Der Mondmann
normalen Geschwindigkeit, und plötzlich gab es die Gefahr für unser Leben. Bei seinem Flug drehte er sich noch um die eigene Achse, und für mich gab es nur eine Möglichkeit.
Ich warf mich zur Seite, prallte gegen den harten Boden und hörte über mir noch das Pfeifen der Waffe, die mich nicht mal am Körper geritzt hatte.
Der Schrei, der meine Ohren erreichte, war schrecklich. Ich sah nicht, warum er ausgestoßen worden war, denn ich hatte genug mit mir selbst zu tun und drehte mich um die eigene Achse.
Ein anderer Schrei mischte sich in das Echo des ersten. Eine Frau hatte ihn ausgestoßen. Ich sah, dass es Melody Marwood gewesen war, als ich wieder auf die Füße kam.
Ich hatte die Beretta gezogen und drehte mich auf der Stelle. Das Bild, das ich sah, war grauenhaft. Der hart und zielsicher geworfene Bumerang hatte Casey Marwood getroffen und ihn regelrecht skalpiert. Er stand noch auf den Beinen. Der größte Teil seiner Haare war verschwunden. Die Oberseite des Kopfes bestand aus einer großen Wunde, aus der das Blut quoll und über sein Gesicht rann.
Das sah auch Melody, die ihren Mann anschaute und nur noch schrie.
Es war nicht die Zeit, sich um das Ehepaar zu kümmern. Der Mondmann war wichtiger und natürlich auch seine Waffe, die so raffiniert geschleudert worden war, dass sie wieder zu ihrem Besitzer zurückkehrte. Nicht mal weit von mir entfernt huschte sie vorbei und wurde mit einem zielsicheren Griff gefangen.
Der Mondmann stand noch immer im Garten. Er schaute uns durch das große zerstörte Fenster entgegen, und seine Waffe war nicht mehr zu einer kleinen Mondsichel geworden, die sich in seiner Handfläche hätte verstecken können.
Casey Marwood war von seiner Frau auf die Couch gezogen worden. Beide lagen jetzt in relativer Deckung, und der Mondmann hatte jetzt genau das, was ihm Spaß bereitete.
In seinen hellen Augen irrlichterte es. Wahrscheinlich bewegte er sie, sodass dieser Ausdruck zustande kam. Hinter ihm flogen die Raben wie Leibwächter, und sie mussten Carlotta irgendwie animiert haben, denn sie sprach davon, in den Garten zu fliegen.
»Nein, du bleibst!«
Sie zuckte im Ansatz zurück. In einem derartigen Tonfall hatte ich noch nie zu ihr gesprochen. Das war nicht grundlos passiert. Ich wollte mir den Mondmann holen, und das auf eine bestimmte Art und Weise. Auch wenn er mich nicht unmittelbar bedrohte, gab es für mich in dieser Zeit der Ruhe nur eine Chance.
Der Schuss!
Aber er versuchte es, denn wieder hob er seinen Arm an. Wie ich ihn einschätzte, hatte er sich bestimmt wieder ein neues Ziel gesucht. Das Risiko eines Treffers wollte ich beim zweiten Mal nicht eingehen, deshalb zielte ich auf seine Gestalt.
Ich sagte dabei kein Wort und konzentrierte mich auf den finalen Schuss. Für einen Moment trafen sich unsere Blicke. Mir kam es vor, als wollte mich der Mondmann in seine geistige Gewalt bekommen, was ich nicht zuließ.
Ich drückte ab!
Es war relativ still im Raum geworden, und diese Stille wurde jetzt vom Knall des Schusses zerrissen. Das Echo wetterte zwischen den Wänden, bevor es durch die Scheibe drang und sich im Garten verlor.
Treffer!
Ich hatte auf die Brust gezielt und sie auch erwischt. Aber die Kugel war nicht stecken geblieben, wie ich sofort danach erkannte.
Sie war vorn in den Körper eingeschlagen und am Rücken wieder ausgetreten. Dabei hatte sie zwei Löcher in der Gestalt hinterlassen, und beide waren durch einen schmalen Kanal verbunden, in dem es hell leuchtete. So konnte man vorn in den Körper hineinschauen und an der Rückseite wieder hindurch.
Der Mondmann fiel nicht.
Er zuckte nicht mal.
Wie der berühmte Fels in der Brandung blieb er stehen, und ich hörte von Maxine Wells eine erste Reaktion.
»Mein Gott, das gibt es doch nicht!«
Sie hatte Recht. Es war nicht normal. Für mich war es unglaublich und unwahrscheinlich, denn so etwas hatte auch ich noch nicht erlebt.
Mir stockte wirklich der Atem, und ich hörte mein Herz lauter schlagen als gewöhnlich.
War der Mondmann unbesiegbar?
Er gab sich lässig und spielte mit seinem Bumerang, während er sich erneut in Bewegung setzte und näher an das Haus herankam. Seine Absicht lag auf der Hand, er wollte uns alle und fühlte sich unbesiegbar.
Es war besser, wenn andere flohen und ich allein zurückblieb. Irgendwie musste ich ihn kriegen, das traute ich mir zu.
Die Vögel flatterten mit. Sie waren die Ersten, die das Innere des Hauses erreichten. Sie so in einem Raum fliegen zu
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