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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Tochter ansichtig wurde. »Und warum versteckst du dich hier oben, du hast doch eigentlich Musikstunde!«
    Helen hob die Hand, zeigte ihrer Mutter den frischen Striemen und sagte dann in tiefster Überzeugung: »Ich will nie, nie, nie wieder Klavier spielen!«

20
    London 2011
    Seufzend blickte Lilly in ihren E-Mail-Eingang. Noch immer keine Nachricht von Enrico oder seinem Freund. Dabei hatte sie so sehr darauf gehofft, dass sie schon bald wissen würde, was es mit dem Notenblatt auf sich hatte. Und mit ihrem Traum.
    Außerdem plagte sie noch etwas anderes.
    Seit Gabriels Besuch war ihr der Gedanke, dass sie vielleicht nach Sumatra fliegen sollte, nicht aus dem Sinn gegangen. Sie spürte, dass die Lösung des Rätsels auf dieser Insel lag. Doch würde sie es wagen, diese Reise allein anzutreten? Seit Peters Tod hatte sie keine weite Reise mehr gemacht. Aber etwas war anders geworden in ihrem Innern, etwas, woran die Geige, Rose und Helen und auch Gabriel ihren Anteil hatten.
    Nun verbrachte sie schon den ganzen Vormittag damit, nach einer preiswerten Reise zu suchen. Das Ergebnis war allerdings niederschmetternd. Allein schon die Preise für ­einen Flug nach Sumatra waren horrend. Ihr Antiquitäten­laden mochte sie vielleicht ernähren, aber so viel, um nach Padang zu reisen und dort die Spuren der beiden Geigerinnen zu verfolgen, hatte sie nicht übrig. War ihre Suche damit zu Ende?
    Das Klingeln des Telefons schreckte sie aus ihrem Nachdenken. Sie erwartete eigentlich keinen Anruf, dennoch eilte sie die Treppe hinunter und ging ran.
    »Lilly?«, fragte eine Männerstimme, die sie nur zu gut kannte. Dahinter ertönte lautes Rauschen, als würde er an einer dicht befahrenen Straße stehen.
    »Gabriel, was verschafft mir die Ehre?«, fragte sie zurück. Kann er es schon gar nicht mehr erwarten, mit mir essen zu gehen? Gleich am Morgen nach seinem Besuch hatte er ihr ein paar Vorschläge für Londoner Lokale geschickt.
    »Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten für Sie«, kam es ein wenig zögerlich. »Ich habe einen Anruf von Diana bekommen, meiner Exfrau, Sie erinnern sich?«
    »Ja«, entgegnete Lilly. »Ist etwas passiert?«
    »Kann man so sagen, ich muss zu ihr, mich um sie kümmern. Mehr erzähle ich Ihnen, wenn wir uns wiedersehen, bin jetzt gerade auf dem Sprung, und zu meinem großen Bedauern kann ich Ihnen nicht mal einen neuen Termin für unser Essen nennen. Am Freitag klappt es leider nicht.«
    Lilly schluckte. Die Freude, von Gabriel zu hören, schrumpelte zu einem dicken Klumpen in ihrer Magengegend zusammen.
    »Okay«, sagte sie, und obwohl sie sich bemühte, es nicht zu tun, klang sie beleidigt.
    »Es tut mir wirklich leid, Lilly, aber ich verspreche Ihnen, dass wir unser Abendessen bekommen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, oder wie sagt man bei Ihnen?«
    Lilly stieß ein unsicheres Lachen aus. »Ja, so heißt das.«
    »Gut. Ich melde mich wieder bei Ihnen, wenn ich in London bin, ja?«
    Ein dicker Kloß in ihrer Kehle hinderte sie daran, zu antworten. Dabei hätte sie gern gewusst, wann genau das sein würde.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, setzte er hinzu: »Es kann einen Tag oder eine Woche dauern, aber ich komme wieder, versprochen.«
    »In Ordnung«, gab Lilly zurück und hätte am liebsten auflegen wollen, doch dann hörte sie sich sagen: »Geben Sie auf sich acht, Gabriel.«
    »Und Sie auf sich. Bis bald, Lilly.« Damit legte er auf.
    Lilly stand noch eine Weile wie betäubt neben dem Telefontischchen. Er fährt zu seiner Ex, ging es ihr durch den Sinn, und obwohl eigentlich nichts dabei war, machte sich Enttäuschung in ihr breit. Sie hatte sich so sehr auf den Abend gefreut, und nun …
    Sei nicht kindisch, sagte sie sich dann. Du hast ihm auch abgesagt.
    Entschlossen legte sie das Telefon zurück und stieg wieder die Treppe hinauf.
    Vielleicht gab es ja doch eine Möglichkeit, nach Sumatra zu kommen. So musste sie wenigstens nicht daran denken, dass Gabriel bei seiner Exfrau war – und dass Diana ihm vielleicht wichtiger war als sie …
    »Wonach suchst du?«, fragte Ellen, während sie sich sanft auf Lillys Schultern abstützte und auf den Bildschirm lugte. Mittlerweile war es Nachmittag, und noch immer suchte Lil­ly nach einem Sonderangebot. Und noch immer hatte sie es nicht geschafft, ihre Enttäuschung wegen Gabriels Absage in den Griff zu bekommen.
    »Nach einem Lottogewinn«, murmelte Lilly.
    »Und den soll es in Padang geben? Haben die da eine spezielle Lotterie oder

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