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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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niemals namentlich erwähnt, und trotz seiner fast acht Jahre währenden Studien war Bartellus bisher immer noch nicht auf den offiziellen Namen dieses Bauwerks gestoßen. Aber die Überlegungen des Ingenieurs, was die Architektur der uralten Cité betraf, und die messerscharfen Kommentare über die Persönlichkeiten seiner Zeit hatten zum ersten Mal seit Jahrzehnten Bartellus’ Fantasie angeregt. Miletos’ Journal war tatsächlich das einzige Buch, das Bartellus jemals aus der Bibliothek gestohlen hatte. Er hatte es an den scharfen Augen der alten Weiber vorbeigeschmuggelt, die die Ausgänge bewachten, indem er es in drei Teile geteilt und sich um den Bauch gebunden hatte. Das war vor sechs Jahren gewesen, und er hatte deshalb immer noch ein schlechtes Gewissen.
    Seit damals hatte er sich ebenso tief in das Studium der Architektur der Cité versenkt, wie er sich einst tief in den Hallen verloren hatte. Es war fast unmöglich, diese feuchten, schlammigen Tunnel, Höhlen und Brücken, denen er während seines kurzen Aufenthaltes in den Hallen begegnet war, mit den trockenen Beschreibungen humorloser Ingenieure über noch langweiligere Abflüsse, miteinander verbundene Kanäle, Sickergruben und Überlaufwehre in Verbindung zu bringen. Es war ein Labyrinth, vielleicht ein vollkommen hoffnungsloses, aber Bartellus liebte die Herausforderung, und er lebte in dieser Arbeit auf.
    Eines Wintertages dann war ein grün gekleideter Bibliothekar an seinem Tisch stehen geblieben. Die klickenden Geräusche der Räder seines Karrens waren langsamer geworden und schließlich verstummt. Der Mann, eine kleine Gestalt mit schmalem Gesicht, rotem Haar und einem Buckel, fragte ihn freundlich nach seinen Interessen aus. Er spielte dabei auf die Bücher an, die sich um Bartellus stapelten und die allesamt von Ingenieurkunst, Architektur und der Geschichte der Erbauung der Cité handelten. Der Bibliothekar hatte ihn sehr ausführlich befragt, und seine hellen, leuchtenden Augen hatten sich mit einem Blick glühender Gelehrsamkeit auf ihn gerichtet. Bartellus war angesichts der Vorstellung, dass man ihn beobachtete, entsetzt gewesen und hatte seine Studien in der Bibliothek noch am selben Tag aufgegeben. Es hatte mehr als ein halbes Jahr gedauert, bevor er sich erneut dorthin wagte. Dann jedoch hatte er angefangen, sein wahres Interesse unter einem Berg von anderen Themen zu verbergen. Und er hatte Carvelho als seinen Bevollmächtigten angestellt. Er sah den rothaarigen Bibliothekar gelegentlich, aber der kleine Mann schien ihn vergessen zu haben.
    Mit einem zufriedenen Seufzer zog Bartellus einen vertrauten Folianten zu sich, der in rissiges Leder gebunden war und den Titel Das erste Leben von Marshall Creed trug. In jüngeren Jahren war Creed ein Schiffseigner von der Insel Iastos gewesen, der mit Obsidian und Perlmutt handelte, und etwas von einem Raubein und Glücksspieler hatte. Nachdem ein Wirbelsturm die Hälfte seiner Schiffe versenkt hatte, hatte er harte Zeiten durchgemacht. Schließlich endete er, nach vielen Eskapaden, von denen Bartellus die meisten dem Reich blühender Fantasie zuschrieb, als Bewohner von Otaro. In jener Zeit, vor mehr als vierhundert Jahren, hatte die Cité noch allen Fremden offen gestanden. Sie war ein Knotenpunkt für den Handel gewesen, und in ihrem Hafen hatten sich Schiffe aller Nationen gedrängt. Creed hatte zusammen mit seiner stark leidenden Frau und fünf Töchtern ein Haus gemietet, von dem aus er etliche Geschäfte führte, die alle am äußersten Rand der Legalität balancierten.
    Aber es waren die letzten drei Kapitel seines Buches, die Bartellus interessierten. Zu dieser Zeit war Creed bereits ein alter Mann und die Autobiografie nahm einen melancholischen Tonfall an. Der Autor hatte die Prahlereien und die Arroganz der früheren Seiten aufgegeben und sprach stattdessen wie ein Mann, der vor seinem Ende noch eine letzte Mission erfüllen wollte. Dieses Ende sah er mit trauriger Klarheit kommen. Er hatte begonnen, durch die Stadt zu wandern und ihre Schönheit und Grausamkeit zu bestaunen. Er sprach voller Ehrfurcht von den Regenbogengärten, die sich zu jener Zeit in großen Bogen mehr als dreißig Wegstunden weit vom Palast aus erstreckten. Jeder dieser Bogen war mit Blumen in nur einer Farbe des Spektrums bepflanzt. Er sprach mit Mathematikern und Astronomen, die dem alten Mann die komplexen Formeln erklärten, derer man sich bedient hatte, um die siebenundzwanzig Kristalltürme des Roten

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