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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Ich gehe auf jeden Fall mit.«
    Ich nickte wieder. Ich auch, fürchte ich , dachte ich.
    »Es war Elizabeth«, sagte er. »Mein Traum. Wir waren an diesem dunklen Ort, und ich suchte nach ihr. Sie rief meinen Namen, immer wieder, aber ich konnte sie nicht finden. Ich suchte, aber ich konnte sie nicht finden.«
    »Sie ist jetzt an einem besseren Ort, Malachi«, versuchte ich ihn zu trösten.
    »Das würde ich gerne glauben, Will.«
    »Meine Eltern sind auch dort. Und eines Tages werde ich sie wiedersehen.«
    »Aber warum glaubst du das? Warum glauben wir solche Sachen? Weil wir es wollen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich ehrlich. »Ich glaube, weil ich es muss.«
    Ich trat auf den Flur hinaus und schloss hinter mir behutsam die Tür. Als ich mich umdrehte, um wieder auf mein Zimmerzu gehen, wäre ich beinah mit Kearns zusammengestoßen, der direkt vor seiner Tür stand. Überrascht stolperte ich zurück. Auf Kearns’ Lippen lag ein Lächeln.
    »Will Henry«, sagte er sanft. »Wer ist in dem Zimmer?«
    »Welchem Zimmer, Sir?«
    »Dem Zimmer, aus dem du gerade gekommen bist.«
    »Sein Name ist Malachi, Dr. Kearns. Er ist … Es war seine Familie, die …«
    »Ah, der Stinnet-Junge! Erst nimmt er dich auf und jetzt noch einen. Pellinore ist ja ein richtiger Philanthrop geworden!«
    »Ja, Sir. Ich denke schon, Sir.«
    Ich sah von seinen rauchigen Augen weg, weil ich an die Worte des Doktors dachte: Halte dich von Dr.   John Kearns fern, Will Henry!
    »Henry«, sagte er. »Mir ist wieder eingefallen, warum mir dieser Name bekannt vorkam. Ich glaube, ich kannte deinen Vater, Will, und du hast völlig recht: Er hieß tatsächlich James, nicht Benjamin.«
    »Sie kannten meinen Vater?«
    »Ich bin ihm einmal begegnet, in Amazonien. Pellinore war wieder einmal auf einer seiner donquichottischen Expeditionen unterwegs, ich glaube auf der Suche nach einem Exemplar jenes schwer fassbaren – meiner Meinung nach mythischen – parasitären Organismus, der als Biminus arawakus bekannt ist. Dein Vater war ziemlich krank, wie ich mich erinnere – Malaria, denke ich, oder irgendeine andere verdammte Tropenkrankheit. Wir lassen uns von Kreaturen wie den Anthropophagen in helle Aufregung versetzen, und dabei ist die Welt gerammelt voll mit Wesen, die uns fressen wollen. Hast du mal vom Candiru gehört? Er ist auch im Amazonas heimisch und, anders als der Biminus arawakus , nicht schwer zu finden, insbesondere wenn man das Pech hat oder dumm genug ist, sich in der Nähe von einem zu erleichtern. Es ist ein winziger, aalartiger Fisch mit nach hinten zeigenden, rasiermesserscharfen Stacheln entlang der Kiemen, die er wie einen Schirm entfaltet,sobald er in seinem Wirt ist. Für gewöhnlich folgt er dem Geruch des Urins in die Harnröhre, wo er sich festsetzt, um sich vom Inneren des Wirts zu ernähren, aber es hat auch Fälle gegeben, wo er stattdessen durch den Anus eindringt und beginnt, sich seinen Weg durch den Dickdarm zu fressen. Natürlich wird er immer größer, während er frisst, und ich habe mir sagen lassen, dass Worte nicht in der Lage sind, die Schmerzen zu beschreiben. Das Ganze ist so qualvoll, dass das übliche einheimische Heilmittel darin besteht, den Penis einfach abzuhacken. Wie findest du das?«, schloss er mit einem breiten Lächeln.
    »Wie ich es finde, Sir?«, stammelte ich.
    »Ja, wie findest du es? Was hältst du davon? Oder der Spirometra mansoni , im Allgemeinen als Plattwurm bezeichnet, der bis zu vierzehn Zoll lang werden kann und sich in deinem Gehirn niederlässt, wo er sich von deiner Hirnsubstanz ernährt, bis du nur noch dahinvegetierst? Oder Wuchereria bancrofti , ein Parasit, der in die Lymphknoten eindringt und seine männlichen Wirte oft dazu bringt, Hoden von der Größe von Kanonenkugeln zu entwickeln. Was sollen wir von ihnen halten, Will Henry, und von den zahlreichen anderen? Welche Lehre können wir daraus ziehen?«
    »Ich – ich … Ich weiß es wirklich nicht, Sir.«
    »Demut, Will Henry! Wir sind bloß Teil eines großen Ganzen, in keiner Weise überlegen, ganz und gar nicht die Engel im irdischen Gewand, die wir vorgeben zu sein. Ich glaube, der Candiru kümmert sich einen Dreck darum, dass wir einen Shakespeare hervorgebracht oder die Pyramiden gebaut haben. Ich glaube, wir schmecken einfach gut … Was ist, Will? Du bist ganz blass geworden. Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, Sir. Ich bin nur sehr müde, Sir.«
    »Wieso bist du dann nicht im Bett? Wir haben

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