Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey

Vom Netzwerk:

Malachi.
    »Will Henry!«, rief der Doktor aus. Er schaute mich verwundert an.
    »Er hat mir das Leben gerettet«, beteuerte Malachi.
    »Nicht nur dir«, sagte Warthrop. Er kniete sich neben die Frau, fühlte ihren Puls und erhob sich dann. »Sie hat das Bewusstsein verloren – und sehr viel Blut. Wir müssen sie sofort ins Krankenhaus schaffen.«
    Er eilte davon, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Malachi hob die zerschmetterten Überreste seines Gewehrs auf und ging auf den rauchenden Ring zu, ehe Morgan und seine Männer sich versammelt hatten. Kearns entdeckte ich nicht. Nach einem Augenblick kam der Doktor mit O’Brian zurück, und zusammen trugen sie die Frau zum Transportfuhrwerk, während ich nebenherging und die provisorische Kompresse auf ihren Bauch drückte.
    »Was soll ich den Ärzten sagen?«, fragte O’Brian.
    »Die Wahrheit«, antwortete Warthrop. »Sie haben sie verletzt im Wald gefunden.«
    Wir gesellten uns zu den andern, die im Niemandsland zwischen der Plattform und dem schwelenden Graben standen. Niemand sprach. Es war, als ob wir alle auf etwas warteten, aber keiner konnte sagen, worauf genau wir warteten. Die Männer wirkten konfus; ihr Atem ging flach, und ihre Wangen waren stark gerötet. Morgan zündete sich mit zitternden Fingern seine Pfeife an; die Streichholzflamme funkelte in seinem beschlagenen Kneifer. Warthrop gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen, und sprang durch die wogende Rauchwand aufs Schlachtfeld. Dort entdeckten wir Kearns, der vorsichtig durch dasGewirr der Albinogliedmaßen und die verdrehten Rümpfe seiner Opfer schritt, deren Körper in der warmen, feuchten Luft dampften.
    »Warthrop, leihen Sie mir Ihren Revolver.«
    Ich reichte ihn ihm. Er rollte eine der Kreaturen – ein großes Weibchen – mit Tritten auf den Rücken, und ihr Körper zuckte als Antwort darauf. Eine Pranke schlug schwach nach seinem Bein. Kearns stieß ihr den Lauf in den Bauch und drückte ab. Er ging zu einer anderen hinüber, stieß ihr mit der Stiefelspitze in die Seite und schoss dann, nur zur Sicherheit, auch auf sie. Er neigte den Kopf und lauschte nach etwaigen Geräuschen von Leben. Ich hörte nur den zischenden Graben und den sanften, wispernden Regen. Kearns nickte befriedigt und gab dem Doktor die Waffe zurück.
    »Zählen Sie sie, Warthrop. Du auch, Will Henry. Wir werden unsere Ergebnisse vergleichen.«
    Ich kam auf achtundzwanzig von Kugeln durchsiebte, von Granatsplittern zerfetzte Leichen. Der Doktor stimmte mit mir überein; er hatte dasselbe gezählt.
    »Ist auch meine Zahl«, stimmte Kearns zu.
    »Da ist noch einer, Sir«, sagte ich. »Unter der Plattform.«
    »Unter der Plattform?«, fragte Kearns verblüfft.
    »Ich habe ihn getötet.«
    » Du hast ihn getötet?«
    »Ich habe ihn angeschossen, dann habe ich ihm in die Augen gestochen, und dann habe ich ihm ins Gehirn gestochen.«
    »Ins Gehirn gestochen!«, rief Kearns lachend. »Gut gemacht, Mr. Monstrumologenassistentenlehrling! Sehr gut gemacht fürwahr! Warthrop, verleihen Sie diesem Jungen die höchste Auszeichnung der Gesellschaft für Tapferkeit!«
    Sein Lächeln schwand, und seine grauen Augen schienen sich zu verdunkeln.
    »Das macht neunundzwanzig. Gehen wir dazu von drei, vier unreifen Jungtieren aus, die irgendwohin in Sicherheit gebracht wurden, und wir sind bei zwei- oder dreiunddreißig.«
    »Ungefähr das, was wir geschätzt haben«, sagte Warthrop.
    »Ja, nur dass …«, begann Kearns mit einem seltenen Anflug von Ernsthaftigkeit. »Wir werden ein Licht holen, um sicherzugehen, aber ich kann kein Weibchen finden, auf das Ihre Beschreibung passt. Warthrop, die Matriarchin ist nicht hier.«
    Morgan hatte seine Fassung teilweise wiedererlangt, als er sich zu uns unter die dampfenden Kadaver gesellte. Angespannt bis zur Zerreißgrenze durch die Ereignisse der beiden vorangegangenen Tage, war nicht viel Fassung zum Wiedererlangen für ihn übrig, aber dennoch genug, wieder ein gewisses Maß seiner Autorität geltend zu machen – oder es zumindest zu versuchen. Der Tonfall, in dem er sich an Kearns wandte, war streng und unnachgiebig.
    »Sie sind verhaftet, Sir!«
    »Wie lautet denn die Anklage?«, erkundigte sich Kearns kokett.
    »Mord!«
    »Sie ist am Leben, Robert«, sagte Warthrop. »Jedenfalls war sie das, als sie weggebracht wurde.«
    » Versuchter Mord! Menschenraub! Grob fahrlässige Gefährdung! Und … und …«
    »Jagd auf kopflose Monster außerhalb der Saison«, bot Kearns hilfsbereit