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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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erreichen. Vielleicht kann er mir weiterhelfen.«
    Den ganzen Vormittag ging Lilly der Traum nicht aus dem Sinn. War es möglich, dass sich in den Noten eine geheime Botschaft verbarg? Ein wenig ärgerte sie sich, dass sie im Musikunterricht nicht besser aufgepasst hatte. Aber selbst wenn, wäre sie in der Lage dazu, einen Code zu erkennen? Wahrscheinlich nicht. Und es war noch nicht mal gesagt, dass es eine geheime Botschaft gab. Es war ein Traum, Lilly, ein Traum, ermahnte sie sich immer wieder. Aber irgendwas sagte ihr, dass sie nicht lockerlassen sollte.
    Allerdings hatte Enrico seinen Bekannten nicht sofort erreichen können. Er hatte ihm eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen, und nun kam Lilly sich vor, als würde sie auf glühenden Kohlen sitzen, während die lachende Stimme der kleinen Helen ständig durch ihren Verstand spukte.
    »Also Ihr Mr Thornton ist wirklich eine große Hilfe«, bemerkte Enrico, als sie wieder im Museum waren und er einen weiteren Zeitungsartikel zutage förderte. »Mich wundert es nur, dass er nicht selbst hier aufgekreuzt ist und nach den Artikeln gesucht hat.«
    »Er hat nun mal ein Institut zu leiten und nicht immer die Zeit, sich mit den früheren Absolventen zu beschäftigen«, entgegnete Lilly, verwundert über ihren heftigen Tonfall. Dabei hatten Enricos Worte gar nicht vorwurfsvoll geklungen.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Ihren Bekannten nicht angreifen. Es hat mich nur ein wenig gewundert.«
    »Nein, verzeihen Sie mir, ich bin nur ein bisschen angespannt wegen Rose«, entgegnete Lilly peinlich berührt und gewahrte Ellens amüsierten Blick. »Und ich gebe zu, dass ich nervös bin wegen des Notenblatts.«
    »Pietro wird sich schon melden«, entgegnete Enrico zuversichtlich. »Wahrscheinlich ist er heute nur von seiner Frau entführt worden, sie legt sehr viel Wert darauf, dass sie die wenige freie Zeit, die er hat, gemeinsam verbringen. Wahrscheinlich schlendert er gerade mit ihr durch den Park, genießt das schöne Wetter und sehnt sich nach seinem Handy, das er bei den Spaziergängen nicht anschalten darf.«
    Durch den Park schlendern. Lilly lächelte traurig, als sie diese Worte im Geiste wiederholte. Mit Peter war sie auch durch den Park geschlendert, am Sonntag, wenn es die Zeit zuließ. Immer dann, wenn die ersten Magnolien geblüht hatten, waren sie rausgegangen, immer dann, wenn die Sonne schien. Würde sie jemals wieder solche Spaziergänge machen? Mit Gabriel konnte sie sich das vorstellen, aber würde es je geschehen?
    »Schauen Sie hier!«, riss Enrico sie aus ihren Gedanken fort. »Rose mit achtzehn. Wahrscheinlich das letzte Mal, dass diese missmutige alte Dame sie begleitet hat.«
    Auf dem Foto, das die Mitte der Zeitungsseite dominierte, war nun die Rose zu sehen, die Lilly auch schon in Thorntons Unterlagen betrachtet hatte. Mrs Faraday wirkte gealtert, und etwas weiter im Hintergrund entdeckte Lilly einen Mann. Roses Liebhaber?, war Lillys erster Gedanke, doch dann schüttelte sie den Kopf. Die strenge Musiklehrerin hätte das sicher nicht zugelassen. Doch was hatte er auf dem Bild zu suchen? Es sah ganz so aus, als hätte er sich in letzter Sekunde mit hineingemogelt.
    »Steht in dem Artikel etwas darüber, wer dieser Mann ist?«, fragte Lilly, während sie auf das Bild deutete.
    Enricos Augen überflogen rasch die Zeilen, dann schüttelte er den Kopf. »Der Kerl erinnert mich an Fußballfans«, sagte er dann, worauf Ellen auflachte.
    »Fußball?«
    »Ja, kennst du das nicht? Die Fans, die ihr Gesicht oder ihre Finger in die Kamera halten, während ihr Idol vor ihnen interviewt wird.«
    »Meinen Sie wirklich, dass es dieses Verhalten damals schon gegeben hat?«, fragte Lilly, während sie ihm im Stillen recht gab. Ja, es sah wirklich so aus, als würde er sich ins Bild hineindrängen wollen.
    »Die Menschen haben sich während der vergangenen Jahrhunderte nicht wesentlich geändert«, entgegnete Enrico lachend. »Auch damals gab es schon die Schamlosen und Aufdringlichen. Vielleicht ist dieser Mann ein glühender Verehrer von Rose.«
    Ein schrilles Klingeln zerstörte jäh das Schweigen, das inzwischen eingetreten war. Enricos Hand schnellte in seine Hosentasche. Der junge Museumswärter, der dazu abgestellt war, sie im Auge zu behalten, zog missbilligend die Augenbrauen zusammen, ließ ihn aber gewähren.
    Das Gespräch war kurz und schnell, und als Enrico wieder auflegte, leuchteten seine Augen geheimnisvoll.
    »Das war Pietro. Der durch die

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