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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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was?«
    »Nein, den brauche ich, um nach Indonesien zu kommen. Aber wahrscheinlich ist das ohnehin Unsinn.«
    Ellen schwieg einen Moment, dann drehte sie vorsichtig den Bürostuhl herum und zwang Lilly so, ihr ins Gesicht zu sehen.
    »Was ist los?«
    Lilly presste die Lippen zusammen und blickte auf ihre Knie. Benimm dich nicht so kindisch, sagte sie sich. Du hast auch schon einen Termin abgesagt. Es hat alles nichts zu bedeuten. »Gabriel hat angerufen.«
    »Und?«
    »Wir wollten uns diesen Freitag zum Abendessen treffen, aber er hat abgesagt.«
    Ellen schüttelte ungläubig den Kopf. »Hat er dir einen Grund genannt?«
    »Er meinte, es gäbe irgendwelche familiären Dinge, die er zu klären hätte.«
    »Oh, na das kann passieren.«
    »Es geht um seine Exfrau.«
    Wieder trat eine Pause ein.
    »Seine Exfrau.«
    »Ja, Diana. Er sagte, dass sie ihn um Hilfe gebeten hätte und dass er sich um sie kümmern müsste.«
    Ein Lächeln huschte über Ellens Gesicht. »Du bist eifersüchtig.«
    »Ach Quatsch, warum sollte ich eifersüchtig sein?«, wehrte Lilly ab, um nicht zugeben zu müssen, dass Ellen einen Volltreffer gelandet hatte. »Wir sind nur befreundet, mehr nicht.«
    »Wirklich? Also die Blicke, die er dir bei seinem Besuch zugeworfen hat, waren doch ziemlich interessiert.«
    »Davon habe ich nichts gemerkt«, behauptete Lilly ein wenig verstimmt.
    »Ach Lilly!«, sagte Ellen und zog sie in ihre Arme. »Mir kannst du nichts vormachen. Du hast Angst, dass er wieder Gefallen an seiner Ex finden könnte, oder? Dabei weißt du überhaupt nichts über die Umstände ihrer Trennung. Sie können ganz friedlich auseinandergegangen und immer noch Freunde sein. Wirf doch nicht die Flinte ins Korn, bevor du sie überhaupt in die Hand genommen hast. Er hat euer Date doch nicht abgesagt, sondern nur verschoben, oder?«
    Lilly nickte. »Ja, er meinte, es wäre nur verschoben. Aber einen Termin hat er mir nicht gesagt.«
    »Wer weiß, was da los ist, Liebes. Warte ab und lass ihn berichten. An deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen darum machen. Lass uns lieber nachsehen, ob es nicht doch eine Möglichkeit für dich gibt, nach Padang zu kommen.«
    Bis zum Abend saßen sie am Computer und suchten ein passendes Reiseangebot, doch etwas Preiswertes war nicht in Sicht. Lilly spürte, wie sich ihre Laune weiter verschlechterte, da brachte es auch nichts, dass Ellen versuchte, sie durch Witze über die Reiseanbieter aufzumuntern. Sie würde kein Date mit Gabriel haben und wahrscheinlich auch nie nach Sumatra kommen. Das Rätsel um die beiden Violinistinnen würde für immer unaufgedeckt bleiben, und sie konnte sich bis ins hohe Alter fragen, welches Geheimnis in ihrer Familie dazu geführt hatte, dass sie nun die Besitzerin einer berühmten Geige war.
    Beim Abendessen war sie sehr schweigsam und konnte nicht einmal sagen, ob das daran lag, dass sie die Indonesien-Reise nicht bezahlen konnte oder weil sie ständig an Gabriel denken musste, Gabriel, der zu der Frau gefahren war, mit der er einst verheiratet gewesen war. Dass sie nicht mehr über Gabriel und seine Vergangenheit wusste, machte sie verrückt. Hatte Ellen recht, dass sie noch Freunde waren? Lief da noch etwas zwischen ihnen? Machte sie sich lächerlich, wenn sie sich mehr von ihm erhoffte? Ein privates Abendessen hieß noch lange nicht, dass sie auch privat zusammenkommen würden.
    All die Fragen verfolgten sie schließlich ins Bett und bescherten ihr einen unruhigen, völlig wirren Traum über indonesische Tempel und Landschaften, in denen sie Gabriel hinterherlief und ihn doch nicht erreichte.
    Zwei Tage später, in denen sie weiterhin vergeblich auf irgendeine Nachricht aus Italien gewartet hatte, fand Lilly ­einen Umschlag neben ihrer Kaffeetasse. Da sie verschlafen hatte, war Ellen bereits auf dem Weg zur Arbeit, die Kinder waren schon lange aus dem Haus, und auch Dean hatte sie an diesem Morgen verpasst. War das der Brief, auf den sie schon so lange gewartet hatte?
    Da »Lilly« in Ellens schöner geschwungener Handschrift darauf stand, gab es wohl keinen Zweifel, dass er für sie war.
    Weil Ellen ihn zugeklebt hatte, als befänden sich geheime Staatspapiere darin, nahm Lilly kurzerhand ihr Messer und schob es vorsichtig in den Spalt. So, wie es sich anfühlte, enthielt der Brief tatsächlich Papiere.
    Zunächst kam nichts weiter als dickes weißes Papier zum Vorschein. Dann entdeckte Lilly, dass das weiße Blatt lediglich ein kurzer Brief war, in dem noch ein

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