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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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getroffen«, sagte er beiläufig und starrte auf seine Hände.
    Sie wartete, aber er erklärte sich nicht weiter. Sie vermutete, er meinte Fell Aron Lee, diesen heldenhaften Krieger, dessen Schicksal ihrer aller Zukunft bestimmen würde. Evans Gesicht war weich und nachdenklich. Er entfernte sich in Gedanken von ihr, dachte nicht mehr an sie. Sein schmutziges blondes Haar, das, als sie sich kennenlernten, kurz geschoren war wie das vieler Soldaten, war im Laufe der Monate gewachsen. Jetzt hing es in Locken bis in seinen Nacken hinab. Er war glatt rasiert, und sie sah, dass mehr als eine Narbe sein Gesicht zierte. Sie erinnerte sich an das s-förmige Brandzeichen auf seinem Arm und spürte plötzlich ein Ziehen in ihrem Schoß, das in seiner Intensität fast schmerzhaft war. Sie erhob sich von ihrem Bett und setzte sich neben ihn. Dann schlang sie ihre Arme um seine Brust und legte ihr Gesicht an seinen Hals. Er roch nach Schweiß und Brot und nach einem exotischen männlichen Geruch, der ihr Herz schneller schlagen ließ.
    Sie spürte, wie er sich anspannte, dann löste er sanft ihre Arme, hob sie hoch und schob sie behutsam an den Schultern wieder zu ihrem Bett zurück.
    » Wir sollten miteinander schlafen, Evan«, sagte sie. Sie versuchte, so sachlich zu klingen, als würde sie einen Spaziergang im Regen vorschlagen.
    » Nein, sollten wir nicht«, erwiderte er.
    » Warum nicht?«
    » Du bist zu jung.«
    Emly war in den Hallen aufgewachsen und infolgedessen sehr vertraut mit menschlichem Geschlechtsverkehr in all seinen Spielarten. Außerdem wusste sie, dass sie nicht zu jung war. Ihr Körper schrie ihr förmlich zu, dass sie nicht zu jung war.
    » Nein, bin ich nicht«, erklärte sie. Sie lächelte ihn wissend an und glaubte, ein unentschlossenes Flackern in seinem Blick zu bemerken.
    » Und du bist die Tochter von Shuskara«, setzte er hinzu. » Er würde mir die Eier abschneiden und sie zusammenbinden, um zusammen mit meinen Ohren und Zehen eine Halskette daraus zu machen.« Er grinste sie an, und sie wusste, dass sie ihn nicht umstimmen konnte. Dann stand er plötzlich auf. » Ich muss gehen«, sagte er zu ihr. » Ich komme noch vor Einbruch der Nacht zurück.« Dann verließ er den Raum, bevor sie auch nur Atem holen konnte.
    Es regnete so stark, und es war so dunkel auf dem Dachboden, dass Emly nicht genau sagen konnte, wann der lange Tag sich endlich dem Ende zuneigte. Sie wartete, besorgt und gelangweilt, und spielte immer und immer wieder in ihrem Verstand ihr Angebot an den Soldaten und seine Reaktion darauf durch. Sie versuchte, sich ihr neues Leben mit dem Bibliothekar vorzustellen, als Haushälterin, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass es tatsächlich dazu kam, denn das bedeutete, dass sowohl ihr Vater als auch Evan tot sein würden.
    Als er wieder zurückkam, war es bereits dunkel. Der Raum war nur von zwei billigen Kerzen erleuchtet. Er hatte seinen verschlissenen ledernen Schwertgurt dabei und ein Tuchbündel, das er auf den Boden warf. Es klirrte wie Metall auf Metall, und sie vermutete, dass in dem Bündel noch weitere Waffen waren, vielleicht Messer. Evan bereitete sich auf den Krieg vor, und sie konnte nicht mit ihm gehen.
    Sie lag auf ihrem Bett unter dem Wintermantel, denn die Bäckerei hatte schon vor Stunden geschlossen, und es wurde rasch kühl in dem Bodenraum. Evan sah mit ausdruckslosem Gesicht zu ihr hinüber. Sie fragte sich, was er dachte. Sie hob die Hände zu ihrem Haar, zog das Band heraus und setzte sich dann hin, sodass das Haar offen über ihre Schultern fiel. Sie sah Evan ins Gesicht und hielt seinen Blick mit ihren Augen, als sie den Mantel von sich warf und nackt aus dem Bett stieg. Sie ging zu ihm, stellte sich so dicht vor ihn, dass ihre Nippel über seine Brust strichen. Er rührte sich nicht. Sie hob die Arme, schlang die Hände um seinen Hals, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Er war viel größer als sie, und sie musste seinen Kopf zu sich herunterziehen. Einen Moment lang glaubte sie, er würde sie erneut zurückweisen, doch dann wurde sein Mund weicher unter ihren Lippen. Er küsste sie sehr lange, und sie spürte die Hitze seines Körpers und seine Härte.
    Schließlich nahm er sie in seine Arme, hob sie hoch und legte sie sanft auf sein Bett.

37
    Riis hatte das Gefühl, das laute Hämmern seines Herzens müsste überall zu hören sein, als er um Mitternacht durch die Gänge des Frieds schlich.
    In seiner Soldatenlaufbahn hatte er sich seinen

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