Der Mönch und die Jüdin
Ihr in dem Ruf, ein ebenso mutiger wie im Sieg großherziger Kämpfer zu sein, Anselm. Das habt Ihr auch heute bewiesen. Ich empfinde es als Ehre, Euch begegnet zu sein, und gebe Euch mein Wort, dass wir jetzt unverzüglich auf Sayner Land zurückkehren.«
Gerlach saß auf und setzte sich nun an die Spitze der Gruppe. Als die Sayner Ritter sich entfernt hatten, sprang Konrad aus seiner Deckung, lief zu Anselm und rief begeistert: »Großartig! Anselm, Ihr habt wunderbar gekämpft!«
Und Gilbert sagte: »Ich fürchte, ich habe mich sehr unklug verhalten, Anselm, und schulde Euch großen Dank.«
»Es wird wohl ein paar Wochen dauern, bis der gute Egmund wieder schmerzfrei eine Frau beglücken kann«, sagte Anselm mit gewohnt spöttischem Grinsen. Nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: »Ein wirklich gefährlicher Gegner war er nicht. Aber diese Sache mit der Wurzel hätte mir nicht passieren dürfen. Da wurde es für ein paar Sekunden etwas brenzlig.«
Sie fingen Gilberts Pferd ein, und als sie aufsaßen, um die Reise fortzusetzen, sagte Anselm: »Auf nach Bonn! Es gibt dort ein gastfreundliches Haus, dem ich heute Abend unbedingt einen Besuch abstatten möchte. Ich denke, wir haben uns eine angenehme Ruhepause verdient.«
Konrad war sehr erleichtert, als die Straße wieder zügig unter den trabenden Hufen dahinglitt. Anselm hatte Egmund so eindeutig und vollständig besiegt, dass der junge Sayner sicher für längere Zeit keine Gefahr mehr darstellte. Es beeindruckte ihn erneut tief, was für ein geschickter und tapferer Kämpfer Anselm war. Erzbischof Arnold war sicher gut beraten gewesen, Anselm das Amt des Marschalls, des Heerführers, zu übertragen. Warum dieser mutige und offensichtlich weithin berühmte Ritter allerdings für mehrere Monate in ihr abgelegenes, unbedeutendes Kloster gekommen war, erschien Konrad rätselhafter denn je.
Die unerfreulichen Erlebnisse des heutigen Reisetages rumorten zwar noch arg in Konrad herum, doch das wurde nun immer stärker von der Aufregung darüber verdrängt, dass er schon morgen die riesige Stadt Köln mit eigenen Augen sehen würde!
Für einen Moment fragte er sich, was für ein gastfreundliches Haus Anselm wohl meinte – sicher ein Kloster, in dem man sie für die Nacht aufnahm, oder eine bescheidene Herberge. Nun, sobald sie in Bonn ankamen, würde er mehr wissen.
B ESONDERE D IENSTE
V on Bonn war Konrad ziemlich enttäuscht. Auch wenn es ein ganzes Stück größer war als Neuwerth, glich es doch anderen Städten, die er bis jetzt gesehen hatte – eine ähnliche Ansammlung von Fischer- und Handwerkerhäuschen. Die Kirche, eine dreischiffige Kreuzbasilika, war allerdings beeindruckend. Eine so große Kirche hatte Konrad noch nie gesehen und mochte es kaum glauben, als Anselm ihm erzählte, dass die Bischofskirche in Köln, der Dom, noch viel größer und schöner sei. An der Kirche von Bonn wurde heftig gebaut. Fasziniert beobachtete Konrad das Gewimmel der Handwerker und ihrer Helfer. Das Klopfen der Steinmetze hallte weit über die Dächer der Stadt. Anselm erzählte, dass Probst Gerhard die Kirche derzeit um zwei Türme und eine Ostapsis erweitern ließ. Die Türme ragten bereits hoch in den Himmel, und Konrad staunte über die Handwerker, die in dieser schwindelerregenden Höhe ihre Arbeit verrichteten. Diese Männer mussten wirklich Gottvertrauen haben! Es gab in Bonn zwar eine erzbischöfliche Stadtburg, sie war aber, wie Anselm sagte, nur mit wenigen Soldaten besetzt. Dorthin ritten sie zuerst, weil Anselm kurz die dortige erzbischöfliche Besatzung inspizieren wollte. »So ein unangemeldeter Besuch ist manchmal sehr aufschlussreich«, sagte er, »zumal ich schon lange nicht mehr in Bonn war.«
Die Burg, eine viereckige Anlage mit dicken Mauern, aber ohne Türme, lag gleich neben dem Stadttor. Sie war größer als die Zollburg in Neuwerth, aber in keiner Weise mit der Wolkenburg vergleichbar, deren ehrfurchtgebietende Mächtigkeit Konrad noch immer den Atem raubte, wenn er an sie dachte.
Er und Gilbert warteten draußen vor der Burg auf Anselm, so dass Konrad Gelegenheit hatte, sich das Treiben am Stadttor anzuschauen. Die meisten Leute, die das Tor durchschritten, schienen Bauern zu sein, die ihre Waren auf dem Bonner Markt zum Verkauf anbieten wollten. Gerade transportierte ein großes Ochsenfuhrwerk eine Ladung Fässer durch den Torbogen. Und zwischendrin liefen fast überall spielende Kinder und kläffende Hunde herum. Konrad sah auch eine
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