Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Immer einer der frei hat, einer der als Späher unterwegs ist und einer der beim Trupp bleibt und da mit aufpasst. Und einer in Reserve, der zum Beispiel Verletzte heimbringen kann, wenn so was nötig wird. Aber was ist mit einem Doktor? Benthan hat doch gesagt, für solche Abenteuer wäre er zu bequem. Ich meine, er könnte vorher alle noch mal untersuchen. Dabei würde er tolle Sachen zu hören bekommen:
Herr Doktor!
Ich hab´ Warzen am rechten Fuß, brauch ein Rezept, schönen Gruß.
Sie sind sehr groß und reich an Zahl, ein wirklich ausgeprägter Fall!
Na ja, in etwa, oder so, genau genommen war´n´s nur zwo.
Doch sei dazu noch mitgeteilt, sie sind inzwischen abgeheilt.
Es ist dein Doktor niemals froh, wenn etwas heilte sowieso.
Daran verdient er nicht die Bohne, –
als ob sich für Bohne der Aufwand lohne!
Doch sparen wir uns Spott und Hohne,
die Dinger kommen wieder, in Bälde schone.
Sie suchen dich so grausam heim, wie der letzte schlechte Reim.“
„Tja, ich glaube, dein Gedicht sagt es schon: Zur Voruntersuchung sollten wir besser nur diejenigen schicken, die nicht gesund aussehen. Es ist aber kein Problem, wenn Benthan nicht mitkommen will. Ich habe mich erkundigt. Zumindest die Waldläufer kennen sich mit den meisten medizinischen Sachen, die uns unterwegs passieren können, gut aus, notfalls sogar mit widerspenstigen Warzen. Und es gibt noch andere auf der großen Liste, die angegeben haben, dass sie als Sanitäter arbeiten können. Hier … von denen sollten wir mindestens zehn bis zwanzig mitnehmen. Irgendwelche kleinen Verletzungen gibt es bei so was immer“, meinte Lena dazu.
„Ja, aber nicht einfach irgendwelche. Zu jedem der einzelnen großen Bereiche sollten genügend Sanitäter zugeordnet sein, oder Lena?“
Alf genoss es immer, Lena mit einem seiner Werke zu überraschen. Allerdings erkannte er auch, dass er sie zwar belustigt hatte, er allerdings bei jeder weiteren derartigen Unterbrechung trotzdem damit rechnen musste, den Kopf abgerissen zu bekommen, weil er damit Lenas Konzentration zu sehr störte. Daher beschloss er im Stillen, sich ab jetzt wenigstens bis zum Ende des ernsten Gespräches mit weiteren Albernheiten zurückzuhalten.
„Guter Gedanke. Machen wir Nägel mit Köpfen:“, ging Lena auf Alfs Frage ein. „Wir werden rund hundert reine Träger haben. Darunter sollten fünf Sanitäter sein. Dazu kommen fünfzig aus dem Wach- und Kampftrupp. Hier sollte es anteilig mehr Medizinleute geben. Also auch fünf, und zwar solche, die gut mit schweren Verletzungen umgehen können. Mehr oder weniger das Gleiche gilt für den Trupp, der wertvolle Dinge und Lebensmittel sammeln und jagen soll. Auch da brauchen wir fünf Sanitäter. Abgesehen davon sollten wir uns nicht scheuen, weitere von den Leuten, die angegeben haben, sie verstünden sich auf irgendwas Medizinisches, noch zum Grundtarif anzuwerben. Wenn es hart auf hart kommt, werden sie das Ihre dazu tun, und wenn wir mehr Sanitätshelfer brauchen, können wir immer noch jemanden befördern. Genauso sollten wir einige Leute als reine Träger einstellen, die zu mehr zu gebrauchen wären. Da sollten wir gleich eine genaue Auflistung machen und jeweils ein paar passende Ersatzleute von der Warteliste mit zuordnen. Irgendwer springt immer noch ab, weil gerade die Oma Hühneraugen gekriegt hat oder so. Hast du das notiert? … Gut. Dann wollte ich noch deine Meinung zu dieser Flüchtlingsgruppe hören. Können wir die gebrauchen? Was meinst du Alf?“
„Hm. Das ist nicht so einfach zu sagen. Diese Leute sind aus Lianta Xintall fortgelaufen und quer durch den Dschungel hierhergekommen. Man sollte meinen, für diejenigen von ihnen, die freiwillig zurück in den Wald gehen würden, hätten wir sehr wohl Verwendung. Außerdem sind sie arm und haben eine gut bezahlte Arbeit nötig, um Fuß fassen zu können. Andererseits gibt es Vorurteile gegen die Leute aus Lianta Xintall. Es wird gemunkelt, dass Spione unter ihnen sein könnten. Ich halte das nicht für fair, aber es könnte Unfrieden geben, wenn wir sie mitnehmen.“
„Dann können wir sie nicht in die Wachtruppe aufnehmen, aber wenn sie als Sammler mit wollen, nehme ich das auf meine Kappe. Aber keine Jäger, und nur diejenigen, die von ihnen, abgesehen von Machete und Messer, auf Waffen verzichten wollen, dürfen mit. Vielleicht können wir ihnen die Situation vorher erklären und anbieten, dass sie bei späteren Expeditionen dabei sein können.
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