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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Niederländer, meist in Anzügen oder Gehröcken, unterhielten sich lebhaft, die dazugehörigen Frauen schwatzten mit ihren Nachbarinnen. Rose kannte die Straßen ihrer Heimatstadt noch immer gut genug, um auf schnellstem Wege an einen Ort zu gelangen. Da sie nicht allzu sehr auf ihre Gar­derobe achtgeben musste, eilte sie durch schmale Gassen, in denen der Geruch nach Gewürzen und Unrat förmlich zu stehen schien, sprang über ein Rinnsal aus Waschwasser, das jemand auf die Straße gegossen hatte, und vertrieb mit ihrem Rocksaum einen kleinen Hund, der es sich neben einer Haus­ecke gemütlich gemacht hatte.
    Und da hatte sie es plötzlich vor sich!
    Das Hotel war eines der nobelsten in ganz Padang. Die weiße Fassade hätte auch sehr gut nach London gepasst, auf den Balkonen, über die einige der Zimmer verfügten, standen entweder hell gekleidete Herren, die sich den Verkehr ansehen wollten, oder saßen Damen mit ausladenden Hüten, um sich die Zeit bis zum Lunch zu vertreiben.
    Da die Einheimischen wussten, dass die Engländer gern Souvenirs mitnahmen, lagen auf den Tüchern am Straßenrand Schmuck, verzierte Dosen, Bilder und geschnitzte ­Figuren. Einige europäisch aussehende Leute reihten sich davor auf, während die Einheimischen keine Zeit darauf verschwendeten, sich diese Waren anzusehen.
    Rose zog den Brief aus ihrer Rocktasche und ging mit festem Schritt auf die Hoteltür zu, ein Meisterwerk aus Schnitzerei und Glas.
    Das Innere des Hotels ähnelte den Hotels in London und Paris, und außer den sundanesischen Pagen erinnerte hier kaum etwas daran, dass sie sich auf Sumatra befanden. Die Kristalle und Lichter des prächtigen Kronleuchters spiegelten sich in dem blankpolierten Marmorboden, der in der Mitte mit roten Teppichen ausgelegt war. Der Geruch von Kaffee und Tee hing in der Luft, doch hier fehlten die Gewürze, die durch die Gänge ihres eigenen Hotels schwebten.
    Sich den Anschein gebend, lediglich die Botin zu sein, ein Dienstmädchen ihrer anonymen Herrin, reichte Rose dem rot livrierten Portier den Brief. »Geben Sie das bitte Lord Havenden – nur ihm und niemand anderem.« Ihre Worte unterstrich sie mit einem Geldschein, den sie diskret über den Empfangstresen schob.
    Der Portier musterte sie fragend, nickte dann und ließ den Geldschein unter seiner Hand verschwinden. Den Brief verstaute er sorgsam in einer Schublade, worauf Rose ihm dankte und dann kehrtmachte.
    Draußen hatten sich die Engländer offenbar zum Kauf von einigen Schmuckstücken durchgerungen. Einer von ihnen wandte sich zur Seite und lächelte Rose an. Diese erwiderte das Lächeln unverbindlich und huschte weiter.
    In dem Augenblick sah sie Paul, der ebenfalls vor einer Auslage der Händler haltgemacht hatte. Die Frau an seinem Arm war zweifelsohne seine Verlobte, gekleidet in ein cremefarbenes Kleid, das sie wohl aus Paris hatte, mit hochrotem Gesicht von der Wärme. In der Hand, die sich nicht an Paul klammerte, hielt sie ein filigranes weißes Sonnenschirmchen, das ihr, so dachte Rose ein wenig boshaft, nicht viel bringen würde. Wenn sie erst einmal wieder in England war, war ihre Haut entweder braun wie die Schale einer Haselnuss oder vom Sonnenbrand ruiniert.
    Doch es versetzte ihr einen Stich, dass Maggie sich verliebt gegen seinen Arm lehnte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Paul wirkte nicht, als würde ihn diese Frau nicht glücklich machen. Er hatte nur Augen für sie, sah nicht auf die Straße und bemerkte Rose auch nicht.
    Und wenn er es täte – würde er mich dann erkennen? Würde er zu mir kommen, sie mir vorstellen, mit mir reden? Oder an mir vorbeigehen, als sei ich eine ganz gewöhnliche Frau? Gefällt ihm an mir vielleicht nur mein Glanz?
    Carmichaels Worte kamen ihr wieder in den Sinn, und sie verfluchte sich dafür, dass sie das zuließ. Ein normales Leben … Eigentlich wollte sie einfach ein Leben an der Seite eines Mannes, der sie liebte. Konnte Paul dieser Mann sein? Sie wusste es nicht. Besonders in diesem Augenblick kamen ihr Zweifel, und schon bald wurden sie so stark, dass sie gewillt war, ins Hotel zu laufen und ihre Nachricht zurückzunehmen. Wenn sie sich nicht meldete, wenn sie ihn einfach vergaß … Zweifelsohne würde er eine Gelegenheit finden, sich bei ihr sehen zu lassen. Und dann hätte sie gewiss nicht die Kraft, ihn fortzuschicken.
    Während die Zweifel noch an ihr zerrten, setzte sich das Paar wieder in Bewegung. Der Sonnenschirm der Engländerin versperrte Paul die Sicht auf

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