Der Moloch: Roman (German Edition)
hinter sie und schlug einem Krieger mit einem Hieb den Kopf vom Hals. Sie sah, wie ihre Kameraden triumphierend schrien. Dann tötete sie zwei weitere, den einen mit einem Hieb in die Brust, dem anderen rammte sie das Schwert in die Achselhöhle. Die Soldaten der Cité fassten neuen Mut und stürzten sich mit frischer Energie auf den Feind. Indaro erinnerte sich an Fortance Befehl. Als nur noch sieben Feinde standen, erregte sie die Aufmerksamkeit ihrer Kameraden und zeigte ihnen zusammengelegte Handgelenke, bis die anderen verstehend nickten. Während sie ihren Gefangenen die Hände banden, ritt sie mit dem Pferd langsam zum Wrack zurück. Die letzten Feinde, allesamt verletzt, wurden zusammengetrieben, für eine spätere Befragung, wenn sie ihr Gehör wiederhatten. Aber die Soldaten der Cité hatten ihre Disziplin wiedergefunden und brauchten keine weiteren Befehle, als sie sich daranmachten, die Verwundeten zu versorgen und die verletzten Pferde zu töten. Und um das Wrack der Kutsche war ein Schutzschirm aus Planen errichtet worden, und die Männer der Eintausend standen ernst Wache. Zu wenig und zu spät, dachte Indaro.
Sie fand Broglanh, der unter den Verwundeten saß und geduldig darauf wartete, dass sich jemand um seinen gebrochenen Arm kümmerte. Sein Gesicht war grau vor Schmerz, und Indaro half ihm, sich gegen einen Baumstumpf zu lehnen, damit er bequemer saß. Er redete mit ihr, als wenn sie hören könnte, was er sagte, aber sie hatte ohnehin das Gefühl, dass er einfach nur vor sich hin plapperte. Sie antwortete, sagte beruhigende Dinge zu ihm, obwohl sie ihre eigenen Worte nicht hören konnte. Dann sah sie an einem herumirrenden Pferd eine Trinkflasche, holte sie und half Broglanh zu trinken. Er sagte etwas und grinste, und sie wusste, dass er einen Scherz gemacht hatte. Offenbar war ihm nicht klar, dass der Kaiser tot war. Sie lächelte.
Schließlich hörte sie ein Summen, schluckte mehrmals, und allmählich kam ihr Gehör zurück, dünn und schwach.
» Kannst du mich jetzt verstehen?«, fragte sie Broglanh. Aber er war ohnmächtig geworden, während er seinen gebrochenen rechten Arm mit seiner linken Hand stützte.
Indaro stand auf und sah sich um. Krieger, die als Sanitäter ausgebildet waren, kümmerten sich um die am schwersten verletzten Soldaten. Die Gefangenen waren verschwunden, offenbar weggeführt, um sie zu verhören. Sie suchte eine Weile nach dem Jungen in Grün, konnte ihn jedoch nicht sehen. Vermutlich war er gestorben. Dann sah sie Fortance, der einer Gruppe von Reitern Befehle zuschrie. Er schickte Kundschafter aus, die nach anderen feindlichen Soldaten suchen sollten. Sie ging zu ihm.
» Deine Befehle, Ser.«
Fortance sah sie an. Sein Gesicht war immer noch blutig, aber er hatte sich die Tränen weggewischt. Sie vermutete, dass seine Tage als Offizier der Eintausend gezählt waren. Ihn erwarteten nur Tod und Schande.
» Indaro, ja?«, erkundigte er sich.
» Jawohl, Ser.«
» Die Kompanie wird sich aufteilen. Eine Hälfte kehrt auf der Stelle mit dem Kaiser zur Cité zurück. Du reitest mit dieser Gruppe voraus.«
Widerstreitende Gefühle kämpften in ihrer Brust. Sie wusste, dass sie sich gut gehalten hatte, und sie war froh, dass Fortance sie bemerkt hatte. Aber Fell Aron Lee hatte ihr den Auftrag gegeben, ihren Herrn zu verteidigen, und in dem Punkt hatte sie versagt. Wäre sie schneller gewesen, hätte sie sich rascher der Herausforderung gestellt, wäre sie schneller wieder auf den Beinen gewesen, hätte sie vielleicht den Attentäter stoppen können. Stattdessen hatte sie einem unbekannten Jungen geholfen, bevor sie ihrem Kaiser zu Hilfe geeilt war.
» Jawohl, Ser.« Dann sagte sie förmlich: » Es tut mir leid, Ser. Ich konnte ihn nicht aufhalten.«
Fortance nickte. » Du hast deine Sache gut gemacht, Soldat. Du hast dem Kaiser sehr wahrscheinlich das Leben gerettet.«
Einen Moment lang erschloss sich ihr die Bedeutung dieser Worte nicht. » Gerettet?«, wiederholte sie dann.
» Der Unsterbliche wurde zwar verletzt«, erklärte Fortance. » Aber er wird sich erholen, den Göttern sei Dank.«
Indaro starrte ihn sprachlos an. Es war unmöglich, dass jemand die magischen Explosionen der Blauen überlebt haben konnte. Und sie war sicher, so sicher wie irgendetwas, dass Fortance, als sie ihn nach der Explosion gesehen hatte, geglaubt hatte, dass sein Kaiser tot sei. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann jedoch anders und wandte sich
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