Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
Vom Netzwerk:
hohe Beamtin.«
    » Was bedeutet das?«, erkundigte sich Elija. Seine Stimme war kaum zu hören.
    Alle Blicke richteten sich auf Saroyan. Sie starrte auf den Tisch, als wäre sie es nicht gewohnt, sich selbst erklären zu müssen, aber schließlich ergriff sie das Wort. » Es gibt in der Cité vierzig Hohe Verwalter, die insgesamt vier Lord Leutnants unterstehen. Sie beschäftigen sich mit Aufgaben wie der Verteilung von Lebensmitteln, Bauarbeiten und anderen inneren Angelegenheiten. Eben mit allem, was nichts mit den militärischen Aktionen auf dem Schlachtfeld zu tun hat. Im Laufe der Jahre wurde ich unter anderem auch mit der Führung der Wachsoldaten innerhalb des Palastes betraut.«
    » Fell Aron Lee«, fuhr Gil mit seinem aparten Akzent fort, » ist ein Krieger der Cité. Aber er ist auch der Sohn eines Königs, des letzten Königs der uralten Städte von Llor, der sich selbst der Löwe des Ostens nannte.«
    Indaro starrte ihren Kommandeur an und versuchte diesmal nicht, ihre Überraschung zu verbergen.
    » Und doch hast du für die Cité gekämpft?«, fragte Elija Fell.
    Fell ignorierte ihn.
    » Wir haben heute alle viel zu lernen, Junge«, sagte Maron tadelnd.
    » Elija wiederum«, fuhr Gil fort, » ist ein Sohn der Cité, der Schutz bei seinen Feinden gesucht hat. Er hat viele Jahre in der Kanalisation unter der Cité gelebt. Und er kennt sich dort besser aus als jeder andere.«
    Indaro fragte sich, ob irgendjemand, der an diesem Tisch saß, wusste, dass sie ebenfalls dort gelebt hatte und sich dort ebenfalls gut auskannte. Dann nannte Gil ihren Namen.
    » Indaro Kerr Guillaume ist ebenfalls eine Kriegerin der Cité. Sie vereint zwei uralte Blutlinien in sich. Indaros Vater war einstmals ein enger Ratgeber des Kaisers.
    Nun, die Ereignisse in der Cité überschlagen sich plötzlich und wir müssen feststellen, dass die Zeit drängt. Aber es ist wichtig, dass uns allen klar ist, warum ich euch hierhergebracht habe. Maron wird euch jetzt etwas über die Geschichte erzählen.«
    Maron stützte seine Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. Sein Gesicht war grau und faltig, und Indaro fand, dass er ausgelaugt aussah, als hätte er lange nicht geschlafen.
    » Die Cité ist Tausende von Jahren alt«, begann er. » Aber natürlich gab es eine Zeit, in der sie noch nicht existierte. In ihrer eigenen schriftlich fixierten Geschichte wird behauptet, damals hätte nur ein kahler Berggipfel dort gelegen, umringt von fruchtbarem grünem Weideland im Osten, dichten Eichenwäldern in den Bergen im Süden, Klippen, von denen man auf den Ozean hinausblicken konnte im Westen und den Gestaden des Kleinen Meeres im Norden. Die Menschen, die dort lebten, waren primitiv, ihr Leben kurz und hart. Wahrscheinlich beteten sie irgendwelche einfachen Wettergötter an, aber darüber wissen wir nichts Genaues.
    Die geheimnisvollen Reisenden, die die Cité gründeten, waren dagegen vollkommen anders. Wir wissen nicht, wer sie waren oder woher sie kamen. Aber wir wissen, wie man sie nannte, vielmehr, wie sie selbst sich nannten. Serafim. Sie waren größer und stärker als die Ureinwohner und lebten erheblich länger. Sie wussten sehr viel über Mechanik und Mathematik und Medizin und verfügten, zu unserem Glück, über eine geschriebene Sprache.«
    » Die wir zu unserem Unglück«, warf Gil ein, » immer noch nicht lesen können.«
    Maron warf ihm einen scharfen Seitenblick zu und sprach weiter. » Seit mehr als zwanzig Jahren arbeite ich daran, einige der frühesten Texte zu entziffern, die gefunden wurden, Schriftrollen, die aus einer Zeit von vor mehr als tausend Jahren stammen.«
    » Woher sind diese Dokumente gekommen?«, erkundigte sich Indaro.
    » Wir schweifen vom Thema ab«, mahnte Gil sanft.
    Maron warf ihm erneut einen strafenden Blick zu. » Also wurden diese Reisenden, da sie so viel weiter entwickelt waren als die Ureinwohner, für Götter gehalten. Sie lehrten die Menschen, wilde Tiere zu jagen, Schafe und Rinder zusammenzutreiben und zu zähmen und Getreide anzubauen, damit sie nicht nur von der Jagd leben mussten. Sie lehrten sie, wie man Häuser und schließlich auch Paläste errichtete und unterwiesen sie darin, Kunstwerke zu erschaffen und gelehrte Bücher zu verfassen. Also bauten diese Leute am Ende die Cité, und diese Reisenden waren ihre Götter, ihre Lehrer und ihre Wächter. Unter ihrer Führung wurde die Cité ein Zentrum der Gelehrsamkeit der damaligen bekannten Welt, ein Mittelpunkt des Handels und sehr

Weitere Kostenlose Bücher