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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Mijnheer Bonstraa, der Besitzer einer Zuckerplantage nördlich von Padang. Von ihm hatte sein Vater manchmal erzählt. Er hatte einen gesunden Geschäftssinn – und eine grandiose Wirkung auf Frauen. Die Dame, die er an seinem Arm geführt hatte, bevor er sich zu Paul begab, war eine Einheimische, gut zwanzig Jahre jünger als er und wunderschön. Zu behaupten, dass sie sich nur wegen seines Reichtums mit ihm eingelassen hätte, wäre allerdings falsch gewesen, denn für sein Alter war Bonstraa wirklich sehr gutaussehend. In früheren Jahren hatte er gewiss so manches Frauenherz gebrochen.
    »Vielen Dank für Ihre Anteilnahme, Mijnheer Bonstraa.«
    »Er war wirklich ein guter Mann. So anders als manche Engländer, die mir begegnet sind. Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber Ihre Landsleute sind manchmal anstrengend.«
    »Mittlerweile gibt es sehr viele junge Leute, die erfrischen­de Haltungen und Ideen entwickeln. Ich nehme an, dass sich in England in den kommenden Jahren so einiges ändern wird.«
    Paul musste bei diesen Worten lächeln. Als halber Niederländer wusste er, was Bonstraa meinte. Seine Mutter war ebenfalls ein sehr lebenslustiges Geschöpf, das leicht Freundschaften schloss und auch auf Maggies anfangs etwas reservierte Mutter ganz unbefangen zugegangen war.
    »Sie haben übrigens eine sehr hübsche Frau, Paul«, sagte Bonstraa, während er versuchte, Maggie in der Menge ausfindig zu machen. »Das ist sie doch, oder?«
    Paul nickte. »Wir haben vor ein paar Monaten geheiratet, nur wenige Wochen vor Vaters Tod. Ich bin froh, dass er das noch miterleben konnte, wenngleich sein Gesundheitszustand schon sehr schlecht war.«
    »Der arme Horace. Sie treten ein großes Erbe an, aber ich bin sicher, dass Sie ihm alle Ehre machen werden.« Bonstraa streckte die Hand aus und berührte Paul beinahe schon väterlich am Arm. »Also stellen Sie mir Ihre Frau vor? Wie Ihnen Ihr Vater vielleicht berichtet hat, bin ich ein Bewunderer weiblicher Schönheit.«
    Dazu, Maggie zu suchen und sie dem Freund seines Vaters vorzustellen, kam Paul nicht, denn ein kleines Läuten ließ die Gäste verstummen.
    »Meine Damen und Herren, ich freue mich sehr, Ihnen einen ganz besonderen Gast vorstellen zu dürfen«, begann van Swieten, der sich in der Mitte des Saales aufgebaut hatte. »Einige von Ihnen erwarten vielleicht, dass ich wie beim letzten Mal balinesische Tänzerinnen eingeladen habe, doch es ist nicht meine Absicht, Sie mit Wiederholungen zu langweilen. Da es der Zufall so wollte, dass eine ganz außergewöhnliche Tochter unseres Landes wieder in ihrer Heimat weilt, darf ich Ihnen jetzt einen besonderen Kunstgenuss versprechen. Miss Rose Gallway ist ein aufsteigender Stern am Musikhimmel, in der ganzen Welt feiert sie Erfolge mit ihrer Geige. Ich fühle mich überaus geehrt, dass sie meinem Gesuch stattgegeben hat und heute für Sie spielen wird.«
    Mit einer ausladenden Handbewegung bat er die Violinistin herein. Sämtliche Gäste reckten die Hälse, und auch Paul konnte sie nicht gleich sehen.
    »Das Mädchen ist wirklich was Besonderes«, raunte Bonstraa ihm zu, während er applaudierte. »Haben Sie schon mal von ihr gehört?«
    Paul schüttelte den Kopf. Er hatte noch nie viel Zeit mit Kunst verbracht – seit es seinem Vater nicht gutgegangen war, hatte er sich um das Anwesen und die Ländereien kümmern müssen. Hin und wieder musste er sich auf gesellschaftlichen Anlässen sehen lassen, aber das reichte nicht aus, um zu wissen, welche Musiker gerade für Furore sorgten. Doch dann teilte sich die Menge, und in den Raum trat, mit der stolzen Haltung einer Königin, eine junge Frau mit wallendem schwarzen Haar, die eine Rüschenbluse und einen schwarzen Tournürenrock trug, dessen geraffte Schleppe bei jedem Schritt reizvoll wippte. In ihrer linken Hand hielt sie eine ­seltsam rot gemaserte Geige, in der rechten den dazugehörigen Bogen. Neben einem schwarzen Piano, dessen Platz leer war, nahm sie Aufstellung, blickte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen in die Runde der Gäste und setzte dann die Geige an.
    Für einen Moment war es so still, dass man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können. Dann erklang der erste Ton, scharf und klar, wie ein Kristall, und Paul konnte nichts anderes tun, als diese Frau anzustarren, die förmlich mit der Musik zu verschmelzen und die Welt um sich herum zu vergessen schien.
    Wie immer, wenn das Konzert gut lief, hatte Rose das Gefühl, dass ihr Bogen ein

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