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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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lauter Musik begleitet. Lilly fiel auf, dass es keine Fahrbahnmarkierungen gab. Und anscheinend auch keine Vorschriften, wer wo zu fahren hatte. Fußgängerampeln suchte sie ebenfalls vergebens.
    Lilly schwirrte der ohnehin schon angeschlagene Kopf von dem Geräuschpegel. Erschrocken sprang sie zur Seite, als ein seltsamer Signalton erklang. Dieser kam aus einem grellrosa angemalten Kleinbus, der direkt auf sie zuhielt. Er ähnelte dem himmelblauen Bollywood-Van, wartete aber neben einem verschlungenen Tribal auch noch mit einem Spoiler am Heck auf.
    »Ich glaube, der will uns mitnehmen«, sagte der Doktor. »Kommen Sie!«
    Tatsächlich machte das Gefährt direkt vor ihnen halt. Dr. Verheugen fragte den Fahrer etwas, dann bedeutete er Lilly einzusteigen.
    Während aus den Lautsprechern laute Musik dudelte, fuhr der Fahrer, als gelte es, einen Slalom zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern hinzulegen. An ein Gespräch war in diesem Gefährt nicht zu denken. Das schienen die drei Frauen und zwei Männer, die ebenfalls in dem an den Seiten offenen Van saßen, zu wissen, denn sie fächelten sich lediglich gelangweilt Luft mit ihren Zeitungen zu.
    Obwohl sie versuchte, sich so fest wie möglich in den Sitz zu pressen, hatte Lilly in den Kurven das Gefühl, jeden Augenblick aus der Türöffnung geschleudert zu werden. Zwischendurch hielt der Fahrer mit großem Getöse an, einige Fahrgäste stiegen aus, andere ein. Wie Lilly feststellte, bezahlten die Gäste vor Antritt der Fahrt, offenbar hatte der Zahnarzt das schon für sie erledigt.
    Nach zehn Minuten war die Höllenfahrt vorbei. Der Fahrer hupte und kam dann neben dem Gehsteig zum Stehen. Dr. Verheugen bedeutete ihr, dass sie aussteigen konnten.
    »Ich hoffe, Ihnen ist nicht übel«, fragte er, nachdem das Gefährt mit lauter Musik davongerast war. »Sie sehen etwas weiß um die Nase aus.«
    »Es geht schon«, entgegnete Lilly, obwohl sie ein heftiges Flattern in der Magengrube spürte. Doch das hielt nur wenige Augenblicke an, denn nun hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen.
    Eine Straße weiter meinte Verheugen: »Wir sind da!«
    Er deutete auf einen Park, in dessen Mitte ein großes Haus stand, das dem Flughafengebäude der Stadt sehr ähnelte. Wie dieses hatte auch das Museum das traditionelle Mondsichel- oder, wie Lilly gelesen hatte, »Büffelhorndach«. Die Einheimischen nannten diese Bauweise Rumah Gadang, was so viel wie »Großes Haus« bedeutete.
    »Das ist das Adityarwaman-Musem, das Nationalmuseum von Padang«, erklärte der Zahnarzt. »Hier werden hauptsächlich Exponate über die Minangkabau gezeigt, aber es gibt auch zahlreiche koloniale Ausstellungsstücke. Außerdem verfügt es über ein gutes Archiv. Alles, was aus niederländischer Zeit übriggeblieben ist, wird hier gelagert.«
    »Haben Sie denn schon mal was gesucht?«
    »Vor einigen Jahren wollte ich Informationen über ein ganz bestimmtes Haus einholen, man gab mir den Tipp, es hier zu versuchen.«
    »Und sind Sie fündig geworden?«
    »Ja, und ich war erstaunt, was sie hier alles haben.«
    Als sie die rot geflieste Treppe hinaufstiegen und einen modern gestalteten Turm passierten, betrachtete Lilly fas­ziniert das Dach mit den vielen geschwungenen Spitzen. »Kennen Sie die Geschichte, warum die Minangkabau ihre Häuser so bauen?«, fragte Verheugen, dem das nicht entgangen war.
    »Es hat etwas mit Büffeln zu tun, nicht wahr?«
    »Ganz richtig. Haben Sie schon von dem Büffelkampf gehört?«
    Lilly schüttelte den Kopf. »Nein, so gut war mein Reiseführer dann doch nicht.«
    »Sie sollten dem Verlag einen Verbesserungsvorschlag ­machen«, scherzte Verheugen, dann erzählte er: »In grauen Vorzeiten bedrohte ein Kriegerheer aus Java die Insel. Um Blutvergießen zu vermeiden, einigten sich die beiden Könige darauf, anstelle der Krieger Büffel gegeneinander antreten zu lassen. Während die Javaner einen großen Büffel aussuchten, ließen die Minangkabau ein Büffelkalb eine Weile hungern und versahen sein Maul mit einer langen eisernen Spitze.«
    »Oh, ich ahne es!«, platzte Lilly heraus. »Der hungrige kleine Büffel stürmte auf den großen Büffel zu, in der Annahme, es sei eine Kuh, die Milch gibt.«
    »Genau! Dabei tötete das kleine Kalb den großen Büffel, und die Javaner mussten die Insel verlassen.«
    »Eigentlich eine sehr vernünftige Lösung für die damalige Zeit. Bei uns hat man sich da sicher gerade mal wieder mit Keulen oder Schwertern auf den Kopf

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