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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Metallstange von etwa vier Fuß Länge und zwei Zoll Umfang zutage, die an einem Ende spitz war und am andern eine kleine, runde Öffnung bildete. Sie sah aus wie eine monströse Nähnadel. Das Letzte, was er herausnahm, war ein großer Hammer, so groß wie diejenigen, die man zum Einschlagen von Gleisnägeln benutzt. Er warf sich das Seil über die Schulter, nahmHammer und Stange in die Hand und forderte mich auf, ihm zu folgen.
    Als ich hinter ihm hertrabte, hörte ich den Wachtmeister flüstern: »Wozu zum Teufel ist das alles?«
    Und Warthrops Antwort, mit einer Stimme voller Abscheu: »Zur Befestigung des Köders.«
    Ungefähr zwanzig Yards von der Baumlinie entfernt blieb Kearns stehen, ließ sich auf dem nassen Boden auf ein Knie nieder und blinzelte durch den grauen Dunst zur Plattform hin.
    »Ja, das müsste ungefähr hinkommen. Halt die Stange so, Will Henry, mit beiden Händen, während ich sie einschlage. Nicht bewegen jetzt! Ein Fehlschlag, und ich breche dir den Arm!«
    Ich kniete mich in den Schlamm und stieß das spitze Ende der Stange in den Boden. Er schwang den Hammer hoch über seinem Kopf und ließ ihn heruntersausen, und der quadratische Hammerkopf traf die Metallöse mit so viel Wucht, dass winzige Splitter in sämtliche Richtungen flogen. Das Tönen des Aufpralls echote schallend über die Friedhofsanlage. Die Männer, die gerade die Querverstrebungen auf die Plattformbeine nagelten, erschraken bei dem Geräusch und drehten besorgt die Köpfe. Dreimal hob Kearns den Hammer, und dreimal ließ er ihn fallen. Jeder Schlag hallte in meinen Armen nach, und ich biss die Zähne zusammen, um mir nicht versehentlich die Zunge durchzubeißen.
    »So; einer noch, dann müsste es genügen«, murmelte Kearns. »Willst du es mal versuchen, Will?« Er bot mir den riesigen Hammer an.
    »Ich glaube nicht, dass ich ihn heben könnte, Sir«, erwiderte ich völlig ehrlich. »Er ist so groß wie ich.«
    »Hmm. Du bist schon ziemlich klein für dein Alter. Wie alt bist du überhaupt? Zehn?«
    »Zwölf, Sir.«
    »Zwölf! Ich muss einmal ein Wörtchen mit Pellinore reden. Es kann nicht sein, dass er dir ordentlich zu essen gibt.«
    »Das Kochen erledige ich, Sir.«
    »Wieso überrascht mich das nicht?«
    Er verpasste der Stange noch einen dröhnenden Schlag, ließ den Hammer fallen und zerrte mit beiden Händen an dem Eisen, wobei er vor Anstrengung grunzte.
    »Das müsste reichen«, meinte er nachdenklich. »Wie viel wiegst du, Will?«
    »Ich weiß nicht genau, Sir. Fünfundsiebzig, achtzig Pfund?«
    Er schüttelte den Kopf. »Man sollte den Mann anzeigen. Hier.« Er fädelte das kettenlose Ende des Seils durch die Öse und band es mit einem komplizierten Knoten fest. Dann befahl er mir, das andere Ende zu nehmen – das, an dem die Kette festgemacht war – und auf die Bäume zuzugehen, bis das Seil straff war.
    »Jetzt fest dran ziehen, Will!«, rief er leise. »So fest du kannst!«
    Er stand da, den linken Arm in die Hüfte gestemmt, mit der rechten Hand den Schnurrbart streichelnd, und beobachtete die Auswirkungen auf die Metallstange, als ich auf die Bäume zustapfte und dabei immer wieder auf dem glatten Boden ausrutschte. Er gab mir ein Zeichen, stehen zu bleiben, hob den Hammer auf und versetzte der Stange einen letzten, mächtigen Schlag. Dann bedeutete er mir, zu ihm zurückzukommen.
    »Ein bisschen zu lang, Will Henry«, sagte er. Er löste den Knoten, zog das Hosenbein hoch und nahm ein Bowiemesser aus der Scheide, die um seine Wade geschnallt war. Er schnitt ein zwei Fuß langes Stück ab; die Klinge durchtrennte das dicke Seil, als wäre es ein Baumwollfaden. Anschließend befestigte er das Seil wieder an der Stange. »Du findest drei Bündel mit Holzpflöcken in derselben Kiste, Will Henry. Sei so gut und bring sie mir, ja?«
    Ich nickte, noch etwas außer Atem von meinen Anstrengungen, und rannte zurück zum Transportfuhrwerk, um seinem Wunsch Folge zu leisten. Warthrop und Morgan waren in einen heftigen, geflüsterten Wortwechsel verstrickt, als ich ankam; Morgan unterstrich jeden seiner Punkte mit einem Stoß seines Pfeifenstiels in die Brust des Doktors.
    »Eine vollständige Untersuchung! Eine eingehende Prüfung! Man kann mich nicht an Zusagen binden, die ich unter Zwang gegeben habe, Warthrop!«
    Als ich zu Kearns zurücktrottete, zog er soeben sein durchnässtes Diagramm zu Rate und schritt die Abmessungen seines Rings des Gemetzels ab. Er zeigte mir, wo ich in Abständen von vier Fuß die

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