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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Einheimischen vorbehalten zu sein, denn sehr viele Häuser waren wie im Land üblich auf Pfählen gebaut. Zwischen den Häusern ragten Palmen auf, zwischen einige dicht beieinanderstehende waren Wäscheleinen gespannt. Da gerade zum Gebet gerufen worden war, sah man keine Männer, nur Frauen, die mit ihren Kindern entweder auf den Veranden saßen oder Hausarbeit tätigten.
    Sogleich richteten die Leute ihre Blicke auf sie. Einige Frauen steckten die Köpfe zusammen und sagten etwas in einer Sprache, die Paul nicht verstand. Er bemerkte, dass sie in diesem Augenblick die einzigen Europäer auf dieser Straße waren – zudem unterschieden sie sich von den Holländern doch ein wenig in der Kleidung. Man sah ihnen durch den Sonntagsstaat an, dass sie nur Besucher waren.
    »Wir sollten wieder zurückgehen«, raunte ihm Maggie zu, doch Paul streichelte ihr beruhigend die Hand.
    »Du brauchst vor diesen Leuten keine Angst zu haben, sie sind nur neugierig. Mein Vater ist in den Straßen von Padang nie überfallen worden. Schon gar nicht von Frauen.«
    Maggie schien das zwar nicht anzuzweifeln, dennoch traute sie den fremden Frauen nicht über den Weg. Das schienen diese allerdings auch zu spüren, denn als einige Kinder zu ihnen laufen wollten, hielten sie sie zurück.
    Paul lächelte ihnen entschuldigend zu und führte Maggie dann weiter.
    Nachdem sie der Straße eine Weile gefolgt waren, stieg ­ihnen ein vertrauter Duft in die Nase. Es dauerte nicht lange, bis Paul die Ursache ausgemacht hatte.
    »Schau mal, Liebes, dahinten wachsen Zimtbäume.«
    Tatsächlich befand sich hinter einem der größeren Pfahlhäuser eine Art Zimtbaumplantage. Dahinter erhoben sich terrassenartig angeordnete Reisfelder, an die sich der Dschungel anschloss.
    »Das ist der Padang-Zimt, von dem mein Vater immer geschwärmt hat«, erklärte er Maggie weiter, während er auf die Bäume deutete. »Er meinte, er sei noch besser als der aus Ceylon. Und dahinter siehst du die Reisfelder. Reis ist hier das Hauptnahrungsmittel.«
    Während Maggie weiterhin wirkte, als wollte sie am liebsten die Flucht ergreifen, war Paul fasziniert, wie nahtlos sich Padang im Gegensatz zu anderen Hauptstädten in die Natur einfügte. Das satte Grün der Reisfelder überflutete seine ­Augen, und der Duft, der mit jedem Schritt stärker zu werden schien, berauschte ihn. Er verstand nun, was seinen Vater dazu gebracht hatte, wieder und wieder herzukommen. Schon nach wenigen Stunden Aufenthalt machte dieses Land süchtig. Vielleicht brauchte Maggie nur ein wenig länger …
    Schließlich kamen sie zu einer Allee, in der man nur noch vereinzelt Häuser sah. Stattdessen gab es zahlreiche Palmen, in deren Wipfeln es geheimnisvoll raschelte und aus denen merkwürdige Rufe drangen.
    »Warum sich wohl die Holländer in dieser Gegend nicht niederlassen?«, wunderte sich Maggie, während sie sich ein wenig beklommen umsah.
    »Das liegt sicher nicht daran, dass diese Gegend gefährlich ist«, entgegnete Paul. »Sehr viele Holländer und Deutsche haben hier Plantagen, übrigens auch ein paar Engländer. Ihre Häuser befinden sich außerhalb der Stadt. Ich wette, die Zimtbäume gehören zu einer der Pflanzungen.«
    Plötzlich schoss etwas vor ihnen aus dem Busch. Paul sah nur ein rotbraunes Fell, dann war das Tier auch schon wieder verschwunden.
    Maggie schreckte mit einem kurzen Aufschrei zusammen. »Paul, lass uns gehen, ja?«, sagte sie dann, während sie sich wieder an ihn drückte.
    Paul lachte auf. »Liebes, ich verstehe deine Angst nicht, das war doch nur ein Affe. Schau mal die Palme hinauf, da ist er!«
    Maggie wirkte wie gelähmt.
    »Du warst doch schon mit deinem Vater unterwegs, warum bist du hier so furchtsam?«, redete Paul weiter auf sie ein. »In Ägypten gibt es doch auch Affen.«
    »Es ist nicht wegen der Affen«, antwortete sie schließlich. »Ich fühle mich einfach nicht wohl. Und ich habe gehört, dass es hier Tiger geben soll.«
    »Die gibt es tatsächlich, aber sie wagen sich nicht dorthin, wo Menschen sind. Da sie hier wie überall gejagt werden, gehe ich sogar davon aus, dass sie mehr Angst vor uns haben als wir vor ihnen.«
    Aber Maggie beruhigte das nicht. Und ihr schien auch die Lust an dem Spaziergang gänzlich vergangen zu sein.
    »In Ordnung, dann gehen wir wieder in Richtung Stadtmitte«, sagte Paul und machte mit ihr kehrt. »Dort gibt es bestimmt eine Boutique oder einen Schneiderladen, in dem sich garantiert keine Tiger herumtreiben.«
    »Bitte sei

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