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Der Mörder aus dem Schauerwald

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Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hier war das Luftbild nicht.

14. Telefon-Trick
     
    Als sie auf die Straße traten, war die
Dämmerung in vollem Gange.
    Lichtpeitschen blitzten auf, flackerten
und gossen dann ihre Helligkeit um sich.
    Es war noch kälter geworden. Der Schnee
auf der Nepomuk-Straße knirschte.
    Guido Buntmann winkte, bevor er die
Haustür schloß.
    Die TKKG-Bande winkte vierhändig
zurück.
    „Netter Kerl“, meinte Tim.
    Klößchen nickte.
    Gaby nickte zweimal.
    „Und ein guter Schachspieler“, sagte
Karl. „Besonders im Angriff. Wenn Guido seine Bauern mit den Springern
kombiniert, muß ich auf der Hut sein.“
    Tim äugte zu Röders Haus hinüber.
    Der Opel stand noch vor der Garage.
    Die Eingangstür des Röder-Hauses hatte
ein Fenster, das vor der Verglasung vergittert war.
    Lampenlicht schimmerte aus der Tiefe
des Hauses. Aber niemand zeigte sich.
    Die TKKG-Bande ging zu ihren Rädern.
    Oskar hob an der Buntmann-Gartenpforte
das Bein.
    Gaby zog ihn zum Rinnstein.
    „Etwas klüger sind wir jetzt“, sagte
Tim. „Aber wir haben nichts erfahren, was Flühter entlastet. Du hast eben das
Stichwort gegeben, Karl. Angriff. Wir müssen angreifen.“
    „Mit Bauern und Springern?“ fragte
Klößchen.
    „Mit dem Telefon“, erwiderte Tim.
    Gaby begriff sofort. „Du meinst,
Flühter soll ihn anrufen?“
    Tim nickte. „Natürlich nicht der echte.
Ich mache das, indem ich mich für Flühter ausgebe.“
    „Aha!“ rief Klößchen. „Du willst ihn
aus der Konserve (haltbar gemachtes Lebensmittel in Blechdose oder Glas) locken.“
    „Du meinst, aus der Reserve ( Zurückhaltung ).
Richtig! Röder muß Dampf kriegen. Von Flühter, der sich bekanntlich in Freiheit
befindet. Mal sehen, was Röder dann tut. Daraus können wir eine Menge ersehen,
hoffentlich.“
    „Aber wir müssen Flühter vorher fragen“,
warf Karl ein.
    Tim winkte ab. „Nicht nötig. Der hätte
Röder in die Mangel genommen. So gesehen, hat Flühter Glück gehabt, daß wir und
das Fieber dazwischenkamen. Sonst wäre das Strafkonto gewachsen. Verglichen
damit wiegt mein Anruf null.“
    „Du darfst Röder nicht drohen“, sagte
Gaby.
    „Das würde Flühter reinreißen.“ Tim
nickte. „Deshalb werde ich diplomatisch vorgehen wie bei einem Gipfeltreffen. „
    Fünf Minuten entfernt fanden sie eine
Telefonzelle.
    Rowdys hatten die Rö-Seite aus dem
Telefonbuch rausgerissen.
    Tim mußte die Fernsprech-Auskunft
anrufen, erfuhr Röders Rufnummer und wählte dann zum zweiten Mal.
    Karl und Klößchen warteten vor der
Telefonzelle. Sie hielten die Räder und Oskars Leine.
    Gaby wollte mithören und stand neben
Tim.
    „Röder“, meldete sich eine
ausdruckslose Stimme.
    Tim hatte Flühters Sprechorgan im
Gedächtnis. Eine rauhe Stimme, die immer etwas atemlos klang.
    Es war leicht, sie zu imitieren ( nachzuahmen ).
    Außerdem waren fünf Jahre vergangen,
seit Röder die Stimme seines Feindes zum letzten Mal gehört hatte.
    Tim begann, keuchend zu atmen.
    Am anderen Ende der Leitung mußte das
schauerlich klingen.
    „Wer spricht dort?“ fragte Röder.
    Tim grinste. Gesprochen hatte er bis
jetzt nicht.
    Dann machte er ein grimmiges Gesicht.
Denn die Miene wirkt sich auf die Stimme aus.
    Wer beim Telefonieren lächelt, dessen
Stimme klingt freundlich.
    „Sie wissen, wer ich bin“, Tim heiserte
wie ein Rabe.

    Hatte Röder Nachrichten gehört — von
Flühters Flucht erfahren?
    Er hatte.
    „Flühter?“ Erschrocken klackten die
Zähne aufeinander. „Na, also!“
    „Sie... Sie sind ausgebrochen.“
    „Bin ich. Und Sie wissen auch, weshalb.“
    „Weshalb rufen Sie mich an? Sie, Sie...
Mörder!“
    „Röder, Sie wissen genau, daß ich kein
Mörder bin.“
    „Sie... Sie... haben Christine... auf
dem Gewissen. Meine Frau ist... tot.“
    „Tut mir leid. Aber ich habe sie nicht
auf dem Gewissen.“ Röder stöhnte. „Was... wollen Sie von mir?“
    „Sie wissen, daß ich unschuldig bin.
Trotzdem lassen Sie mich im Gefängnis vermodern.“
    „Sie wurden verurteilt. Eine gerechte
Strafe.“
    „Röder!“ Tim gab seiner Stimme einen
drohenden Klang. „Es reicht. Sie haben mir fünf Jahre meines Lebens gestohlen.
Können Sie ruhig schlafen — mit dem Gedanken?“ Er schwenkte um, sprach
besonnen. „Wir müssen miteinander reden.“ Röder zögerte.
    „Meine Frau ist tot“, sagte er dann zum
zweiten Mal. „Für mich sind Sie ihr Mörder. Aber Christine hat jetzt ihren
Frieden. Ich will meinen Haß begraben. Denn... äh... bevor Christine starb, hat
sie Ihnen

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