Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
Familie könnte die Geige ebenso verkauft haben wie Rose.«
    Lilly seufzte. »Sie haben recht. Damit ist noch lange nicht geklärt, wem die Geige wirklich gehört.«
    »Ihre Detektivarbeit wird noch ein bisschen weitergehen. Aber jetzt genießen Sie erst einmal die Tage in Sumatra – und nutzen Sie sie gut. Während ich bei den Leuten hier nachforsche, schauen Sie doch mal, ob sich nicht eine Spur von Rose und ihrem Kind findet. Und ganz nebenbei können Sie ja auch mal nach Helen Carter schauen. Ich tippe, dass Sie von ihr noch wesentlich mehr finden werden.«
    »Das werde ich«, versprach Lilly, dann sah sie in seine Augen.
    Ein Gedanke schien ihm durch den Kopf zu gehen, doch er ließ ihn unausgesprochen.
    »Wir bleiben in Kontakt, okay?«
    »Natürlich«, entgegnete Lilly. »Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
    »Und ich Sie.«
    Kurz sahen sie sich an, dann beugte sich Gabriel unvermittelt vor und küsste sie.
    Lilly erstarrte zunächst, doch dann ließ sie zu, dass er sie umarmte und an sich zog. Die Berührung seiner Lippen jagte heiße Schauer durch ihren Körper.
    »Ich hoffe, ich habe mir die Chance, dass du mir schreibst, jetzt nicht verdorben«, sagte er leise, als sich ihre Lippen wieder voneinander trennten.
    Lilly starrte ihn verwirrt an, im ersten Moment nicht fähig, etwas zu entgegnen.
    »Natürlich nicht«, brachte sie hervor. »Ganz im Gegenteil.«
    Gabriel nickte ihr lächelnd zu. »Okay, ich glaube, wir sind einem gemeinsamen Abendessen jetzt noch ein Stück näher gekommen. Sobald du aus Sumatra zurück bist, nehme ich dich in die Pflicht, hörst du?«
    Lilly nickte. Ihre Wangen glühten fiebrig, so dass sie am liebsten ihre eiskalten Hände dagegengedrückt hätte. Doch Gabriel hielt sie fest und sah ihr noch einen Moment in die Augen. Dann war der Augenblick des Abschieds nicht mehr länger hinauszuzögern, denn Lillys Flug wurde aufgerufen.
    Während des Flugs in Richtung Dubai ging Lilly der Gedanke an den Brief nicht aus dem Sinn. Rose hatte ein Kind von einem englischen Adeligen. Was aus dem Kind wohl geworden war? War es genauso verschollen wie seine Mutter? War es nach ihrem Tod im Waisenhaus gelandet? Oder in einer anderen Familie?
    Alles war möglich, und so machte sich Lilly eine Liste, wo sie nachschauen wollte. Da Rose zur Hälfte Engländerin war, war es möglich, dass ihr Kind getauft worden war. Wenn es noch irgendwelche Kirchenregister gab, würde die Taufe zumindest datiert sein. Gabriel hatte den Zeitraum zwischen 1902 und 1909 eingegrenzt. Die Wahrheit lag gewiss irgendwo dazwischen. Trotzdem würde es eine ziemliche Arbeit werden, Kirchenbücher von acht Jahren durchzusehen. Würde sie das innerhalb dieser einen Woche schaffen?
    Nach der Zwischenlandung in Dubai um Viertel vor sieben hatte Lilly noch zwei Stunden Zeit, um sich ein wenig zu erholen, bevor die Maschine gen Jakarta aufbrach. Zunächst holte sie sich etwas zu essen, dann flanierte sie an den Geschäften im Flughafengebäude vorbei, ohne wirklich Lust zu verspüren, sich etwas zu kaufen. Schließlich suchte sie sich einen Platz in der Abfertigungshalle und verlegte sich darauf, die Leute, die durch den Flughafen eilten, zu beobachten.
    Sie sah einen sehr beleibten Araber in der traditionellen Djellaba, der von zwei Frauen in Burkas begleitet wurde. In Berlin sah sie dergleichen auch manchmal, doch die Burkas dieser Frauen waren ziemlich reich bestickt, offenbar war der Mann vor ihnen wohlhabend. Eine Gruppe arabischer Geschäftsleute war in ein angeregtes Gespräch vertieft, das von zahlreichen Gesten begleitet wurde. Die Deutschen standen dagegen stocksteif da, wenn sie sich unterhielten. Neben den traditionell gekleideten Einheimischen gab es auch zahlreiche asiatische und europäische Touristen, die meisten stiegen wie sie hier nur um.
    Da ihr ein Blick auf die Uhr sagte, dass erst wenige Minuten vergangen waren, zückte sie wieder ihren Reiseführer. Die Abbildungen waren wunderschön und weckten Erinnerungen in ihr. Erinnerungen an eine Reisemesse, die sie zusammen mit Peter besucht hatte. Damals hatten sie Pläne geschmiedet, wohin sie reisen würden, wenn er beruflich etwas mehr Fuß gefasst hätte. In jenen Augenblicken hatten sie nicht ahnen können, dass es dazu nicht kommen würde – jedenfalls nicht gemeinsam.
    »Sie können wohl mit den Verlockungen der Duty-free-Shops auch nichts anfangen, wie?«, fragte eine Stimme neben ihr.
    Lilly ließ vor Schreck beinahe den Reiseführer fallen. Der Mann, der

Weitere Kostenlose Bücher