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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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haben.
    Anselm starrte schweigsam und mit zusammengekniffenen Augen aufs Wasser. Konrad konnte vor Neugierde nicht mehr an sich halten und fragte: »Mir scheint, der Fährmann kennt Euch. Und er hat offenbar mächtig Angst vor Euch.« An Anselms Reaktion merkte Konrad sofort, dass er besser geschwiegen hätte.
    Anselm schaute ihn ärgerlich an und entgegnete: »Dazu hat er auch allen Grund.« Nach kurzem Schweigen fügte er etwas ruhiger hinzu: »Ach, diese alten Geschichten. Man sollte die Vergangenheit hinter sich lassen.« Dann schüttelte er den Kopf. »Aber vielleicht ist das unmöglich. Eines Tages werden wir beide darüber sprechen. Aber das ist nicht der richtige Ort und die richtige Zeit dafür.«
    Ehe Konrad lange über Anselms rätselhafte Bemerkung nachdenken konnte, kam der Fährmann mit vier Ruderern zurück. Zwei von ihnen waren junge Burschen, bei den beiden anderen handelte es sich um ältere Männer. Die beiden Älteren starrten wie der Fährmann immer wieder zu Anselm hin, tuschelten leise miteinander und verhielten sich sehr furchtsam und unterwürfig. Der Kahn wurde ins Wasser geschoben. Als die Pferde auf dem Boot vertäut waren, klammerte sich Konrad, der sich auf den schwankenden Planken unwohl fühlte, an der Bootswand fest und starrte ängstlich auf die gelblich-braunen Wassermassen.
    Die Männer stießen den Kahn vom sicheren Ufer ab. Sofort erfasste ihn die mächtige Strömung und trieb ihn flussabwärts. »Los, legt euch ins Zeug!«, trieb der Fährmann die Ruderer an. Ein kalter Wind wehte hier auf dem Wasser, und Konrad blickte ängstlich über die Bordwand in die trüben, wirbelnden Wellen. Große Treibholzstücke trieben vorbei. Wenn eines davon ein Loch in den Kahn schlug …
    Konrad sandte ein Stoßgebet zum Himmel. Unmittelbar danach spürte er, wie Gilbert ihm die Hand auf die Schulter legte. »Ihr seid ja ganz blass«, sagte er mitfühlend.
    »Ich … kann nicht schwimmen.«
    Gilbert lächelte aufmunternd. »Damit seid Ihr nicht allein. Aber keine Sorge, ich habe in meinem Leben schon so manchen Fluss überquert. Mit etwas Gottvertrauen geht das. Wir werden sicher ans andere Ufer gelangen.«
    Keuchend kämpften die Ruderer gegen die Strömung. Schließlich mussten auch der Fährmann und Anselm mit Hand anlegen. Nun kam das rettende Ufer endlich näher. Konrad atmete auf. Plötzlich gab es einen heftigen Stoß, so dass er beinahe über die Bordwand ins Wasser gefallen wäre. Mit rasendem Herzen klammerte er sich fest. Die Pferde schnaubten und wurden unruhig. »Helft mir, sie zu beruhigen!«, sagte Gilbert. Konrad kämpfte seine Angst nieder, streichelte Vagabundus' Mähne und redete beruhigend auf ihn ein.
    Da sah er mit Entsetzen, dass der Stoß von einem großen Stück Treibholz verursacht worden war. Durch einen Riss in der Bordwand drang nun Wasser in den Kahn ein. Es hatte sich bereits eine kleine Pfütze gebildet, die rasch größer wurde. »Wir … sinken!«, stieß Konrad hervor.
    »Keine Angst«, sagte der Fährmann. »Bis zum Ufer schaffen wir es auf jeden Fall.«
    Als der Kiel des Kahns endlich knirschend über den Uferkies glitt, hatten Konrad und alle anderen bereits nasse, eisig kalte Füße. Die Ruderer wateten an Land. Unterstützt von zwei Helfern, die rasch herbeigeeilt waren, als der Kahn sich näherte, legten sie Holzplanken hinüber zum Landungssteg. Als Menschen und Pferde wieder festen Boden unter den Füßen hatten, bezahlte Anselm den Fährmann. Er und seine Helfer wirkten über alle Maßen erleichtert, dass Anselm und seine Begleiter so schnell von dannen zogen.
    Die drei ritten von der Anlegestelle hinauf zu der alten Handelsstraße, die zwischen Köln und Koblenz durch das Rheintal führte und schon zur Zeit der Römer benutzt worden war. Je weiter sie sich von Vineberg entfernten, desto mehr hellte sich Anselms Stimmung auf. Bald unterhielt er sich angeregt mit Gilbert über Paris, das Anselm, wie er erzählte, vor einigen Jahren besucht hatte.
    Als sie eine Weile auf der Straße geritten waren, ließ Anselm auf einmal sein Pferd anhalten und legte den Finger auf die Lippen. »Horcht!«, flüsterte er.
    Erst hörte Konrad nur den Wind, der in den Bäumen entlang der Straße rauschte. Oben um die Baumwipfel strichen heiser krächzende Raben. Aber da war tatsächlich noch etwas.
    Jemand weinte leise. Sie ließen ihre Pferde langsam weitergehen, und nun konnten sie hinter hohen Haselnusssträuchern etwas erkennen. Dort saßen zwei Frauen auf dem Boden,

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