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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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dafür hat Egmund sich interessiert«, sagte Rainald verächtlich. »Er und seine Kumpanen wollten nur quälen und einem Unschuldigen Schmerz zufügen. Nun, gut für uns.« Er brach das Siegel und fuhr mit dem Zeigefinger an den Schriftzeilen entlang. »Die Nachricht ist für Euch, ehrwürdiger Magister.« Er reichte den Brief an Gilbert von Nogent weiter.
    Gilbert las den Brief aufmerksam durch und sagte dann: »Oh, mein Amtsantritt im Kloster Neuwerth wird sich noch etwas verzögern. Der Erzbischof möchte, dass ich nach Köln zurückreise, um ihn bei einem Häretikerprozess zu beraten. Prior Matthäus, Ihr müsst also ohne mich zum Kloster zurückkehren und mich dort einstweilen vertreten.«
    Matthäus schwankte vom vielen Wein. Sigismund stützte ihn. Konrad ärgerte sich über seinen Freund. Wieso hatte er so viel trinken müssen, obwohl er den Wein nicht gewohnt war? »Ganz wie Ihr wünscht«, murmelte Matthäus undeutlich. Vor diesen hohen Herren war sein Zustand recht peinlich!
    Nun schaute Gilbert Konrad an. »Würde es Euch Freude machen, mich zu begleiten? Wie Ihr mir sagtet, habt Ihr noch nicht viel von der Welt gesehen. Von hier bis Köln sind es nur zwei Tagesritte. Ihr hättet Gelegenheit, Euch die Stadt anzuschauen.«
    Köln. Die große Stadt Köln. Aber … Konrad blickte betreten zu Boden, dann wagte er es, Gilbert anzuschauen, und sagte: »Leider … kann ich … nicht reiten.«
    Gilbert lächelte, und auch Rainald lachte schallend. »Ist das die Möglichkeit?«, rief der Burgvogt. »Ein junger Mann in Eurem Alter, der noch nie auf dem Rücken eines Pferdes gesessen hat? Da muss aber dringend Abhilfe geschaffen werden!«
    »Der Häretikerprozess beginnt erst in einigen Tagen«, sagte Gilbert. »Wenn wir Herrn Rainalds Gastfreundschaft noch etwas länger in Anspruch nehmen dürfen, genügt es, dass wir übermorgen aufbrechen. Dann hättet Ihr morgen den ganzen Tag Zeit, Euch mit der Fortbewegung zu Pferde vertraut zu machen.«
    Anselm sagte: »Es freut mich, dass dir Gilbert diesen Vorschlag gemacht hat, denn sonst hätte ich selbst dir angeboten, mit mir nach Köln zu kommen. Ich würde dich gerne dem Erzbischof vorstellen.«
    Konrad war überrascht. Nie hätte er damit gerechnet, dass Anselm ihm so etwas vorschlagen könnte. Aber dann dachte er: Ich beim Erzbischof? Was soll ich denn bei diesem hohen Herrn?
    Und er hatte schreckliche Angst vor Pferden. Sie waren groß und ungeheuer hoch. Außerdem hatten sie einen unberechenbaren Charakter und warfen ihre Reiter allzu oft einfach ab! Bei einem Sturz aus solcher Höhe konnte man sich womöglich sämtliche Knochen brechen. Im Kloster hatte nie die Notwendigkeit bestanden, reiten zu lernen oder sich überhaupt mit Pferden abzugeben. Aber bisher war Konrad ja auch noch nie gereist.
    »Bei allen Heiligen!«, hörte er den Burgvogt dröhnend sagen, »wenn Ihr es morgen bis Sonnenuntergang nicht schafft, ohne Euch zu blamieren auf einem Pferderücken zu sitzen, will ich nicht länger Rainald von Falkenstein heißen! Und ich bin sicher, dass sich in unseren Ställen ein geeignetes Pferd für Euch finden lässt.«
    Konrad lächelte gequält. Wolfram, der Reiterhauptmann, klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. »Macht Euch keine Sorgen, mir ist noch kein Mann begegnet, der nicht reiten gelernt hätte. Man muss nur wollen.« Aus der Krankenstube hörte man, dass Brigid und Sigismund sich nach Kräften bemühten, das Leben des Botenreiters zu retten. Die Lust auf weitere Geselligkeit im Rittersaal schien nun allen vergangen zu sein. Die Gästezimmer der Burg lagen im zweiten Stockwerk des Palas. Zu Konrads Erstaunen erhielt jeder Gast ein eigenes Gemach.
    Mit Anselms Hilfe brachte Konrad Matthäus zu Bett, der sofort in einen weinseligen Schlaf fiel. Konrad selbst fühlte sich viel zu aufgewühlt, um an Schlaf auch nur zu denken. Er klappte die Fensterläden des kleinen Schlafraumes auf und schaute hinaus in die klare, kalte Mondnacht. Silbriges Licht schimmerte auf den Zinnen der Burg, und ganz leise, in weiter Ferne, heulten Wölfe.
    All die Jahre war sein Leben im Kloster in völlig überschaubaren Bahnen verlaufen. Und nun prasselten neue Erfahrungen und Eindrücke regelrecht auf ihn herein. Er versuchte all das, was er an diesem Tag erlebt hatte, in seinen Gedanken zu ordnen, aber es gelang ihm nicht.
    Leise klopfte es an der Tür, und Anselm trat ein. »Ich konnte noch nicht schlafen und habe in der Krankenstube geschaut, ob ich mich nützlich machen

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