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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Leben retten würde — wenn
schon nicht den Verstand. Ihr langes blondes Haar hing in verfilzten Strähnen
herunter, und ihre unschuldigen blauen Augen hatten den Blick einer bittenden
Jungfrau, die vor einem Leben auf der Straße bewahrt werden will. Ich lächelte
ihr aufmunternd zu und gab mir Mühe, die anderen mit in die Geste
einzuschließen.
    Calvin saß mit
untergeschlagenen Beinen auf dem Boden. Das Schlafzimmer war leer bis auf eine
Matratze, und ein Blick auf den fleckigen, dreckverklebten Überzug überzeugte
mich davon, daß hier ganz bestimmt niemand sitzen mochte. Allerdings nahm ich
nicht an, daß der Rotschopf mit dem metaphysischen Geist und dem jungfräulichen
Körper sich sonderlich sorgte, wo er saß. Calvin war von ihrem spirituellen
Führer verlassen worden, und jetzt mußte sie herausbekommen, auf welcher Ebene
sie sich befand.
    »Was machen die jetzt mit uns ?« fragte der große dürre Okie nervös.
    »Zuerst mal werden sie euch
verhaften, weil sie hier Gras gefunden haben«, sagte ich. »Was dann wird, weiß
ich noch nicht .«
    »Diesmal ist es Ernst, oder?
Ich meine, so schnell kommen wir jetzt nicht wieder raus ?«
    »Darüber würde ich mir nicht
viele Gedanken machen .« Ich lächelte aufmunternd. »Ihr
habt einen guten Anwalt .«
    »Willst du uns verteidigen ?« fragte Rücksitz. Sie spitzte lockend die Lippen. »Einen
teuren Anwalt wie dich können wir uns aber nicht leisten .«
    »Ja, wir haben überhaupt keine
Kohlen mehr«, sagte Weiße Squaw kläglich. » Sauron hat
alles .«
    »Calvin bezahlt meine
Rechnung«, sagte ich. »Und sie hat mir schon gesagt, daß ich ihr nur helfen
kann, wenn ich allen helfe. Für eure Verteidigung wird gesorgt .«
    »Puh, das ist gut«, flüsterte Okie .
    »Und du kriegst uns wirklich
raus ?« fragte Bang-Bang. »So einfach gleich?«
    Ich schüttelte den Kopf.
»Vielleicht kann ich bis übermorgen erreichen, daß ihr gegen Kaution entlassen
werdet. Aber im Augenblick seid ihr in der Zelle besser aufgehoben, mit drei
Mahlzeiten am Tag und Vorzugsbehandlung .«
    »He, ist das nicht ’ne irre
Idee ?« rief Rücksitz. »Der will uns im Knast lassen,
damit wir uns auf unsere Sünden besinnen! Wie find’ ich denn das?« Ihre
grüngefleckten Augen funkelten mich an. Sie lehnte an der Wand, reckte eine
Hüfte vor, die sich aufreizend gegen den abgewetzten Stoff ihrer engen Jeans
drängte. Unter einem dünnen grünen Hemd schaute ihr nackter Bauch hervor, und
sie trug offensichtlich keinen BH.
    Ich fand sie wesentlich
aufregender als Bang-Bang — seit ich aus dem Weltraum zurückgekehrt war — und
vielleicht ein kleines bißchen wählerischer. Aber es war weniger die
Herausforderung, die mich so plötzlich interessierte, sondern die Figur.
    »Ich habe mir nur gedacht, im
Gefängnis seid ihr sicher«, erklärte ich würdevoll. »Wer weiß denn, wer als
nächster ermordet wird ?«
    Calvin sah mich mit
schmerzlichem Blick an. »Glaubst du, daß einer von uns...« sagte sie erstickt.
    »Es hängt davon ab, aus welchem
Grund Moley , Ingwer und der Hirsch umgebracht worden
sind«, gab ich zurück. »Und das weiß ich noch nicht — aber ich glaube nicht,
daß man es wegen deines Geldes getan hat; deshalb kann ich nicht voraussagen,
was geschehen wird. Wenn ihr im Gefängnis sitzt, brauche ich mir keine Sorgen
um euch zu machen. Ihr könnt die Zeit mit Nachdenken verbringen — zum Beispiel,
was ihr machen wollt, wenn ihr wieder rauskommt .«
    »Okay, Herr Rechtsanwalt«,
sagte Rücksitz und grinste aufmunternd. »Nur zu, wir verlassen uns auf dich .«
    Ich fand, daß es an der Zeit
war, sie der Obhut des Sergeants zu überlassen. Dann
konnte ich mich an die Arbeit machen. Immerhin mußte ich die Beweise für einen
Mordfall finden. So schob ich sie zur Tür hinaus und in den Gang. Rücksitz ging
als letzte und blieb in der Tür neben mir stehen, sah mit ernsten grünen Augen
zu mir hoch und schien nicht mehr ganz so gleichgültig zu sein.
    »Weißt du, ich glaube, es hat
etwas mit dem Stoff zu tun, den Sauron und Gollum verkauft haben«, sagte sie ernsthaft. »Wirklich. Moley und der Hirsch haben öfter mal Boten für sie gespielt
— Gras verkauft, Bestellungen angenommen und so Sachen .«
    »Weißt du, ob Rennender Hirsch
und Moley jemals etwas mit harten Drogen zu tun
hatten ?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein,
ich habe sie nur mit Gras und Acid gesehen. Kann aber
sein — na ja, wir dachten, wir wären eine Gruppe von angetörnten Leuten, aber
jetzt sieht

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