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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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Schnauze reichte fast bis zu seiner Schulter. Und um den Hals trug das Tier einen breiten goldenen Kragen wie ein verwöhnter Schoßhund.
    Er starrte ihn mit unheimlich menschlichen Augen an, und seine langen Wimpern schienen in der feuchten Luft zu zittern. Es rührte sich nicht.
    » Los, verschwinde!«, sagte er, während er gegen ein Lachen ankämpfen musste. Er hob das Schwert und trat vor, obwohl er nicht vorhatte, dem Tier etwas zu tun. » Aus dem Weg, du dummes Vieh!«
    Er blieb unbewegt stehen, ohne auf sein Gepolter zu reagieren. Riis beschloss, sich an ihm vorbeizudrängen, und fragte sich dann, ob er ihn beißen würde. Haben Gulons überhaupt Zähne?, überlegte er. Vielleicht war es einfacher, das Vieh zu töten. Aber er zögerte, als es vor ihm stand und ihn mit seinen dunklen, menschlichen Augen beobachtete.
    Dann öffnete es den Mund und gab ein leises Geräusch von sich wie der Schrei eines Neugeborenen. Sein Atem stank nach Kloake. Riis erschauerte. Er senkte die Klinge und wollte sich an dem Tier vorbeidrängen. Er machte einen Schritt zur Seite, aber gleichzeitig trat auch der Gulon auf dieselbe Seite. Riis grinste. Du willst wohl spielen, dachte er.
    Plötzlich, wie von der Leine gelassen, sprang der Gulon ihn mit einer unwirklichen Geschwindigkeit an und schloss die Kiefer um seinen Hals.
    In den Höhlen tief unterhalb des Frieds hielten die Ratten und die anderen Kreaturen, die in den Hallen lebten und starben, kurz in ihrer ewigen Suche nach Nahrung inne und beobachteten, wie die Invasionsarmee vorbeimarschierte. Sie kamen nur langsam voran. Obwohl der Untergrund jetzt flacher und fester war, bewegten sie sich immer noch durch knöcheltiefen glitschigen Schlamm. Die Soldaten achteten genau darauf, wohin sie traten, sich des reißenden Abwasserstroms zu ihrer Rechten sehr wohl bewusst. Der Gestank war ekelhaft, und einige, deren Mägen die unruhige See problemlos ertragen und über ihre schwächeren Kollegen gelacht hatten, litten jetzt ihrerseits und erbrachen sich regelmäßig neben dem Pfad, auf dem sie marschierten. Sie alle hatten jede Menge Wasser dabei, denn Indaro hatte ihnen klargemacht, dass sie möglicherweise austrocknen könnten, bevor sie ihr Ziel erreichten.
    Sie marschierte am Ende der Gruppe, als die Soldaten plötzlich stehen blieben. Wie die anderen sah sie nach vorn, und ihr Mut sank.
    Der Abwasserfluss bog hier nach Süden ab, und an der Außenseite der Biegung hatte sich ein gewaltiger Berg aus Trümmern und Abfall aufgeschichtet, der noch aus der Zeit stammte, als die Flut am höchsten gewesen war. Es war unmöglich zu sagen, wie lange das her war – eine Stunde oder ein Jahr. Und der Weg war vollkommen unbegehbar.
    Indaro warf einen Blick auf die andere Seite des Stroms, die jetzt unerreichbar war. Dort verlief der Weg frei und flach. Wir hätten da langgehen sollen, dachte sie.
    Gil räusperte sich. » Hier kommen wir nicht weiter, aber wir können auch den Fluss nicht überqueren«, sagte er müde. » Also müssen wir den Weg zurückgehen, den wir gekommen sind.«
    » Und wohin gehen wir dann, Ser?«, erkundigte sich ein Soldat der Petrassi.
    » Elija?« Gil drehte sich zu dem Jungen herum.
    » Es gibt noch andere Wege, sehr viele«, erwiderte Elija. » Wir haben den hier für den besten Weg gehalten, aber wir haben uns geirrt. Die Wege ändern sich nach jedem Regensturm. Wir müssen einen anderen ausprobieren.«
    » Wir haben damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte«, setzte Indaro hinzu und versuchte, positiv zu klingen, als würde das zum Plan gehören. » Deshalb haben wir uns so viel Zeit gegeben.«
    Die Invasoren drehten sich einer nach dem anderen um und gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren. » Seid vorsichtig«, befahl Gil. » Passt auf, wohin ihr tretet.« Es tröpfelte ständig Wasser von der unsichtbaren Decke über ihnen auf ihre Köpfe, und der aufgewühlte Schlamm am Boden war auf dem Rückweg doppelt tückisch. Gil wusste, dass man leicht versucht war, sich zu beeilen, wenn man denselben Weg zurückging, den man gekommen war. Man hatte das Gefühl, Zeit aufholen zu müssen, aber sie konnten es sich nicht leisten, Krieger zu verlieren, bevor der Kampf überhaupt begonnen hatte.
    Sie hatten noch genug Zeit. Trotzdem war Indaro durch den Rückschlag entmutigt. Sie vermisste Doon, denn ihre Freundin war stets eine verlässliche Konstante in der Schlacht gewesen, und ohne sie fühlte sich Indaro auf ihrer linken Seite seltsam angreifbar,

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