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Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Titel: Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter May
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getötet hat. In einer Pariser Wohnung, vor fast siebzehn Jahren.» Sein Blick wurde kalt und unerbittlich. «Und ich weiß, wo ich mit meiner Suche nach ihm beginnen muss.»

Kapitel zwanzig
    London, England, Juli 1986
    Er hatte gestaunt, wie einfach es war. Die Archive der Zeitung waren inzwischen auf Mikrofilm für jedermann einzusehen, wozu im Leseraum eine Reihe von Geräten zur Verfügung stand.
    Das Bürogebäude der Daily Mail hatte Richard schnell gefunden. Die Associated Press hatte ihren Hauptsitz noch nicht in Kensington, und die ihr angeschlossenen Zeitungen wurden noch im alten Northcliffe House in der White Friars Street, unweit der Fleet Street, verlegt.
    Er konnte im Grunde nicht sagen, wieso er sich für die Daily Mail entschieden hatte, außer vielleicht, weil sie ein wenig anspruchsvoller als die anderen Boulevardzeitungen schien, trotzdem aber populäre Themen behandelte. Er hatte keine Ahnung, wonach er suchte, doch immerhin kannte er ein Datum, mit dem er seine Suche beginnen konnte. Ein Datum, das sich ihm ebenso ins Gedächtnis eingebrannt hatte, wie es in roter Farbe in die untere Ecke des Fotos einbelichtet war: 23. Juli 1970. Fast genau vor sechzehn Jahren.
    Draußen brütete die Londoner City unter der heißen Julisonne; Bankangestellte und Journalisten hatten endgültig ihre Mäntel und Jacketts gegen Hemden mit offenem Kragen und luftige Sommerkleidung getauscht. Hier drinnen jedoch war es dunkel und kühl, und Richard konzentrierte sich ganz auf den Bildschirm vor ihm, während er die Spule durch das Lesegerät drehte. Den 23. Juli fand er mühelos, doch falls um dieses Datum herum etwas passiert war, das es in die Nachrichten schaffte, würde es wohl erst etwas später auftauchen. Jedenfalls hatte bislang nichts das Glück einer Familie an einem spanischen Strand getrübt. Er spulte zügig die weiteren Nachrichten des Tages durch, bis er zum 24. kam. Doch erst am 25. fand er, was er suchte. Und es traf ihn ins Mark.
    KIND GESTOHLEN lautete die Schlagzeile, darunter: Kleinkind aus spanischem Ferienhotel entführt. Er verschlang den nachfolgenden Artikel:
Familie Bright aus Essex stand heute nach der Entführung ihres zwanzig Monate alten Sohns Richard aus ihrem Hotelzimmer in Spanien unter Schock.
Die Spuren, welche die Entführer hinterlassen haben, beschränken sich auf einen blutverschmierten Stoffpandabären des Kindes sowie eine verschmierte Blutspur, die in den Flur führt. Die Täter scheinen über eine Feuertreppe an der Rückseite des Gebäudes entkommen zu sein.
Die Polizei des Küstenferienorts Cadaqués in der Nähe des Wohnsitzes von Salvador Dalí lässt zurzeit Blutproben analysieren, um damit zu klären, ob es sich um das Blut des Kindes oder eines seiner Entführer handelt.
Der örtliche Polizeichef Manuel Sanchez erklärte: «Derzeit verfügen wir noch über keinerlei Erkenntnisse darüber, wieso das Kind entführt wurde. Es hat keine Lösegeldforderung gegeben. Falls sich bestätigen sollte, dass es sich bei dem Blut um das des Kindes handelt, müssen wir das Schlimmste befürchten.»
Der Alarm wurde am Donnerstag, dem 23. Juli spätabends ausgelöst, als Richards Eltern vom Essen im Hotelrestaurant in ihr Zimmer zurückkehrten. Dort hatten sie den kleinen Richard, seinen Bruder William sowie die ältere Schwester Lucy schlafend zurückgelassen und darauf vertraut, dass die Kinder unterdessen sicher aufgehoben wären.
Später stellte sich heraus, dass der Babysitterdienst des Hotels, der alle fünfzehn Minuten nach den Kindern sehen sollte, schon über eine Stunde nicht mehr im Zimmer gewesen war.
Erst nach Mitternacht unterrichtete die örtliche Polizei die Bezirkszentrale in Girona, und erst nach weiteren acht Stunden wurden landesweit die Polizeibehörden in Alarmbereitschaft versetzt. Gestern zeigten die Behörden im überregionalen spanischen Fernsehen Bilder des entführten Richard mit der Bitte um sachdienliche Hinweise. Die Ermittlungsbeamten gehen nun Dutzenden Hinweisen von Bürgern nach, die den Jungen an verschiedenen Orten von Cádiz bis San Sebastián gesichtet haben wollen.
Gestern spendeten Freunde und Angehörige den verzweifelten Eltern Rod und Angela Trost. Ein Sprecher der Familie gab gegenüber Reportern an: «Wir hoffen nach wie vor, den kleinen Richard zu finden. Und wir appellieren an seine Entführer, ihm kein Leid zuzufügen. Bitte lassen Sie ihn an einem sicheren Ort zurück und informieren Sie die Polizei.»
Der ehemalige Fischereihafen

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