Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
zweiter schmaler, bunt bedruckter Umschlag steckte. Als Lilly ihn herumdrehte, entglitten ihr die Gesichtszüge. Einen Moment lang betrachtete sie den Umschlag fassungslos, dann legte sie ihn auf den Tisch und lief aus der Küche, um das Telefon zu ­holen.
    Es dauerte eine Weile, bis sie durchkam, die Leitung in Ellens Büro war an diesem Vormittag notorisch besetzt.
    Schließlich meldete sich eine Männerstimme. Terence, Ellens Sekretär.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er in einem Tonfall, der sicher jede wütende Anruferin sogleich besänftigt hätte.
    Lilly fragte nach Ellen und erhielt die Auskunft, dass ihre Freundin gerade in einer Besprechung sei, aber so bald wie möglich zurückrufen würde.
    Am liebsten hätte Lilly ihn gefragt, wie sie das so lange aushalten sollte, aber sie bedankte sich nur und legte auf.
    Kopfschüttelnd starrte sie auf die beiden Logos, die den Umschlag zierten. Bei dem einen handelte es sich um einen violetten Ziegenkopf auf grauem Grund, beim zweiten waren blaue und türkisfarbene Linien so angeordnet, dass sie Flügel und Kopf eines fliegenden Adlers ergaben.
    »Ellen, Ellen, was machst du bloß«, murmelte Lilly. Kopfschüttelnd studierte sie die Zeilen, las sie noch mal und noch mal, in der Annahme, dass sie irgendwas überlesen hatte.
    Als das Telefon klingelte, schoss sie vor und ging ran, bevor es noch einmal läuten konnte.
    »Ellen?«, fragte sie, bevor sich der Anrufer melden konnte.
    »Du meine Güte!«, entgegnete die Frauenstimme, die tatsächlich ihrer Freundin gehörte. »Was ist denn los?«
    »Das frage ich dich!« Wieder blickte sie auf das türkis-blaue Emblem. »Ich habe hier so eine Nachricht von dir.«
    »Und was sagst du dazu?«, entgegnete Ellen, und das Grinsen, das sie nun aufsetzte, war ihr geradezu anzuhören.
    »Meinst du nicht, das ist übertrieben? Ich kann das im Leben nicht wieder gutmachen.«
    »Es ist doch nur ein Gutschein. Und ein Vorschlag, wie du ihn nutzen kannst, wenn du willst.«
    »Das hier ist mehr als ein Gutschein!«
    Lilly konnte förmlich hören, wie Ellen abwinkte.
    »Ich habe dir zwei Reisen herausgesucht, bei denen du ungefähr ein Viertel des Preises dazubezahlen müsstest. Ich hätte dir auch die ganze Reise schenken können. Nach dem Gespräch mit Mr Thornton wusste ich, dass du in Roses Heimatland musst. Deshalb mach mir die Freude, nimm den Gutschein an und buch die Reise. Sieh es einfach als ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk an.«
    Lilly strich versonnen mit dem Daumen über das Logo von Garuda Airlines, einer indonesischen Fluglinie. Die Ziege gehörte zu »Qatar Airways« – die Flüge würden sie nach Padang bringen. Sie musste nur noch buchen …
    »Hallo Lilly, bist du noch da?«, fragte Ellen, als ihr die Pause, die ihre Freundin machte, zu lang wurde.
    »Ja, ich bin noch da. Allerdings warte ich noch immer darauf, dass jemand von der ›Versteckten Kamera‹ auftaucht und das Ganze als Spaß entlarvt.«
    »Lilly, wir beide kennen uns nun schon mehr als ein halbes Leben lang. Hast du jemals erlebt, dass ich dich auf den Arm nehme?«
    »Nein. Aber dennoch, das hier ist zu teuer, es ist …«
    »Kein Problem für deine reiche Freundin. Und du weißt, dass ich keine Gegenleistung von dir will. Ich will einfach nur, dass du Spuren von Rose und Helen findest. Und dass du dein Leben wieder in die Hand nimmst. Indem du allein fährst, kannst du dir und auch Peter beweisen, dass du ohne ihn zurechtkommst und alles schaffen kannst. Du musst endlich den Bann loswerden, der auf dir liegt. Die Geige war ein Zeichen, und ich spüre, dass sie bereits etwas in dir verändert hat. Also ergreife die Gelegenheit, du bist so weit!«
    Darauf sagte Lilly erst einmal nichts. Ihre Freundin hatte recht, ohne einen Grund wäre sie allein nie nach Indonesien gefahren. Selbst wenn sie die finanziellen Mittel gehabt hätte. Die Geige hatte ihr Leben auf den Kopf gestellt. Oder besser gesagt, Rose und Helen.
    »Lass uns heute Abend darüber reden, Terence drängelt schon«, vernahm sie Ellens Stimme aus dem Hörer. »Aber ich rate dir, buch die Flüge beizeiten, sonst sind sie weg. Und solltest du dich entscheiden, mein Geschenk anzunehmen, nutz die Zeit, um dir alles Mögliche über Indonesien an­zu­eig­nen.«
    »In Ordnung. Danke!«, war das Einzige, was Lilly herausbrachte.
    »Schon gut. Küsschen, Süße!« Damit legte sie auf.
    Eine Weile brauchte Lilly noch, um den Schock zu verdauen. Nur langsam wich er einer nie gekannten

Weitere Kostenlose Bücher