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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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die Straße, und so bemerkte er Rose nicht. Für sie war es allerdings zu spät, jetzt noch in Richtung Hotel zurückzukehren. Dann würde er sie sehen, und sich vor ihm und seiner Verlobten lächerlich machen, wollte sie nicht. Also setzte sie ihren Weg fort und bog, befreit vom Bann seines Anblicks, in die nächste Seitenstraße ab.
    Es lag jetzt in seiner Hand. Wenn er es sich anders überlegte, würde sie ihn aus ihren Gedanken streichen.
    Als sie in der Straße ihres Hotels ankam, sah sie gerade, dass Mai sich ganz in der Nähe mit einer etwas älteren Chinesin unterhielt.
    Eigentlich gab es keinen Grund, dass die Herrin vor ihrer Dienerin Angst haben musste, aber dennoch verspürte Rose ein Kribbeln in ihrer Magengrube, als sie über die Straße eilte in der Hoffnung, dass Mai sie nicht sah.
    Es war fast so wie damals in London, als sie mit ein paar anderen Mädchen nachts heimlich in die Stadt gegangen war, obwohl man ihnen erzählt hatte, dass das aufgrund des herumstreifenden Gesindels gefährlich sei. Unterwegs hatten sie sich wüste Geschichten von Jack the Ripper erzählt, der vor vielen Jahren sein Unwesen getrieben hatte und nie gefasst worden war, und im Schein der Gaslaternen einen wohligen Grusel verspürt. Bei ihrer Rückkehr hatten sie das Gefühl noch verstärkt, indem sie durch den Gang geschlichen waren, an den Mrs Faradays Schlafzimmer grenzte. Es war ihnen tatsächlich gelungen, sie nicht zu wecken – und als sich Rose im Hotel angekommen umsah, stellte sie fest, dass auch Mai sie nicht bemerkt hatte. Mit einem befreiten Lachen wandte sie sich daraufhin der Treppe zu und ignorierte den verwunderten Blick des Portiers, als sie hinaufstürmte.
    »O, schau nur, diese niedlichen Elefanten!«, rief Maggie begeistert und zeigte auf die geschnitzten Figuren, die vor ­einem braungebrannten Jungen in traditioneller Tracht ausgebreitet waren.
    Paul blickte sie ein wenig verwundert an. Am heutigen Tag war sie wie ausgewechselt. Sicher, die Hitze machte ihr noch immer zu schaffen, aber sie hatte sich bei ihrem Spaziergang durch die Stadt kein einziges Mal beschwert. Nicht mal dann, als Paul vorgeschlagen hatte, doch die Fischer beim Einholen der Netze aus dem Meer zu beobachten, hatte sie sich gesträubt – und das, obwohl sie doch fürchten musste, Sand in die Schuhe und eine Salzkruste auf den Lippen zu bekommen. Hatte sie sich etwa an diesen Ort gewöhnt? Oder spürte sie instinktiv seine Unzufriedenheit? Seine innerliche Zer­rissenheit, die über Nacht nur noch größer geworden war?
    »Ja, die sind wirklich sehr niedlich«, entgegnete er und versuchte, sich seine Beklommenheit nicht anmerken zu lassen. »Möchtest du einen?«
    Maggie nickte, und Paul kaufte die kleine, glattgeschliffene Figur, deren Rücken mit zahlreichen kleinen Einritzungen versehen war.
    »Er wirkt fast ein bisschen indisch«, sagte er, als er ihn ihr reichte.
    »Hoffentlich bringt er Glück«, entgegnete Maggie, als sie mit dem behandschuhten Finger über die glatte Oberfläche strich.
    »Das tun Elefanten immer.« Paul küsste sie leicht auf die Schläfe und führte sie dann zur Hoteltür.
    »Sir, da ist eine Nachricht für Sie angekommen«, sagte der Portier, kaum dass er Pauls ansichtig wurde, und streckte ihm einen kleinen Umschlag entgegen. Zunächst wirkte Paul verdutzt, doch als er das Schreiben annahm, erkannte er die Handschrift und konnte sich nur schwerlich beherrschen, nicht zu lächeln.
    »Was ist das für ein Brief?«, fragte Maggie, die mitbekommen hatte, dass er ihn schnell in seiner Tasche verschwinden ließ.
    »Nichts Besonderes. Nur eine Nachricht wegen der Plantage.«
    Jetzt verfinsterte sich Maggies Miene wieder, als hätte sie mittlerweile vergessen, aus welchem Grund sie hier waren.
    Paul versuchte, darüber hinwegzusehen, und führte sie zur Treppe. Kein einziges Wort kam über Maggies Lippen, bis sie ihr Zimmer erreicht hatten.
    »Musst du diese Plantage wirklich kaufen?«, fragte sie, nachdem sie ihren Hut abgenommen hatte.
    Paul zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Was meinst du, warum wir diese Reise hierher gemacht haben? Und ich kaufe die Plantage nicht, ich erwerbe eine Beteiligung.«
    »Aber auch mit der Beteiligung wirst du immer wieder hierher fahren, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich, denn ich muss mich ja um meine Anteile kümmern. Außerdem erwartet der Besitzer von mir, dass ich mich kümmere. Wozu sind Partner da?«
    Maggie kniff die Lippen zusammen. So friedlich sie vorhin noch

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