Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Endlich hatte er sein letztes Zertifikat errungen, und damit war er ein Finder, nicht länger ein Auszubildender. Dieser Umstand musste ganz groß gefeiert werden. Vaíls Sinn für Realitäten war in derartigen Angelegenheiten viel ausgeprägter als Konstantins. Sie hatte gleich darauf gedrängt, diesen privateren Teil des Festes eher im kleinen Rahmen zu halten. „In die große Halle der Suchergilde kannst du alles und jeden einladen. Bei uns zu Hause geht das nichteinmal dann, wenn du Stühle im Gartenteich aufstellst“, hatte sie ihn ermahnt.
Das Ergebnis war, dass zwar deutlich mehr Gäste hier waren als Vaíl für vernünftig gehalten hätte, aber nicht so viele, dass man sie hätte am Tor abweisen müssen. Allerdings funktionierte es nur mit einem Trick: Konstantin hatte Leitern an seine Gebäude gestellt und auf den Dächern geliehene Sessel platziert.
Neben Konstantin und Vaíl waren da, wie immer, auch noch Cenimnir und Senigara. Cenimnirs Gefährtin CegeuciDan hatte sich entschuldigt, weil sie auf die Kinder aufpassen musste. Senigara hatte ein Date, eine ihrer gelegentlichen Männerbekanntschaften, die nie lange hielten, mitgebracht. Konstantin hatte in den vergangenen drei Jahren auch die Kontakte zu Celljin und seiner Familie weiter gepflegt. Besonders Celljins älteste und mittlerweile sehr selbstständige Tochter Vilana hatte einen festen Platz in Vaíls und Konstantins Freundeskreis gefunden. Das Mädchen wollte sich nicht mit den üblichen Domänen ihrer Familie zufriedengeben. Alle ihre Onkel, Tanten, Vettern und Cousinen blieben im Familienstammsitz und befassten sich mit Politik, Verwaltung, Handel, Gartenbau und Kunst. Sie aber hatte sich an Ingenieurwissenschaften versucht. Vor einem Jahr war sie in ein winziges Junggesellinnenanwesen, bei uns würde man von einer Studentenbude mit Gärtchen sprechen, in der Unterstadt gezogen. Sie hatte eindeutig den Ehrgeiz, der Stadt irgendwann einmal durch die großartigsten Bauprojekte ihren Stempel aufzudrücken. Seit des Empfangs bei dem Vilana auf Konstantins Schoß gesessen hatte, war sie zwar innerlich so erwachsen geworden, wie man nur sein konnte, äußerlich war sie aber das hübsche Mädchen von damals geblieben. Um trotz ihrer großen schönen Augen beruflich ernstgenommen zu werden, versuchte sie, sich betont seriös zu geben, und achtete in der Öffentlichkeit auf ein tadelloses Betragen. Konstantin und Vaíl, die beide Eindrücke von existierenden Großprojekten in anderen Orten mitbrachten, wurden die begeisterungsfähige junge Frau bald, nachdem sie zusammengezogen waren, einfach nichtmehr los. Schließlich konnten sie nichtmehr anders, als sie zu mögen.
Celljin und seine Tochter waren beileibe nicht die einzigen Gäste aus der gehobenen Gesellschaft H´Cuudims. Auf Betreiben Vaíls, waren sie mittlerweile mit diesen Kreisen bestens bekannt. Konstantin war allgemein als Lebemann geachtet und hatte dabei den ungerechtfertigten Ruf, ein regelrechter Abenteurer zu sein. Natürlich war er auch ein Exzentriker, da war man sich allgemein einig. Er rauchte bei allen Gelegenheiten, bei denen man damit angeben konnte, seine Pfeife. Und er kannte sich zunehmend damit aus, wie er seine Kleidung gestalten musste, um damit extravagant aber nicht albern zu wirken. Es hatte sich auch die ein oder andere Freundschaft aus diesem Lebensbereich ergeben.
Allerdings war Konstantin auch privat kein abgehobener Popanz geworden. Es war seine Art, mit allem und jedem zumindest in Kontakt zu sein. Hätte er alle Bekannten einladen wollen, wäre er aus Platzgründen nicht umhingekommen, die Feier in den Neustadtpark zu verlegen. Trotz größerer Zurückhaltung saßen und standen hier nun ein Dschungelbauer neben einem Gemüsehändler, einem Soldaten und einem Minenarbeiter, um nur wenige Beispiele zu nennen. Eine größere Gruppe von Gästen stellten Konstantins Arbeitskollegen, obgleich gerade hier Vaíl durchgesetzt hatte, dass Konstantin eine relativ enge Auswahl traf. Die Kollegen hatten zahlenmäßig schon die offiziellen Feierlichkeiten dominiert. Neben Konstantins Lehrmeister war noch ein gutes Dutzend Sucher, Auszubildender, Kriminaltechniker und Angestellter der Suchergilde hier.
Darunter war auch Caingu, ein sehr junger Sucher, der seine Ausbildung vor einem Jahr abgeschlossen hatte. Konstantin hatte sich schon länger mit dem deutlich jüngeren Mann, verständigt, dass sie Partner werden wollten, sobald er sein letztes Zertifikat in der Tasche hatte.
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