Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
zentraler Wichtigkeit sein letzter Gedanke für das Verständnis dieser und seiner eigenen Welt war. Aliens, die wie Menschen aussahen, waren in der Science-Fiction-Literatur viel normaler als Planeten, auf denen die Tag und Nachtlänge deutlich abwich. Menschen waren für jede Erzählung unentbehrlich und längere Tage waren es nicht. Hätte sich Konstantin klar gemacht, von welchen unwahrscheinlichen Annahmen die Bücher und Filme ausgingen, auf die er seine Vorstellungen stützte, wäre er möglicherweise zu den korrekten Schlussfolgerungen gelangt. Doch leider war das nicht der Fall. [7]
Der Uhrzeiger rückte auf die nächste volle Dschungelweltstunde. Da stellten alle Mitarbeiter ihre Tätigkeiten ein und gingen durch ein Portal hinaus ins Freie. Offenbar war es Zeit für eine Pause.
Hinter der Druckerei und Bibliothek erstreckte sich ein großes Areal aus dichtem Dschungel. Es war von hölzernen Hängebrücken durchzogen, auf denen man sich durch das Dickicht bewegen konnte. Dort gingen sie jetzt hin. Konstantin fiel auf, dass dieser Dschungel nicht naturwüchsig war. Manche Pflanzen waren zurückgeschnitten, andere schienen willentlich an ihrem Wuchsort platziert worden zu sein. Trotzdem konnte in keiner Weise von geraden Linien oder gar Beeten die Rede sein. Die Männer und Frauen streiften fröhlich schwatzend durch all dieses Grün und sammelten Früchte und kokosnussartige Pflanzensamen ein, etwa so viel, das es gerade für eine Mahlzeit reichen würde. Senigara hieb mit ihrer Machete, die sie wie praktisch alle Menschen hier stets bei sich trug, einer beachtlich großen Schlange zielsicher den Kopf ab und packte Kopf und Körper, Ersteren nicht ohne sich vor den Fangzähnen vorzusehen, in einen Lederbeutel. Konstantin zeigte versuchshalber zaghaft auf eine Frucht. Cenimnir nickte und ermutigte ihn, sie mitzunehmen. Es folgte ein kleiner gemeinsamer Spaziergang, bei dem keine Pflanzen mehr gesammelt wurden.
Konstantin hatte nie zuvor in subtropischem Klima längere Strecken auf Hängebrücken zurückgelegt. Bald fand er heraus, dass so etwas anstrengender war, als das man es gemeinhin noch als Spaziergang bezeichnet hätte. Aber da es hier offenbar ausschließlich um die Freude am Laufen ging, musste er den Begriff dennoch so stehen lassen. Einer der Männer reparierte nebenbei einen Schaden an einer der Hängebrücken, doch von einem Wartungsrundgang konnte man deswegen sicher nicht sprechen.
Zurück beim Druckereigebäude versammelten sich alle in einem kleinen Innenhof, wo ein Grill stand. Sorgfältig hatten einige der Männer auch Brennholz mitgenommen, wobei es Konstantin schleierhaft blieb, nach welchen Kriterien sie es ausgewählt hatten. Das neue Holz wurde neben einen kleinen Stapel abgelagerten Holzes gelegt und unter dem großen Schwenkgrill wurde ein Feuerchen entfacht. Die Schlange und manche der Früchte legten sie auf den Grill, andere der Früchte waren wohl für den Rohverzehr bestimmt. Sie halten das Feuer klein. Anscheinend ist Brennholz nicht in beliebiger Menge zu haben. Komisch bei all dem Wald überall. Andererseits: Vielleicht gibt es deswegen noch so viel Wald.
Die Mahlzeit wurde gemeinsam zubereitet, und Konstantin wollte sich natürlich auch beteiligen. Dem stand allerdings die Tatsache im Wege, dass er weder wusste, welche Früchte geschält, entkernt oder gegrillt werden sollten, noch über ein eigenes Messer verfügte. Obwohl Cenimnir ihm gelegentlich Hinweise gab oder sein eigenes Messer borgte, war ihm die Situation peinlich. Außerdem begann einer der Arbeiter, die bei Konstantins Ankunft an der großen Druckmaschine gestanden hatten, ziemlich eindeutig, sich über seine Hilflosigkeit lustig zu machen. T ja, da kann ich mich nicht beschweren. Bisher waren alle verdächtig nett und hilfsbereit. Ich habe mich schon gefragt, wie es den Leuten hier erginge, wenn die Situation umgekehrt wäre und sie unvorbereitet in Deutschland erschienen.
Auch die kleine Mahlzeit ging vorbei, und da keiner den pöbelnden Typen, Ganem, bei seinen verbalen Angriffen allzu sehr unterstützte, blieb die Situation erst einmal unbedenklich. Trotzdem schwor sich Konstantin, wachsamer zu sein. Auch hier gibt es nicht nur gute Menschen, das darf ich nicht vergessen. Dieser Ganem kann noch zum Problem werden, wenn er so weiter stänkert.
Nach der Mahlzeit gingen einige der Arbeiter nach Hause und andere kamen neu hinzu. Voll besetzt war die Druckerei aber noch lange nicht. Im Gegenteil,
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