderte Arnold. »Das Gebot der christlichen Nächstenliebe ist für mich keine leere Floskel, sondern das Zentrum meines Denkens und Glaubens. Nicht Hass ist es, der mich in den Kampf ziehen lässt. Der Hass der Feinde ist es, der mich zwingt, das Leben meiner unschuldigen Untertanen, seien sie christlich oder jüdisch, als ihr Hirte und Fürst mit dem Schwert zu verteidigen. Würde der Feind seine Waffen niederlegen und aufhören, die mir Schutzbefohlenen mit seinem Hass zu verfolgen, würde ich ihm mit Freuden freien Abzug gewähren. Ihr seht also, mein Herz ist nicht durch Hass verhärtet. Doch wir alle haben Radulfs Wüten in Köln erlebt. Ich bezweifle, dass ein Vermittlungsversuch Aussicht auf Erfolg hätte.«
»Lasst es mich dennoch versuchen, Herr«, sagte Gilbert.
»Das ist doch Wahnsinn!«, rief Anselm. »Ihr würdet Euch in Todesgefahr begeben! Radulf ist niemand, mit dem man vernünftig verhandeln kann. Habt Ihr vergessen, wie es in Bonn vor der Kirche ausging?«
»Aber Radulf ist ein Mönch wie ich selbst«, erwiderte Gilbert. »Auch er hat einst ein Gelübde abgelegt, Jesus Christus nachzufolgen. Mag sein Herz auch noch so sehr vom Hass zerfressen und vergiftet sein, er ist doch ein Kind Gottes, das Anspruch auf Barmherzigkeit und Liebe hat. Und umso mehr haben es all jene, die auf dem Schlachtfeld ihr Leben lassen, wenn es zu einem Kampf kommt. Lasst mich einen Versuch machen, ihn umzustimmen und zum friedlichen Abzug zu bewegen. Wenn mein Versuch scheitert, sollen die Waffen sprechen.«
Der Erzbischof verneigte sich. »Gilbert, ich schätze und achte Eure hohe christliche Gesinnung. Eure Bitte soll Euch gewährt werden. Wenn Ihr Radulf dazu bewegen könnt, dem Hass abzuschwören, das Schweigegebot, das ich ihm auferlegen werde, zu halten und in sein Kloster zurückzukehren, und wenn seine verblendeten Anhänger ihre Waffen niederlegen, so will ich ihnen friedlichen Abzug gewähren.«
Konrad sah seinem Vater an, dass ihm die Sache gar nicht behagte. Anselm sagte jedoch nur: »Dann geht wenigstens nicht allein, Gilbert! Nehmt einen Dolmetscher mit. Radulf selbst spricht zwar Latein, doch Ihr werdet Euren Standpunkt besser vertreten können, wenn auch seine Anhänger Euch verstehen. Darauf, dass Radulfs Sprachrohr Eure Worte korrekt übersetzt, würde ich lieber nicht vertrauen.«
Wolfram, der Soldatenhauptmann, trat vor. »Ich will Gilbert begleiten! Als Gilbert vor einigen Tagen als Gast in unserem Rittersaal weilte, hat er wunderbare Dinge über das Hohelied und die Liebe gesagt, die mich tief beeindruckt haben. Darum will ich ihm jetzt zur Seite stehen und als Dolmetscher dienen.«
»So soll es sein!«, rief der Erzbischof.
Jetzt gingen alle hinaus in den Burghof. Anselm, der Heerführer, stieg auf die Stufen vor dem Bergfried, zog sein Schwert und rief mit mächtiger Stimme: »Ritter und Knappen! Sattelt die Pferde und gürtet euch! Ruhmreiche Taten zu
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