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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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elendes Leben so verzweifelt gemacht, dass ich nicht mehr rational handeln kann? Jetzt fange ich noch an, Angst vor mir selbst zu bekommen. Ein Echo von diesem zwanghaften Drang, in den Wald zu kommen, ist noch in mir. Vielleicht sollte ich es tatsächlich mit Flucht oder Tod versuchen. Aber doch nicht so!
     
    *
    „Es tut mir Leid, Tarz Bargon“, erklärte Retwon. „Ich habe versucht, mit aller Kraft zu dieser Menschenfrau durchzudringen. Eine Weile dachte ich, sie würde in die richtige Richtung gehen. Aber dann ist sie wieder umgekehrt, obwohl ich den Gedankendruck noch erhöht habe. Vermutlich konnte ich gar nicht zu ihr durchdringen.“
    „Nun, ich kann Ihnen keinen Vorwurf machen, dass Sie mit der Beeinflussung von Menschen keine Erfahrungen haben. Versuchen Sie es einfach, soweit ihre Kräfte es zulassen, immer wieder. Wie sagt dieses Sprichwort: Steter Tropfen höhlt den Stein.“
    „Natürlich, Lakorr. Es könnte sein, dass ich wenigstens einen winzigen Eindruck bei dieser Frau hinterlassen habe, der bei wiederholten Versuchen wächst. Nicht auszuschließen. Sobald ich mich erholt habe, werde ich es erneut versuchen. Ich bin nur enttäuscht, weil ich dachte, ihr Geist stünde weit offen für meinen Einfluss.“
     
    *
    Bernd war an seinem neuen Einsatzort angelangt und bereitete sich mental auf den großen Sturm vor. Das wird nicht die Art von Kampf, die mir und meinen Leuten zusagt. Die kommende Schlacht wird durch die Übermacht von Menschen und Material entschieden. Nun gut. Meine Aufgabe wird ja auch sein, nach dem Durchbruch vorzustürmen, um die zurückweichenden Truppen des Gegners weiter in Unordnung zu versetzen, damit sie sich nicht an den Toren zur Alt- und Neustadt neu formieren können.
    „Die Sklavin, nach der Ihr geschickt habt ist jetzt da!“, meldete Bernds Leibdiener. „Sie wurde, wie Ihr es angeordnet habt, mit starken Schmerzmitteln behandelt, damit sie die ruhmvollen Szenen des bevorstehenden Sieges in Bildern festhalten kann, Herr.“
    „Sie soll hereinkommen. Lass uns eine Weile allein.“
    Mira sieht nicht gut aus. Was ist nur in sie gefahren? So ein dummdreister Fluchtversuch sieht ihr nicht ähnlich, dachte Bernd als er Mira hereinrollen sah.
     „Mira. Ich wollte nicht, dass dich jemand auspeitscht. Warum bist du durchgedreht? Mir wurde berichtet, du seiest nicht ansprechbar gewesen. Ich kann ja verstehen, dass du dir ein anderes Leben wünschst. Aber warum tust du nur so etwas Törichtes? Damit schadest du dir nur selbst.“
    Mira sah müde aus. Bernd hatte erwartet, einem heftigen verbalen Angriff ausgesetzt zu werden. Dieser blieb aus.
    „Ich werde verrückt. Ich hatte heute schon drei derartige Anfälle. Ich bin dabei vollkommen außer Kontrolle. Vielleicht ertrage ich mein Leben einfach nicht mehr. Ich glaube aber eher, dass ich irgendeine Geisteskrankheit habe. Wie BSE oder so. Sogar der Aufseher hat das verstanden. Beim zweiten Versuch, mich zu entfernen, hat er mich fesseln lassen, statt mich zu bestrafen, bis der Anfall vorbei war.“, erklärte sie mit matter stimme und ausdruckslosem Gesicht.
    Bernd war ernsthaft betroffen. Sicher, er hatte in den vergangenen Jahren unzählige Grausamkeiten begangen. Auch sein Mitleid, weil Mira ihre Beine verloren hatte, hielt sich in Grenzen. Aber sie derart am Boden zerstört zu sehen, weil sie vom Wahnsinn ergriffen wurde, das machte ihm dann doch noch zu schaffen.
    „Pass auf. Ich verspreche dir, nach den kommenden Gefechten werde ich dir die besten Ärzte für so was rufen lassen. Wenn es sein muss auf meine eigenen Kosten. Bis dahin werde ich zwei Soldaten abstellen, dich in meiner Nähe zu halten. Wir sagen, das sei nötig, damit du Eindrücke von der vordersten Front für deine Gemälde gewinnst. Das ist nicht einmal ganz gelogen. Zumindest kann ich ein wenig auf dich achten, dafür sorgen, dass dich niemand wegen deiner Anfälle bestraft.“
    „Du weißt, dass ich dich immer noch hasse? Dass ich dich töten würde, wenn ich Gelegenheit dazu bekäme?“, fragte Mira. Doch erstmals fehlte ihren Drohungen jede Kraft.
    „Ja, ich weiß Mira. Manchmal erschrecke ich vor mir selbst. Manchmal kann ich verstehen, dass du mich für alles verantwortlich machst, was dir widerfahren ist. Vielleicht hätte ich mehr für dich tun sollen oder können. Wenigstens kann ich dir jetzt etwas helfen. Versteh mich nicht falsch: Ich werde nicht zulassen, dass du meiner Obhut entfliehen kannst. Dafür will ich mich nicht verantworten

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