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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Und schlimmer noch, seine Gedanken wanderten zu Rose, und er fragte sich, wie sie in dieser Situation aussehen würde.
    »Ja, es war alles ein bisschen viel«, erklärte er, während er nach einem Handtuch griff und sich das Haar trockenrieb. Indem er die Augen zusammenkniff, vertrieb er das Bild von Rose.
    »Das ist alles nur diese schreckliche Hitze und dieses schreckliche Land«, brummte Maggie und hakte sich bei ihm ein. »Wir sollten so schnell wie möglich von hier abreisen. Wann willst du dir denn die Plantage ansehen?«
    Maggies Worte erregten erneut tiefen Widerwillen in ihm. Das Land, immer war dieses Land an allem schuld! Warum sah sie denn nicht, wie wunderbar es hier war? Warum wollte sie unbedingt wieder in die graue Kälte Englands? Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er seinen Wohnsitz hierher verlegt. In die Wärme. In das Land, aus dem Rose stammte. Vielleicht würde er hier wesentlich glücklicher werden als in einem kalten Land, mit einer Frau, die sich ständig beschwerte!
    Wie gern hätte er ihr dies ins Gesicht geschleudert, doch wie es ihm sein Vater beigebracht hatte, zügelte er seine Gefühle und verschloss sie angesichts von Maggie. Er streifte ihren Arm nicht ab, wie er es gern getan hätte, und er regte sich auch nicht wegen ihrer Abneigung auf. Er spielte den treusorgenden Gatten, wie man es von ihm erwartete.
    »Tut mir leid, aber ein paar Tage wirst du dich noch gedulden müssen. Mein Anwalt setzt sich jetzt mit dem Plantagenbesitzer zusammen und sucht einen Termin für die Besich­tigung heraus. Wenn ich Bescheid bekomme, werde ich mir einen Führer suchen und dann zusammen mit Mijnheer Dankers aufbrechen.«
    Dass der Termin einzig und allein von Rose abhing und der Anwalt ebenso wie der Plantagenbesitzer nur auf sein Zeichen warteten, brauchte sie nicht zu wissen.
    »Dann hoffe ich inbrünstig, dass dieser Termin bald ist. Ich möchte endlich wieder Zeit mit dir verbringen, ohne von der Sonne geröstet zu werden.«
    Damit zog sie ihn mit sich ins Schlafzimmer. Paul ließ es über sich ergehen, doch als Maggie neben ihm bereits wieder eingeschlafen war, starrte er noch immer an die Decke und versuchte, Herr seiner Gedanken zu werden, die unablässig zu Rose wanderten.
    Da Rose Mai trotz aller Versprechen, keinen Ärger zu machen, nicht mehr vertraute, was ihre Verschwiegenheit gegenüber Carmichael anging, beschloss sie, die Nachricht mit den Konzertterminen persönlich zu Paul zu bringen. Natürlich wusste sie um seine Verlobte, und sie wusste auch, dass sie nicht einfach so in sein Zimmer schneien konnte. Doch der Portier seines Hotels würde sicher nichts dagegen haben, wenn man sein Schweigen kaufte. Sie kleidete sich also in ein einfaches braunes Reisekleid, steckte ihre Haare zusammen und stellte im Spiegel zufrieden fest, dass sie wie eine gewöhnliche Hausfrau aussah, eine von vielen Bewohnerinnen von Sumatra, die zur Hälfte englisch und zur Hälfte einheimisch waren.
    Nachdem sie den diskreten Umschlag, auf dem lediglich Pauls Name stand, in ihrer Rocktasche verstaut hatte, verließ sie das Zimmer. Mai war gerade unterwegs zu einer der Schneiderinnen der Stadt, denn beim Auskleiden war ihr gestern noch ein kleines Missgeschick mit ihrem Kleid passiert. Da Rose Mai beauftragt hatte, so lange zu warten, bis die Schneiderin die aufgerissene Naht genäht hatte, würde sie genügend Zeit haben, um ungesehen zu Paul zu gelangen.
    Es hatte sie nicht viel Mühe gekostet, herauszufinden, in welchem Hotel er untergekommen war. Es gab ein Hotel in der Stadt, das die Engländer bevorzugten und empfahlen – selbst damals in London bei Mrs Faraday war der Name des Öfteren gefallen. Das Newcastle Hotel lag in Hafennähe, als eines der wenigen trug es einen englischen Namen. Ihr eigenes Hotel, das Batang, lag mitten im Stadtzentrum und wurde von Einheimischen betrieben. Eigentlich hatte Carmichael ebenfalls ins Newcastle gewollt, doch die Zimmer waren belegt gewesen, und eigentlich war Rose froh, dass sie mitten in der Stadt, in ihrer alten Heimat, sein konnte.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Carmichael nicht in der Nähe des Hotels herumlungerte – entweder war er auf seinem Zimmer oder er trieb sich Gott weiß wo herum –, trat Rose durch die Glastür und reihte sich dann in den Strom der Passanten ein. Viele von ihnen waren Einheimische, die Frauen trugen entweder ihre Kinder in Tüchern an ihren Leib gebunden oder Körbe mit Reis, Süßkartoffeln oder Früchten. Die

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