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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Landschaft spazierende Historiker. Er hat sich das, was ich ihm auf die Mailbox gesprochen habe, angehört und mich nun um eine Kopie des Notenblatts gebeten. Er möchte es sich anschauen.«
    Lilly entfuhr ein kleiner Jubelschrei. »Also ist es möglich?«
    »Laut Pietro ja. Allerdings sollten Sie dennoch die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass da nichts ist. Mein Freund kann keinen Code finden, wo keiner ist.«
    »Aber er wird es versuchen.«
    »Sie können sicher sein, dass er sich das Notenblatt ganz genau ansehen wird. Und wenn auch nur die Spur eines Geheimnisses darin enthalten ist, wird er es finden, garantiert.«
    »Dann sollten wir es ihm so schnell wie möglich zukommen lassen«, sagte Ellen. »Wohnt er hier in der Nähe?«
    »Nein, in Rom. Wir werden es ihm also schicken müssen. Wenn Sie den Brief noch heute Abend vorbereiten, werde ich ihn gleich morgen abschicken.«
    »Du schickst Sachen noch immer per Post?«, wunderte sich Ellen. »Hat dein Freund keine Mailadresse?«
    »Natürlich, aber ich besitze keinen Scanner, um das Bild einzulesen. Du weißt, dass ich mich nur mit dem Nötigsten an Technik abgebe.« Damit wandte er sich wieder Lilly zu. »Haben Sie das Blatt mitgenommen? Dann kopieren Sie es am besten hier. Einen Kopierer besitze ich nämlich auch nicht.«
    Lilly nickte und reichte ihm die Notenblattkopie.
    Zur Belohnung für alles, was Enrico für sie getan hatte, boten sich Lilly und Ellen an diesem Abend an, für ihn zu kochen.
    »Deutsche Küche, seid ihr sicher?«, witzelte er mit gespielt entsetztem Gesichtsausdruck. »Ich weiß nicht, ob ich Bratwurst und Sauerkraut in meinem Kühlschrank habe.«
    »Immer diese Klischees!«, entgegnete Ellen augenrollend. »Außerdem bist du Italiener und kein Amerikaner. Du solltest uns ein bisschen besser kennen.«
    »Und wir haben nicht vor, Ihnen Eisbein aufzutischen«, setzte Lilly lachend hinzu. Beinahe tat es ihr ein wenig leid, dass sie bereits am nächsten Morgen wieder abreisten. Enrico hatte sich vom vermeintlichen Süßholzraspler in einen freundlichen, hilfsbereiten Mann verwandelt. Und Cremona gefiel ihr sehr. Schade nur, dass sie nicht dazu gekommen waren, sich die Geigenbauwerkstätten anzusehen. Wenn sie das nächste Mal hier war, würde sie sich das nicht entgehen lassen.
    Entgegen Enricos Befürchtungen zauberten Lilly und Ellen eine passable Pasta, die sie in gemütlicher Runde am langen Küchentisch verputzten. Anschließend bestand Enrico darauf, sie durch den Palazzo zu führen – auch in die Räume, die abgeschlossen waren, weil er sie nicht benutzte. Nach ein paar gruseligen Geschichten von ermordeten Grafen, untreuen Giftmischerinnen und dem Geist einer Hebamme, die von einem der Contes getötet wurde, nachdem sie eine Entbindung verpatzt hatte, kehrten sie ins Wohnzimmer zurück.
    »Was wollen Sie nun tun?«, fragte Enrico, während sie einen Rotwein aus dem palazzoeigenen Weinkeller genossen. »Die Zeitungsausschnitte helfen Ihnen wohl nicht wirklich dabei zu klären, welchem Umstand Sie die Geige zu verdanken haben.«
    »Aber ich habe immerhin mehr über Rose herausgefunden«, entgegnete Lilly. »Außerdem steht ja die Analyse des Notenblatts aus. Vielleicht bringt das mehr, als wir annehmen.« Gleich bei ihrer Heimkehr hatte Lilly die Kopie des Notenblatts in einen Umschlag gesteckt. Jetzt hieß es ab­war­ten.
    »Und wenn nicht?«
    »Dann werden wir versuchen, neue Spuren zu finden. Vielleicht erfahre ich in der Zwischenzeit ja, wer der rätselhafte Mann war, der mir die Geige gebracht hat. Er kann mir ganz sicher erzählen, wie er darauf kommt, dass mir die Geige zusteht.«
    »Wenn er Ihnen nicht wieder entwischt«, gab Enrico zu bedenken. »Offenbar hatte er seine Gründe, Ihnen nichts zu sagen. Warum sollte das anders sein, wenn Sie ihn wiedertreffen?«
    »Ich muss es zumindest versuchen. Ich möchte nicht etwas besitzen, das mir nicht gehört.«
    »Oh, vielleicht gehört die Geige Ihnen. Man kann nie sagen, welche verschlungenen Wege Menschen gehen – oder Dinge. Nach Helen Carter wird die Geige jemandem gehört haben – soweit ich weiß, konnte sie nach einem Unfall nicht mehr spielen. Vielleicht hatte sie sie verkauft – an einen Ihrer Vorfahren.«
    Lilly wollte schon protestieren, dass das ausgeschlossen sei, doch Enrico setzte rasch hinzu: »Sie werden es schon herausfinden – und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir Bescheid geben, wenn Sie des Rätsels Lösung entdeckt haben.«
    »Das werde ich«,

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