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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Vereinbarungen Sie auch mit Warthrop getroffen haben, ich bin immer noch ein Vertreter des Gesetzes –«
    »Keine Immunität, keine Ausrottung, Robert – oder darf ich Sie Bob nennen?«
    »Es ist mir egal, wie Sie mich nennen; ich werde keine solche Garantie geben!«
    »Na schön. Ich denke, ich werde Sie Bobby nennen. Ich mag keine Palindrome.«
    Jetzt war es Morgan, der geneigt schien, sich an Kearns’ Wange zu versuchen. Bevor der Schlag fallen konnte, intervenierte Warthrop, indem er sagte: »Uns bleibt in dieser Angelegenheit kaum eine Wahl, Robert. Er ist der beste Mann für den Job; andernfalls hätte ich ihn nicht hergeholt.«
    »Genau genommen«, sagte Kearns, »bin ich der einzige Mann für den Job.«
    Ihre Diskussion dauerte bis spät in die Nacht: Ein in sich gekehrter Warthrop saß grämlich in einem Sessel, während Morgan und Kearns fintierten und parierten und einander argwöhnisch umkreisten und nach Schwachpunkten absuchten. Nur selten mischte Warthrop sich ein, und wenn er sich dann aus seinem Stupor aufrüttelte, so geschah es, um die Unterhaltung wieder auf das Thema zu lenken, das ihn am meisten beschäftigte: nicht das Wie ihrer Vernichtung, sondern das Wie ihrer Anwesenheit in New Jerusalem. Im Großen und Ganzen wurde er ignoriert.
    Kearns wollte unbedingt, dass der Wachtmeister ihm die volle Kommandogewalt über die Operation garantierte. »Bei einem erfolgreichen Feldzug kann es nur einen General geben«, legte er dar. »Ich kann keinen Erfolg garantieren ohne das völlige und bedingungslose Befolgen meiner Befehle. Jede Verwirrung diesbezüglich ist praktisch gleichbedeutend mit dem Scheitern der Mission.«
    »Natürlich; das verstehe ich«, blaffte Morgan.
    »Welchen Teil? Die Notwendigkeit einer klaren Befehlskette oder dass ich mich an der Spitze dieser Kette befinde?«
    »Ich habe in der Armee gedient, Cory«, sagte Morgan, der es aufgegeben hatte, Kearns bei irgendeinem der anderen angebotenen Namen zu nennen. »Sie brauchen nicht mit mir zu reden, als wäre ich ein Bauerntölpel.«
    »Dann sind wir uns also einig? Sie werden Ihren Männern klarmachen, wer das Sagen hat?«
    »Ja, ja.«
    »Und ihnen Anweisung geben, genau das zu tun, was ich von ihnen verlange, egal wie bizarr oder scheinbar absurd die Forderung ist?«
    Morgan befeuchtete sich nervös die Lippen und schielte in Warthrops Richtung. Der Doktor nickte. Der Wachtmeister schien nicht beruhigt. »Ich komme mir im Moment ein bisschen wie Faust vor, aber, ja, ich werde es ihnen sagen.«
    »Ah, ein Literaturkenner! Ich wusste es! Wenn das hier erledigt ist, Bobby, dann würde ich gern einmal einen Abend verbringen nur mit uns beiden, einem Gläschen Brandy und einem gemütlichen Kaminfeuer. Wir können uns über Goethe und Shakespeare unterhalten. Sagen Sie, haben Sie mal Nietzsche gelesen?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Oh, das müssen Sie einfach! Er ist ein Genie und, nicht ganz zufällig, ein guter Freund von mir. Hat sich ein oder zwei meiner Lieblingsideen geborgt – ›gestohlen‹ will ich nicht sagen –, aber ein Genie ist er allemal.«
    »Ich habe noch nie von dem Mann gehört.«
    »Ich werde Ihnen mein Exemplar von Jenseits von Gut und Böse leihen. Sie können doch Deutsch lesen?«
    »Was soll das Ganze?« Morgan hatte endgültig die Geduld verloren. »Warthrop, was für einen Mann haben Sie hierhergeholt?«
    »Er hat es Ihnen schon gesagt«, entgegnete Kearns und ließ einen Moment lang die fröhliche Fassade fallen. Das Funkeln in seinen grauen Augen erlosch, und plötzlich wirkten sie sehr dunkel, geradezu schwarz, so schwarz und leer wie die Augen eines Hais. Das Gesicht, das vorher die ganze Zeit so lebhaft gewesen war – zwinkernd, grinsend, vor Fröhlichkeit strahlend –, war jetzt so ausdruckslos wie die Augen, starr wie eine Maske, obwohl der Eindruck gegenteilig war, nämlich der einer Maske, die abfiel und den wahren Charakter darunter enthüllte. Dieses Ich besaß keine Persönlichkeit, weder fröhlich noch mürrisch; wie das Raubtier, dessen Augen die seinen jetzt glichen, bewegte ihn keine Emotion, beschränkten ihn keine Bedenken. Einen vielsagenden Moment lang erlaubte Kearns der Maske zu verrutschen, und was darunter lag, jagte mir einen Schauder über den Rücken.
    »Ich – ich habe es nicht böse gemeint«, stotterte Morgan, denn auch er musste das Nicht-Menschliche in den Augen des anderen gesehen haben. »Ich möchte nur einfach nicht mein Leben und das meiner Männer einem

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