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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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fand bestickte Handtücher. In der Ecke befand sich eine reich verzierte Handpumpe. Indaro lächelte, und schloss die Tür hinter sich. Dann zog sie sich aus, und untersuchte die Wunde in ihrer Seite. Sie blutete immer noch ein bisschen, aber nicht so stark, dass sie sich Sorgen hätte machen müssen. Der Rand der Wunde war rot und entzündet, und sie wusch sie aus, so gut sie konnte. Dann wusch sie auch den Rest ihres Körpers. Sie spülte ihre schmutzige Kleidung aus, so gut es ging, wrang sie aus und zog sie dann mit Mühe wieder an. Sie zuckte zusammen, als der feuchte Stoff an ihrer Haut klebte. Zum Schluss wusch sie sich ihr Haar und rubbelte es mit den Handtüchern trocken. Dann band sie es im Nacken zusammen.
    Auf einem marmornen Tisch fand sie einen runden Handspiegel aus Elfenbein und Gold. Sie nahm ihn hoch und betrachtete ihr Spiegelbild. Sie sah glühende, fiebrig glänzende Augen, Wangenknochen so scharf wie Klingen und eine Haut von der Blässe des Grabes. Sie legte den Spiegel wieder hin, wusch sich erneut das Gesicht und rieb sich die Haut. Dann warf sie wieder einen Blick in den Spiegel. Jetzt waren ihre Wangen gerötet, was eher ungesund aussah. Jedenfalls war es keine Verbesserung. Ich sehe aus wie eine drei Tage alte Leiche, die man für die Beerdigung zurechtgemacht hat, dachte sie.
    Sie fuhr mit den Fingern über die Rückseite des Spiegels, strich über die Umrisse der aufgemalten Blumen und Vögel. Der Spiegel war der hübscheste Gegenstand, den sie je gesehen hatte. Sie machte Anstalten, ihn in ihren Rucksack zu schieben, dann dachte sie einen Moment nach, setzte sich auf den Boden und leerte den Rucksack aus. Sie hatte weder Wasser noch zu essen. Ihre Vorräte an Verbandsmaterial und Medikamenten, so wenig es auch sein mochte, waren durch Wasser und Schlamm ruiniert. Ebenso wie die Blätter, auf denen die Adressen der Familien der toten Soldaten standen, Informationen, die sie all die Jahre mit sich herumgeschleppt hatte. Sie hatte gehofft, dass sie eines Tages, wenn auch spät, Müttern und Brüdern Trost würde bringen können. Aber jetzt waren sie nicht mehr zu entziffern. Dann nahm sie vom Boden des Rucksacks ein scharfes Messer in einer Lederscheide. Den nassen Rucksack ließ sie auf dem feinen Teppich liegen und kehrte in das Hauptgemach zurück.
    Elija und Garret hatten sich auf Sofas ausgestreckt, die sie mit ihrer nassen, dreckigen Kleidung beschmutzten. Elija schien fest zu schlafen. Sie spielte mit dem Gedanken, ihn vielleicht hierzulassen, einfach leise wegzugehen und ihn schlafen zu lassen. Wahrscheinlich würde er sich lange hier aufhalten können, ohne entdeckt zu werden. Dann konnte er vielleicht unbemerkt aus dem Palast entwischen, sobald das Leben zur Normalität zurückkehrte. Falls es das jemals tat.
    » Sie wussten, dass wir kommen würden«, sagte Garret. Er bot ihr etwas Trockenfleisch an, und sie nahm ein Stück und kaute darauf herum. Sie war an den Geschmack gewöhnt, der ziemlich widerlich war, und fühlte jetzt tatsächlich, wie ihr das Fleisch neue Energie verlieh. Sie aß noch etwas und trank einen Schluck aus seinem Wasserschlauch. Es schien sinnlos zu sein, Garret zu antworten. Er hatte Recht.
    » Ich frage mich, was der alte Broglanh ausheckt«, fuhr Garret dann vollkommen unvermittelt fort.
    Indaro sah ihn an. » Er ist bei Fell.« Manchmal fragte sie sich, ob Garret überhaupt jemals auf das achtete, was um ihn herum geschah. Vielleicht war er ja der perfekte Krieger: sie musste ihm nur sagen, dass er kämpfen sollte, und er kämpfte, ohne zu zögern und ohne Fragen zu stellen.
    » Das meine ich«, antwortete er.
    Sie begriff, dass er versucht hatte, subtil zu sein, auf seine Art. Als würde sie in Tränen ausbrechen, wenn er Fells verzweifelte Mission erwähnte. Das munterte sie irgendwie auf und sie grinste ihn an. Dann weckte sie Elija.
    » Unser anderer Auftrag besteht darin, Fell und Broglanh zu helfen, den Kaiser zu töten und lebendig zu entkommen«, sagte sie. » Falls der Unsterbliche weiß, warum Fell hier ist, was er mittlerweile wissen muss …«
    » Nicht notwendigerweise«, warf Elija ein. » Wer auch immer die Eintausend davor gewarnt hat, dass wir kommen, muss nichts von Fell gewusst haben. Und wenn er es doch gewusst haben sollte, hat er es vielleicht aus bestimmten Gründen für sich behalten. Wenn ein Teil der Eintausend abgelenkt und damit beschäftigt ist, uns zu jagen, kann das für unsere Mission von Vorteil sein. Genau deshalb sind

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