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Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Titel: Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter May
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ein guter Polizist gewesen, mit der nötigen Portion Herz. Nur dass ihm damals einfach nicht die technischen Mittel zur Verfügung gestanden hatten.
    Das Gesicht des alten Mannes verfinsterte sich. «Sie sollten besser zusehen, dass Sie sich waschen und was Sauberes anziehen», sagte er. «Das wird eine lange Nacht.» Mit diesen Worten machte er kehrt und begab sich wieder in den Flur.
    Der Schock und die Niedergeschlagenheit lasteten wie Blei auf Enzo, und er blieb noch einen Moment sitzen. Dann griff er nach dem gefalteten Blatt auf dem Tisch, dem Zettel, der ihm das Leben gerettet hatte. Mit zitternden Fingern faltete er ihn auf. Es war eine Nachricht von Raffins Putzfrau: Sie könne morgen nicht kommen.

Kapitel zweiundvierzig
    Aubagne, Südfrankreich
    William Brights Tagebuch
    5. Dezember 1986
     
    Wir sind heute Morgen von Paris aus mit dem Zug angekommen. Insgesamt fünfzehn. EVs nennen sie uns, Engagés Volontaires. Hier ist das 1er Régiment étranger stationiert, das Hauptquartier der Fremdenlegion. Hier im Süden ist es viel wärmer. Eher so, wie ich es gewohnt bin. Wir sind immer noch weit vom Meer entfernt, aber ich mag die strahlende provenzalische Sonne über den Bergen und den klaren blauen Himmel. Es erinnert mich an zu Hause.
    Sie haben mir alles abgenommen, was ich hatte. Meine Kleider, einfach alles. Sie haben alles in Plastikbeutel gepackt und Inventarzettel geschrieben. Sie sagen, wenn ich in der Probezeit durchfalle, geben sie mir die Sachen zurück. Wenn ich es bis zur Déclaration schaffe, sehe ich die Sachen nie wieder.
    Wir haben Trainingsanzüge bekommen, daran sieht man, dass wir Neulinge sind. Jemand hat gesagt, wir müssten jeden Morgen um fünf aus dem Bett und dann Lkw beladen, Klos schrubben und so was in der Art. Und sie würden uns genau beobachten, wegen schlechter Gesinnung oder so.
    Die meisten von uns sind Engländer. Aber es ist auch ein Japse dabei und ein Frankokanadier namens Jacques – jedenfalls nennt er sich so – und ein Typ aus Neuseeland. Hier sind alle möglichen Nationalitäten zusammen, aber die Neuen sprechen miteinander alle Englisch.
    Der erste Offizier, der mit uns geredet hat, meinte, wir würden in der ersten Woche einem Partner zugeteilt, der Französisch spricht. Als ich sagte, dass ich Französisch kann, hat er gelacht und mich aufgefordert, irgendwas zu sagen. Ich habe den Text der Marseillaise runtergerattert, und ich musste mich schwer beherrschen, nicht zu lachen, als ihm die Kinnlade runterfiel. Ich habe ihm erzählt, ich hätte in meiner Kindheit sämtliche Ferien in Südfrankreich verbracht, und er meinte, er würde mich einem der anderen Neulinge als Partner zuteilen. Ich bekam den Japsen.
    Der Unteroffizier hat uns erklärt, die nächsten drei Wochen würden wir auf Herz und Nieren geprüft – auf körperliche und psychische Gesundheit, persönlichen Hintergrund, Intelligenz, Fitness und Ausdauer. Nächste Woche, sagt er, bekämen diejenigen von uns, die dann noch da wären, Kampfkleidung zugeteilt und einen grünen Schulterstreifen. Wenn wir die dritte Woche durchhielten, gäbe es rote Schulterstreifen auf den Epauletten. Aber wir sollten uns nicht zu früh freuen, denn die meisten von uns kämen nicht so weit. Wer aber doch übrig bleibt, leistet einen Eid und verpflichtet sich, sein Leben für die nächsten fünf Jahre in die Hände der Fremdenlegion zu legen. Und wir kämen zur Grundausbildung nach Castelnaudary. Ich kann es kaum erwarten.
    Mein erstes Einzelgespräch hatte ich dann am Nachmittag mit dem Major. Er hat sich meinen Pass angesehen und gesagt, sie würden überprüfen, ob ich auch keine Vorstrafen hätte. Ich gehe mal davon aus, dass mein Bruder eine saubere Weste hat. Dann hat der Major meinen Pass in eine Schublade gepackt und gesagt, den hätte ich zum letzten Mal gesehen – es sei denn, ich fiele bei der Musterung durch.
    Von jetzt an existiert William Bright nicht mehr. Von jetzt an habe ich einen französischen Namen und eine französische Identität. Ich bin Yves Labrousse. Den Namen Yves habe ich schon immer gemocht. In England denken sie oft, es wäre ein Mädchenname, weil er wie Eve klingt. Aber es ist ein guter französischer Name.
    Der Major meinte, wenn ich wollte, könnte ich nach drei Jahren die französische Staatsbürgerschaft bekommen.
    Er wusste ja nicht, dass ich schon Franzose war. Trotzdem macht man mir jetzt ein echtes Geschenk. Vorher war ich auch schon jemand anders, aber noch mein Bruder –

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