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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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den Unterhaltungen der anderen Mönche aufgeschnappt hatte. Als er Anselms Reaktion sah, ärgerte er sich und wünschte sich, er hätte geschwiegen.
    In Anselms Augen blitzte es wütend auf. »Du müsstest doch intelligent und verständig genug sein, um nicht jeden Unsinn nachzuplappern! Die wilden Leute, die wilden Leute? Was soll schon Besonderes an ihnen sein? Ob getauft oder Heide – alle Menschen sind manchmal friedlich und manchmal fuchsteufelswild. Wir Christen sind da keinen Deut besser als andere.« Konrad biss sich auf die Unterlippe und kam sich auf einmal sehr dumm vor. Allerdings, dachte er bei sich, waren Matthäus und die anderen Mönche dann auch nicht klüger. Denn schließlich hatte er alles, was er über die Wolkenburg und die wilden Leute gehört hatte, von ihnen. Aber wer sagte denn, dass der selbstgewisse Mönchsritter recht hatte? Vielleicht war die Burgherrin Anselm damals nur deshalb wie eine normale junge Frau erschienen, weil sie ihn ebenfalls mit ihrem dämonischen Zauber verhext hatte, so wie die anderen Burgleute.
    »Davon, dass Brigid von Falkenstein über Zauberkräfte verfügt, weiß ich nichts. Sie ist eine völlig normale junge Frau und Mutter. Und überhaupt ist mir noch nie ein Mensch mit Zauberkräften begegnet«, sagte Anselm. »Die Leute denken immer, dass irgendein böser Zauber am Werk ist, wenn ihnen etwas begegnet, das ihnen fremd ist und das sie nicht verstehen. Aber genau diese Engstirnigkeit ist der wahre böse Zauber!« Er schüttelte ärgerlich den Kopf. »Dagegen scheint wirklich kein Kraut gewachsen zu sein.«
    Plötzlich erregte ein Lärm bei der Burg ihre Aufmerksamkeit: Drei Reiter preschten durch das Tor und kamen direkt auf sie zu. Als sie herangaloppiert waren, blieben ihre Pferde schnaubend und tänzelnd stehen. Die Männer trugen keine schwere Kriegsrüstung, sondern leichte braune Ledermäntel. Sie hatten Bögen geschultert, und aus den Köchern an ihren Sätteln ragten gefiederte Pfeilschäfte. Ihre Pferde waren groß und stattlich, genau wie Anselms Ritterhengst.
    Einer der drei Ritter hob den Arm und sagte: »Seid gegrüßt! Ah, Anselm von Berg, wie ich sehe? Euer Kommen wurde uns angekündigt.«
    Der Mönchsritter nickte und deutete eine Verbeugung an. »Wolfram, Hauptmann der Burgvogtei! Seid gegrüßt.« Er machte Konrad und Matthäus mit dem Hauptmann bekannt.
    »Herr Rainald hat uns auf die Jagd geschickt, um die Tafel für das abendliche Gastmahl noch etwas zu bereichern«, sagte Wolfram.
    »Es wäre mir ein Vergnügen, Euch zu begleiten«, sagte Anselm zu Konrads Überraschung.
    »Ihr steht in dem Ruf, ein ebenso ausgezeichneter Jäger wie Schwertkämpfer zu sein. Es ist uns eine Ehre«, antwortete Wolfram.
    Mit einem Seitenblick auf Konrad und Matthäus sagte Anselm: »Welche Freude, einmal wieder mit Reitern unterwegs zu sein, statt mit Fußgängern.« Matthäus verzog das Gesicht, und auch Konrad fand die Bemerkung unpassend. Niemand hatte Anselm gezwungen, mit ihnen zu reisen. Er hätte durchaus vorausreiten können, wenn er es gewollt hätte. Andererseits, dachte Konrad sofort, war es natürlich ein großes Glück, dass Anselm sie begleitet hatte. Sonst hätten ihnen die Räuber die Kehlen durchgeschnitten.
    Der Mönchsritter schwang sich in den Sattel und sagte zu seinen beiden Reisebegleitern: »Geht schon voraus in die Burg! Ich komme später nach.« Mit einem ironischen Unterton in der Stimme fügte er hinzu: »Und nehmt Euch vor den Zauberkünsten der Herrin in Acht.«
    Wolfram und die beiden anderen Ritter lachten, und dann galoppierten die vier Reiter davon.
    Jetzt, wo Anselm nicht mehr bei ihnen war, sehnte sich Konrad wieder ins vertraute Kloster zurück. Unsicher schaute er sich um. Auf den zum Rhein hin sanft abfallenden Hängen unterhalb des eigentlichen Burgbergs erstreckten sich ausgedehnte Wiesen, wo Pferde, Ziegen und Kühe weideten. Im Osten lag der Rand der endlosen Wälder, wo Konrad nun Anselm und die drei erzbischöflichen Ritter in einem Hohlweg verschwinden sah, der zwischen großen Buchen hindurchführte. Mächtig, so dass ein Mensch sich bei ihrem Anblick klein wie eine Maus fühlte, ragte die Burg vor ihnen auf.
    Matthäus seufzte. »Warum muss er uns ausgerechnet jetzt allein lassen?« Nach einem erneuten Seufzer sagte er: »Also gut. Komm, wagen wir uns hinein in diesen Sündenpfuhl.«
    Von den Wiesen schwang sich eine schmale Straße hinauf zum Burgtor, das von zwei imposanten runden Wehrtürmen umrahmt war.

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