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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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sehen nach hinten, aus Angst vor einem Angriff. Es gibt Gebiete, in die Kloaker niemals gehen, weil sie zu gefährlich sind oder aber weil sie zu stark patrouilliert werden. Sie … Sie sind einfach nicht neugierig auf die Welt da oben.«
    » Aber es muss doch Fluchtwege geben, für den Fall einer Flut.«
    » Jede größere Siedlung, wie die in der Halle des Blauen Lichts, wo meine Schwester und ich gelebt haben, hat ihre eigene Fluchtroute. Aber sie alle führen hinaus in die Cité, zumeist mit Leitern durch senkrechte Abwasserrohre. Wir nennen sie Luftschächte. Die alten Ingenieure haben sie einst dafür benutzt, um in bestimmte Teile der Kanalisation zu gelangen. Außerdem sorgen sie eben auch dafür, dass Luft in die Hallen kommt. Aber keiner dieser Schächte führt in den Palast, jedenfalls soweit ich weiß. Und auf den Karten sind ebenfalls keine eingezeichnet. Außerdem ist der Palast viel zu gut bewacht. Jedenfalls im Moment. Indaro sagt, dass es einmal einen Weg vom Palast zu den Verliesen von Gath gab und einen Weg von den Verliesen hinaus in die Cité, nach Lindo.«
    » Die Verliese von Gath?«, erkundigte sich Garret.
    » Die ältesten Kerker der Cité«, antwortete Indaro. » Sie befinden sich unter dem Schild. Auch wenn die Kerker des Palastes so gut wie sicher unter Wasser liegen, könnte es sein, dass die Verliese von Gath noch nicht überflutet sind.«
    » Es ist ein langer Weg vom Schild zum Palast«, warf Garret ein.
    » Unterirdisch ist der Weg noch länger«, erwiderte Indaro. » Und außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Teil davon überflutet ist.«
    Elija und Indaro sahen sich an. » Deshalb haben wir auch diese Idee verworfen«, fuhr Indaro fort. » Wir werden einen direkten Zugang in den Fried suchen. Gils Kontaktleute behaupten, es gebe einen solchen Weg, obwohl auf den Karten, die wir hier vor uns haben, nichts darauf hindeutet.«
    » Und wenn es diesen Weg tatsächlich nicht gibt?«
    » Dann werden wir scheitern, und Fell und Broglanh müssen ohne uns zurechtkommen«, sagte sie trostlos.
    Elija wurde aus seiner Träumerei gerissen, als plötzlich geschäftiges Treiben das Boot zum Schaukeln brachte. Er richtete sich auf. Ihm war kalt, und er fühlte sich steif. Der Morgen war angebrochen, aber er sah nur im Osten den dunklen Umriss einer hohen Klippe. Nach drei Tagen der Tatenlosigkeit machten sich die Soldaten mit frischem Mut daran, ihre Rucksäcke neu zu packen, legten ihre Rüstungen an und aßen den Rest ihrer Rationen. Elija warf einen Blick über das Dollbord auf das felsige Ufer, wo das erste Boot mit dem Nachschub an Bord bereits angelegt hatte. Die Fracht wurde an Land getragen, Taue, Waffen, Proviant und Wasser, medizinische Vorräte und Kisten mit den seltsamen Lampen, die Gil ihnen kürzlich gezeigt hatte.
    Elijas Boot legte als Nächstes an. Sie warfen den Soldaten am Ufer Taue zu, und die zogen das Schiff auf die Felsen. Dort hatte man in Spalten und Nischen Duckdalben geschlagen. Elija sah, wie der erste an Land sprang. Es war Indaro. Sie trug einen leichten Rucksack und hielt ihren Schwertgurt hoch über den Kopf. Dann kletterten die restlichen Soldaten über die Seiten des Bootes.
    » Elija!« Garret war jetzt einer seiner Leibwächter und bedeutete ihm, von Bord zu gehen. Elija stemmte sich hoch.
    » Mögen deine Götter dich beschützen, Junge«, sagte Staker. Elija drehte sich um und nickte ihm zu. Sein Herz war voller Angst, und er hätte nie gedacht, dass er zögern würde, dieses Boot zu verlassen.
    Aber jetzt musste er zurück in die Kanalisation.
    Bartellus betete nicht mehr zu den Göttern. Er glaubte nicht mehr an sie, wie er es vor noch gar nicht so langer Zeit getan hatte. Er glaubte nicht mehr, dass Soldaten, die tapfer gekämpft und mit Mut im Herzen gestorben waren von den Göttern von Eis und Feuer im Garten der Steine empfangen wurden.
    Jetzt lag er wieder in einem Kerker, während die schreckliche Bedrohung durch Folter und einen langsamen Tod über ihm schwebte, und er trauerte um die Leute, die er im Stich gelassen hatte. Er versuchte, seinen Verstand davor zu verschließen, doch sein inneres Auge hatte kein Lid und war gnadenlos. Immer und immer wieder stellte er sich vor, wie Emly weggeschleppt wurde, während sie sich wehrte und weinte. Und mit ebenso erbarmungsloser Unausweichlichkeit sah er, wie seine kleinen Söhne ihm in diesem sonnigen Garten zum Abschied zuwinkten, wie seine schwangere Frau müde lächelte, als er seine Familie

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