Der Moloch: Roman (German Edition)
Kavallerieschwadron durch die Dunkelheit auf sich zurasen sah. Es mochten dreißig Reiter sein oder vielleicht sogar mehr. Sie würden sie in wenigen Augenblicken eingeholt haben.
Garret hatte sein Schwert gezogen und ging langsam zu ihr zurück. Sein Gesicht war kreidebleich, und sie hörte, wie er m urm elte: » Eine Stunde. Nur noch eine verfluchte Stunde länger.«
Es war tatsächlich schwer zu ertragen. Doon hatte befürchtet, sie würden in der Flut sterben; dann, als die Wildkatzen eine nach der anderen abgeschlachtet wurden, hatte sie eine Verletzung davongetragen, die sie leicht hätte umbringen können. Stattdessen heilte sie von Tag zu Tag besser. Und jetzt standen sie ganz dicht vor der Rettung. Aber sie erkannte ihr Ende, als sie es vor Augen hatte, zog ihr Schwert und bereitete sich auf den Tod vor. Sie hatte Geschichten gehört, was die Blauen weiblichen Gefangenen antaten. Sie würde sich nicht ergeben, sie würde nicht zu Boden gehen, solange sie noch einen Tropfen Blut im Leib hatte. In gewisser Weise war es eine Erleichterung. Die letzten Jahre waren so hart gewesen …
Fell Aron Lee befahl ihnen mit ausdruckslosem Gesicht, sich nebeneinander aufzubauen, Staker in der Mitte. Er und Indaro stellten sich rechts und links an den Rand. Doon und Indaro sahen sich an, und Doon sah im Blick der anderen Frau, dass sie ihr Schicksal angenommen hatte. Die Dienerin grinste, warf den Kopf in den Nacken und stieß den hohen, auf und ab schwellenden Schlachtruf ihres Volkes aus. Fell blickte sie an und grinste grimmig. Dann sah sie, wie er in die Innentasche seines mitgenommenen Lederwamses griff und seine Rangabzeichen herausholte, ein silbernes Rechteck mit vier goldenen Streifen.
Die feindlichen Soldaten umkreisten sie und wirbelten Staub auf. Auf einen Befehl von Fell hin zogen sich die fünf in einen engen Kreis zurück. Doon beobachtete, wie die Pferde an ihr vorbeigaloppierten, sie umkreisten, hörte, wie Leder knarrte, Pferde schnaubten, das Zaumzeug klingelte, und der Geruch der Tiere stieg ihr in die Nase. Sie hob das Schwert, spürte, wie feucht ihre Handfläche war, wie trocken ihr Mund. Auf einen Befehl hin hielten die Reiter an und drehten sich zu den fünf Kriegern herum. Die Lanzen wurden gesenkt, und sie standen in einem Kreis aus Metallspitzen. Doon holte tief Luft.
Fell hielt seine Rangabzeichen hoch. Das Gold schimmerte im Sonnenlicht.
» Ich bin Fell Aron Lee!«, rief er. » Kommandeur einer Kompanie der Maritimen Armee des Westens. Ich verlange ehrenvolle Behandlung dieser Krieger der Cité.«
Der Anführer der feindlichen Schwadron saß im Sattel eines großen Schlachtrosses. Sein Pferd und er trugen beide eine graue Rüstung, sein Helm war silbern, anmutig geschwungen und hatte einen grauen Federbusch. Er hob die Hand, nahm den Helm ab und zeigte darunter sein langes, dunkelhäutiges Gesicht.
» Wir haben euch gesucht«, antwortete er Fell.
Indaro sah überrascht zu, wie der Anführer einem seiner Reiter ein Zeichen gab. Sie unterhielten sich einen Moment lang, während die anderen sich zurückfallen ließen. Wenige Augenblicke später sahen sie einen Boten davongaloppieren, aber nicht nach Osten, woher sie gekommen waren, sondern nach Westen, zur Cité. Indaro beobachtete verblüfft die Staubwolke, die er aufwirbelte. Auf einen weiteren Befehl hin stiegen die meisten Reiter ab, reckten sich, streckten die Beine, tranken aus Wasserschläuchen und unterhielten sich leise. Der Anführer stieg ebenfalls ab, und befahl zehn Reitern, auf ihren Pferden sitzen zu bleiben, die Lanzen und Schwerter bereit.
Fell befahl seinen Kriegern, die Waffen wegzustecken und sich auszuruhen. Sie setzten sich hin. Zuerst fühlten sie sich unbehaglich, doch dann begannen sie unwillkürlich, diese Ruhepause zu genießen. Die Zeit verstrich, und die Nacht zog herauf. Feuer wurden entzündet, und ein Soldat fragte sie, ob sie Wasser brauchten. Fell schüttelte den Kopf.
» Was geht hier vor?«, erkundigte sich Doon ungeduldig. Indaro wusste, wie sehr sie Ungewissheit hasste. Sie war immer am glücklichsten, wenn sie einem klaren Plan folgen konnte.
» Ich weiß es nicht«, erwiderte Fell. Er lehnte sich auf seine Ellbogen zurück, und Indaro sah, wie ein schmerzlicher Ausdruck über sein Gesicht flog.
» Lass mich deine Wunden neu verbinden«, sagte sie leise.
Er nickte, und sie zog den Beutel mit den medizinischen Vorräten zu sich, die sie einem Toten der Abteilung der Blauhäute abgenommen hatten.
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