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Der Mörder mit der schönen Handschrift

Der Mörder mit der schönen Handschrift

Titel: Der Mörder mit der schönen Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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mal zum Himmel.«
    »Ich sehe gar nichts!«
    »Das ist es ja gerade. Normalerweise sieht man bei jedem Wetter wenigstens die Baumwipfel. Heute aber nicht! Also erlauben Sie bitte, dass ich meinen Regenschirm mitnehme.«
    Der Himmel sah in der Tat drohend aus. Von Zeit zu Zeit fuhr weit hinten am südlichen Horizont, im Zentrum des magischen Dreiecks, das von Barrême, Saint-André-des- Alpes und Castellane gebildet wird, ein Blitz von den Bergen auf und verschwand im Dunkel der Nacht.
    Laviolette ging auf seine apfelgrüne Vedette zu. Chabrand hielt ihn am Arm zurück.
    »Mitnichten! Mit Ihrer gütigen Erlaubnis werden wir, nicht zuletzt in Anbetracht der Wetterlage, lieber meinen Wagen nehmen. Das scheint mir doch sicherer.«
    Laviolette gehorchte widerwillig. Es schien ihm, als vernehme er ein Gekicher, das aus der Richtung seines Autos kam. Er drehte sich um. Es musste wohl eine Katze gewesen sein, die unter dem Auto saß. Etwas später, auf dem Höhepunkt der Ereignisse, die diese Nacht unvergesslich für ihn machten, sollte sich Laviolette wieder an das Lachen erinnern, das aus der Schnauze des verschmähten Autos zu kommen schien.
    »Ihr Citroën ist auch nicht mehr der Jüngste!«, stieß er aus, als er sich auf den durchgesessenen Beifahrersitz fallen ließ.
    »Das ist ein Liebhaberstück,« erklärte Chabrand mit Stolz in der Stimme. »Zuerst hat ihn die Gestapo benutzt und dann unsere Widerstandskämpfer bei ihren heldenhaften Einsätzen.«
    »Ich sag’s ja, er ist nicht mehr der Jüngste!«
    »Gegenüber Nässe ist er ein bisschen empfindlich, das gebe ich zu. Aber wenn ich ihn erst einmal in Gang gebracht habe, macht er alles, was ich will!«
    Eine Minute lang versuchte er sich erst am Anlasser, dann am Choke und trat vergeblich auf das Gaspedal. Laviolette hoffte, dass das Auto nicht anspringen würde und dass sie nun doch seinen Wagen würden nehmen müssen. Doch schließlich setzte sich das Fahrzeug inmitten einer Wolke halb verbrannten Treibstoffs in Bewegung.
    Hinter den Fenstern der festlich erleuchteten Häuser konnte man im Vorbeifahren Weihnachtsbäume und Weihnachtspyramiden erkennen. Festtäglich herausgeputzte Leute bewegten sich aus ihren Autos auf die Haustüren zu – in einer feierlichen Sarabande aus funkelndem Schmuck und schimmernder Seide.
    Chabrand stieß einen leisen Seufzer aus. In den Taschen seines Anzugs steckten fünf oder sechs Einladungen zu Weihnachtsfeiern, auf denen zweifelsohne mehr Frauen als Männer anwesend sein würden: geschiedene Ehefrauen, denen die Scheidung nichts eingebracht hatte, Witwen, die ihre Männer bei Verkehrsunfällen verloren hatten. Widerwillig gestand er sich ein, dass auch er sich manchmal von der Stimme seines Gewissens leiten ließ. Sein Stolz litt darunter. Menschen, die ihrem Gewissen folgen! Da wollte er schon lieber andere Gründe für seinen heute Abend schnell gefassten Entschluss gelten lassen: die Anziehungskraft, die das Geheimnis der Familie Melliflore auf seine Phantasie ausübte, und nicht zuletzt die sadistische Freude daran, Laviolette einmal so richtig in die Enge zu treiben. Chabrand verdächtigte ihn nach wie vor, den Fall lieber begraben als lösen zu wollen, und außerdem glaubte er, dass Laviolette im Geheimen mit dem mutmaßlichen Mörder unter einer Decke steckte.
    »Diese trügerische Isabelle«, murmelte er, »wenn sie auch Pénélope heißt, hat sie doch wenig von der treuen Gattin des Odysseus. Sie vollführt einen seltsamen Liebestanz: Sie will und will doch nicht. Sie ruft ihre Liebhaber mitten in der Nacht per Telefon zu sich, und wenn sie dann voller Hoffnung bei ihr erscheinen, fragt sie, was zum Teufel sie hier zu suchen hätten. Auf die Mauern des Schlosses hat sie verschwommene Spiralen gemalt, die von Rotviolett über Rosa bis zu Zinnoberrot reichen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie Haschisch raucht.«
    Sie ließen Digne hinter sich. Sie hatten bereits die Bléone überquert und rechts liegen lassen. Die Autoscheinwerfer beleuchteten nur einen kleinen Teil der Straße; in der Ferne leuchteten Feuerherde von einer stinkenden Müllhalde herüber. Bald waren sie alleine mit dem Bès, der in der Mitte seines viel zu großen Flussbetts dahinfloss.
    »Ihre Liebhaber!«, spottete Chabrand. »Junge Herumtreiber, die selbst Gras rauchen und davon wahrscheinlich mehr oder weniger impotent geworden sind, was wiederum zeigt, dass sie halbwegs verrückt sein muss.«
    »Haben Sie denn wenigstens eine Taschenlampe in

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