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Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Titel: Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter May
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ausfindig zu machen?»
    «Wer weiß? Siebzehn Jahre. Vielleicht sind sie längst wieder umgezogen. Oder sind gar nicht mehr am Leben. Wieso?»
    «Wir müssen in Erfahrung bringen, ob sie Haustiere hatten.»
    «Haustiere?» Martinot runzelte die Stirn und kratzte sich am Kopf. «Da Sie es erwähnen … Ich kann mich tatsächlich erinnern, wie wir bei ihnen waren. Ist mir nur haftengeblieben, weil sie diese zwei großen Irischen Setter hatten, die mich fast umgeworfen hätten. Riesige Viecher, da wirkte selbst eine große Wohnung richtig klein.»
    Enzo ließ den Blick noch einmal über die Fotos vom Tatort wandern. «Dann war es wohl das.»
    «Was?», fragte Raffin.
    «Was den Asthmaanfall ausgelöst hat.»
    «Aber seit über zwei Monaten waren keine Hunde mehr in Lamberts Wohnung gewesen», warf Martinot ein.
    Enzo schüttelte den Kopf. «Hat nichts zu sagen. Sowohl Katzen als auch Hunde – alle behaarten Tiere – hinterlassen Hautschuppen. Die äußere Hautschicht, die Epidermis, ist bei Hunden sehr dünn. Sie erneuert sich ständig, frische Zellen kommen an die Oberfläche, um die alten zu ersetzen. Der Lebenszyklus der Zellen beträgt etwa einundzwanzig Tage. Die oberen Partikel schilfern sich ab und verbleiben in der Umgebung. Die meisten Leute glauben, das Fell der Tiere löse die Allergie aus, aber das stimmt nicht. Es sind die Schuppen.»
    «Soll das heißen, der Asthmaanfall des Mörders wurde durch Hunde verursacht, die nicht mal da waren?», fragte Raffin.
    «Also, überleg mal: Der epidermale Turnus ist bei Rassen, die zu verschiedenen Formen von trockener oder fettiger Seborrhö neigen, schneller. Zum Beispiel Cocker- und Springerspaniels.» Er überlegte einen Moment. «Und Irische Setter. Diese Hunde verlieren alle drei, vier Tage alte Haut. Die vorherigen Mieter von Lamberts Wohnung hatten Hunde, die bis zu siebenmal mehr Schuppen absonderten als gewöhnliche Hunde. Und es waren auch noch zwei. Die ganze Wohnung muss davon übersät gewesen sein, sodass ein Asthmatiker auch noch einen Anfall bekommen konnte, nachdem die Hunde seit Monaten aus dem Haus waren.»
    Er reichte Martinot den Ordner mit den Fotos. «Sehen Sie sich die Einrichtung an. Weiches Mobiliar, dicke Samtvorhänge. Dazu noch ein hochfloriger Teppich, ein ideales Langzeitlager für Schuppen. Ich würde vermuten, dass der Killer eine schwere Allergie gegen Hundeschuppen hatte. Vielleicht wusste er, dass sein Opfer keine Tiere hielt, und betrat deshalb die Wohnung völlig arglos. In dem Fall hätten sich die Symptome innerhalb von Minuten bemerkbar gemacht. Der Kampf und der gescheiterte Versuch, sein Opfer zu erdrosseln, lassen darauf schließen, dass der Mörder unter erheblichem Stress stand. Teilweise außer Gefecht gesetzt war. Schwere allergische Reaktionen verschlimmern sich sehr schnell. Kommt es zu starker Anaphylaxie, einer Immunreaktion des ganzen Körpers, kann es einen Menschen völlig hilflos machen und manchmal sogar tödlich enden.»
    Er nahm die Plastiktüte mit den Pillen. «Das Terfenadin wäre dann nicht mehr allzu wirkungsvoll gewesen. Er muss versucht haben, so viele Pillen wie möglich zu schlucken, doch das Beste ist bei einer solchen Reaktion natürlich, sich so schnell wie möglich von dem Allergen zu entfernen. Was seine panikartige Flucht aus der Wohnung erklären würde, bei der er in Kauf nahm, eine Beweisspur zu hinterlassen. Sogar gut möglich, dass er ins Krankenhaus musste.»
    «Teufel auch!», rutschte es Martinot heraus, als er plötzlich eine Szene lebhaft vor Augen hatte, die sich ihm fast zwei Jahrzehnte lang entzogen hatte.
    «Na schön», sagte Raffin, «er hatte also einen Asthmaanfall. Und wie hilft uns das weiter?»
    Enzo drehte sich zu ihm um. «Wenn Monsieur Martinot uns eine Wood-Lampe beschaffen kann, zeige ich es dir.»
    Martinot zog eine Augenbraue hoch. «Bei allem Respekt, Monsieur, aber was zum Teufel ist eine Wood-Lampe?»
    «Das ist eine Lampe mit ultraviolettem Licht. Standardausrüstung jedes Forensikers. Aber irgendeine x-beliebige UV-Lampe tut’s auch.»
    * * *
    Martinot brauchte über eine Stunde, um eine Ultraviolett-Lampe zu beschaffen und damit zu Enzo und Raffin zurückzukehren.
    «Ich weiß nicht, ob es eine Wood-Lampe ist», sagte er, «aber sie gibt ultraviolettes Licht.»
    Die Lampe war etwas über zwanzig Zentimeter lang und acht Zentimeter breit, mit einem schwarzen Gehäuse, das im Wesentlichen die Batterie für die Leuchtröhre enthielt.
    «Die reicht vollkommen

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