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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Zug kommen und sich locker reden.
    Als auch Tina Tiger — das neue Idol — abgehakt
war, sprach Computer-Karl den Knackpunkt an.
    „Du wohnst doch schon lange hier,
Guido. Und kennst sicherlich die Leute aus der Nachbarschaft. Über einen wollen
wir Erkundigungen einziehen. Weil — wie du sicherlich weißt — wir als
Amateur-Detektive gern die Nase in zweifelhafte Fälle stecken.“
    „Du meinst sicher den Fall Hasso
Flühter“, tippte Guido. „Sozusagen.“
    Guido nickte. „Ich war damals 16...“
    Er erzählte.
    Was er wußte, entsprach der
Schilderung, die Flühter der TKKG-Bande gegeben hatte.
    „Danke, Guido.“ Tim schaltete sich ein.
„Daß Flühter heute aus der Landesstrafanstalt ausgerückt ist, weißt du
sicherlich.“ Guido nickte. „Ich hörte es im Radio.“
    „Gabys Vater ist Kommissar bei der
Kripo“, erklärte Tim. „Deshalb erfahren wir manchmal mehr. Flühter soll seinem
Nachbarn Röder Rache geschworen haben. Gibt es diesen Röder noch? Wohnt er noch
hier?“
    „Direkt gegenüber“, erwiderte Guido. „Ein
komischer Typ. Vor zwei Jahren ist seine Frau gestorben. Seit Flühters
Mordversuch saß sie im Rollstuhl. Konnte einem leid tun, die Frau. Nach ihrem
Tod ist Röder völlig zusammengeklappt. Er vernachlässigt sich. Läuft rum wie
ein Penner. Erkennt die Leute nicht mehr. Jedenfalls grüßt er meine Mutter nur
noch, wenn er ‘nen lichten Moment hat. Ich sage immer, Röder hat irgendwie den
Irrsinn im Blick. Neuerdings geht der Gerichtsvollzieher bei ihm ein und aus.
Röder bezahlt seine Rechnungen nicht mehr. Naja, knapp bei Kasse ist er
bestimmt. Er arbeitet nicht, lebt von einer kleinen Rente. Am Montag wurde ihm
sein letztes Wertstück gepfändet.“
    „Was für ein Wertstück?“
    „Ich glaube, seine Frau hat es mit in
die Ehe gebracht. Sie stammte aus gutem Hause, hatte zwar kein Vermögen, aber
einige wertvolle, alte Möbel. So Sachen, nach denen sich die
Antiquitäten-Händler die Finger bis zum Ellbogen lecken. Ich verstehe was
davon. Ich studiere zwar Soziologie (Wissenschaft von der menschlichen
Gesellschaft ). Aber vielleicht sattele ich noch um auf Kunstgeschichte.
Jedenfalls war das ein alter Schreibsekretär. Total echt: ein Queen Anne
Kneehole Desk, um 1710, hergestellt von W. Williamson & Sons aus
Guildford. Ein Nußbaum-Möbel. Unter 20 000 Mark kriegt man das nicht.“
    „Aha!“ nickte Tim. „Wer wohnt
eigentlich jetzt in Flühters Haus?“
    „Ein Tanzlehrer.“ Guido grinste.
    „Tanzt er auch selbst?“ fragte
Klößchen.
    „In der Sunshine-Disko habe ich ihn
noch nicht gesehen“, lachte Guido. „Er ist ja schon außer Dienst, jedenfalls
hoch in den Siebzigern.“
    „Was macht denn Röder so“, wollte Tim
wissen, „wenn er nicht rumlungert?“
    „Im Winter füttert er herrenlose
Katzen, im Sommer nicht. Sonst lungert er rum, bläst Trübsal und hat von Tag zu
Tag mehr Irrsinn im Blick.“
    „Keine Freunde?“
    „Der ist so ein Einzelgänger — dem ist
die Anwesenheit der eigenen Person schon zuviel.“
    „Manchmal gehe ich mir auch auf den
Wecker“, murmelte Klößchen dumpf.
    „Und uns erstmal“, ergänzte Gaby.
    „Wenn ich 20 000 hätte“, meinte Guido
nachdenklich, „würde ich den Desk ersteigern.“
    „Ja, richtig“, nickte Tim. „Was der
Gerichtsvollzieher pfändet, wird ja meistens versteigert. Es sei denn, der
Schuldner rückt die Kohle raus — falls er sie hat oder kriegt. Soll uns nicht
kratzen.“
    Tim überlegte.
    Viel hatten sie nicht erfahren.
Jedenfalls nichts, was die Ereignisse von damals in anderem Licht zeigte.
Christine Röder war also gestorben. Vermutlich an den Folgen der Mißhandlung.
Tragischerweise war aus dem Mordversuch die vollendete Tat geworden.
    Wie wird Flühter sich verhalten,
überlegte Tim, wenn er das erfährt? Immerhin — von Krake Röder können wir uns
jetzt ein Bild machen. Und gesehen habe ich ihn auch.
    Als Guido die TKKG-Bande zur Tür
geleitete, lachte er plötzlich auf.
    „Komisch, daß mir das jetzt einfällt.
Aber damals — an dem Tage, als Flühter die Frau Röder überfiel — habe ich zum
erstenmal einen Hubschrauber aus der Nähe gesehen. Ich war ganz hingerissen von
dem Vogel. Er kreiste hier über der Straße.“
    „Hier?“ fragte Tim.
    „Ein Zwei-Mann-Helikopter vom Typ
Hughes 266 C. Leistet 210 PS. Hat keine Türen. Nee, wirklich nicht. Diese
Hubschrauber gehören einer Firma, die Luftbilder macht. Bundesweit. Die
Besatzung besteht aus Pilot und Fotograf. Der Fotograf

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