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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Ihnen?«
    »Doch, vielleicht schon«, entgegnete Lilly. »Aber irgendwie … Ich denke immer noch sehr an meinen Mann und bin für eine neue Beziehung nicht so offen, wie ich gern sein würde.«
    »Dass Sie eine neue Beziehung eingehen, heißt ja noch lange nicht, dass Sie Ihren Mann vergessen wollen. Er würde es bestimmt gutheißen, dass Sie sich wieder binden.«
    »Das weiß ich, aber dennoch …«
    »Sie sollten immer zu dem stehen, was Ihr Herz Ihnen sagt. Schauen Sie mich und Setiawan an. Für eine Weile haben wir unsere Beziehung geheim gehalten, aus Angst davor, was seine Familie dazu sagen würde. Doch von ihr bin ich vollkommen offen empfangen worden. In Aceh regen sich zwar radikale Kräfte, die Homosexualität am liebsten unter Strafe stellen würden, aber im größten Teil des Landes ist sie akzeptiert, was ich als große Erleichterung empfinde. Ich will damit sagen, dass uns die Dinge oftmals mehr Angst einjagen, als sie müssten. Also gehen Sie auf den neuen Mann zu, versuchen Sie es, vielleicht sind Sie überrascht, wie einfach es ist.«
    Lilly nickte und verfiel dann für einige Augenblicke in Nachdenklichkeit.
    »Setiawan besucht hier die Familie seiner Schwester und will dann zu seinem Mutterdorf, wo der Rest der Familie lebt. Wenn Sie wollen und noch ein wenig Zeit haben, nehmen wir Sie gern mit, dann können Sie sich die Mutterhäuser von nahem ansehen.«
    »Das wäre schön«, entgegnete Lilly. »Ich habe aber leider nur noch zwei Tage.«
    »Kein Problem, ich fahre Sie rechtzeitig wieder zurück. Diese Dörfer müssen Sie einfach gesehen haben!«
    Lilly nickte begeistert. »Ein Freund in England hat herausgefunden, dass Rose Gallway selbst zur Hälfte eine Minangkabau war. Und ihre Tochter demnach zu einem Viertel.«
    Sie konnte noch immer nicht glauben, dass Helen das Kind von Rose war und dass es Rose tatsächlich gelungen war, sie zu finden.
    »Dann hatten die beiden Frauen vielleicht auch einen Erbanspruch«, bemerkte Verheugen. »Der Besitz wird in mütterlicher Linie weitergegeben. Wenn es Nachkommen gäbe …«
    »Die gibt es leider nicht«, entgegnete Lilly fast schon ein bisschen betrübt. »Helen ist mit ihrer Familie bei einem Angriff auf ihr Schiff ums Leben gekommen.«
    »Das ist wirklich bedauerlich«, entgegnete Verheugen betroffen. »Wissen Sie denn wenigstens, zu welchem Dorf sie gehört haben? Es wäre doch ein toller Abschluss Ihrer Reise, wenn Sie auch noch das Dorf sehen, aus dem die Mutter von Rose stammte.«
    »Ja, ich habe herausgefunden, dass das Dorf Magek heißt.«
    »Das gibt es doch nicht!«, platzte Verheugen heraus. »Setiawan stammt ebenfalls aus Magek, seine Schwestern, seine Mutter und sogar seine Großmutter leben dort! Vielleicht kennt man die beiden Frauen im Dorf.«
    Lilly schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Rose hielt nicht sehr viel vom Adat . Und sie wollte auch nicht an die Stelle ihrer Vorfahrinnen treten.« Aber vielleicht kennen sie Adit, ging es Lilly durch den Sinn. Immerhin war sie ins Dorf zurückgekehrt. Vielleicht gibt es sogar noch irgendwelche Verwandte, die mir etwas über sie erzählen können.
    »Magek ist gut einen Tag von hier entfernt, dann sollten wir bald aufbrechen«, fuhr der Zahnarzt fort. »Oder haben Sie morgen schon etwas vor?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Und, wollen Sie das Dorf sehen?«
    »Aber was wird Ihr Partner dazu sagen?«
    »Er wird begeistert sein, Ihnen alles zeigen zu dürfen. Seine Verwandten werden sich freuen, wenn er sich mal wieder sehen lässt, wegen seiner Geschäfte kommt er nur zweimal im Jahr dorthin.«
    »Und ich stehle Ihnen wirklich nicht die Zeit? Vielleicht sollten Sie Setiawan noch mal fragen.«
    »Ich weiß schon ganz genau, was er dazu sagen wird«, entgegnete Verheugen mit einem breiten Lächeln. »Dass es ihn freut, Ihnen sein Dorf zu zeigen. Und dass man Sie sehr willkommen heißen wird.«
    Vor lauter Vorfreude und Aufregung konnte Lilly in dieser Nacht kein Auge zutun. Die Bilder der vergangenen Nacht flirrten mit den Erkenntnissen über Rose Gallway und Helen Carter durcheinander, und sie konnte kaum glauben, was sie in so kurzer Zeit herausgefunden hatte.
    Gegen Morgen dann erhob sie sich, setzte sich ans Fenster und beobachtete, wie die Stadt langsam wieder zum Leben erwachte. Was sie wohl im Dschungel finden würde? Gab es dort einen »Mondscheingarten«?
    Als Verheugen und Setiawan mit ihrem Wagen vor dem Hotel erschienen, saß sie bereits seit zwei Stunden in der Lobby und las

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